Party.San 2011

Party.San 2011

1349AbortionAbsu [US]BelphegorByfrostDarkened Nocturn SlaughtercultDawn Of DiseaseDecapitatedDesultoryDew-ScentedEnsiferumExhumedHail Of BulletsHeidevolkMorbid AngelMorgothNachtmystiumNegura BungetPanzerchristPrimordialPuteraeonSkeletonwitchTaakeTriptykonTruppensturmUrgehalWatainWitchburner
Schlotheim, Flugplatz
11.08.2011
Und täglich grüßt das Murmeltier? Das war einmal, denn nach dem Desaster im letzten Jahr und den fast schon unzumutbaren Zuständen gibt es eine neue Location, nämlich den Flugplatz Schlotheim, der ca. 20km nördlich von Bad Berka liegt. Eigentlich kein großes Ding bei der Anreise möchte man meinen, doch Umleitungen und Baustellen lassen einen fast schon daran verzweifeln, wie lange man für 20km brauchen kann.
Doch schließlich erreicht man sehnsüchtig den neuen Platz und stellt erst mal zwei Dinge fest: Erstens ist das neue Gelände um Längen besser und katastrophensicherer als Bad Berka, und zweitens weht ein ganz ordentliches Lüftchen, was einem die Arbeit beim Zeltaufbau deutlich erschwert. Wenn man dann sieht, wie groß die Belastung für das eigene Wohnquartier zu sein scheint, wundert es nicht, dass der Wind in der Nacht zuvor das Dach der Bühne abgedeckt hat und dieses nun munter im Wind flattert. So kann natürlich keine Band auftreten, weswegen alle Bands am Donnerstag kurzerhand ins Party Zelt verlegt werden. [ms]

Endlich wieder August, endlich wieder Party-San. Der Kult geht weiter, nur eben dieses Mal an einem anderen Ort, dem Flugplatz in Schlotheim. Schon beim Befahren des Geländes erweist sich selbiges als Glücksgriff, denn breite Betonwege wechseln sich mit Grünflächen ab, so dass es logistisch nichts zu meckern gibt und jeder seinen Zeltplatz und das dort wartende Bier schnell und sicher erreichen kann. Das Gelände vor der Bühne ist ebenfalls spitze, bis zum Soundtürmchen kann man auf Beton verweilen, dahinter schließen sich Grasflächen an, auf die man sich setzen und chillen oder eben unverletzt hinfallen kann. Bei solch optimalen Startbedingungen heißt es, schnell das Zelt aufbauen, ein bis fünf Hülsen hinter die Binde kippen und ab geht’s!

Donnerstag, 11.08.

Obwohl ich BYFROST nicht wirklich sehen will, erkunde ich schon mal das Gelände, und da fällt eines sofort auf, der Raum vor der Bühne ist abgesperrt und ein Feuerwehrauto parkt in der FoH. Was das soll? Das frage ich mich, und schnell ist das Dilemma in Erfahrung gebracht: Aufgrund des Sturms, der hier über das Land fegt, ist irgendetwas mächtig schief gegangen, und das Dach der Bühne wurde teilweise abgeweht. Das wiederum bedeutet in der Konsequenz nichts Gutes, denn die Hiobsbotschaft dringt schnell zu uns durch: Alle Bands des Donnerstag werden im Partyzelt auftreten. So ein Mist, aber man kann es nun mal nicht ändern, also ab zu BYFROST ins Zelt.
Die legen zwar gut los mit ihrer Mischung aus Black, Death und Thrash, doch der Sound ist gelinde gesagt dünn und nach ein paar Songs kennt man die Zutaten der Norweger. Man bekommt also ein Süppchen gekocht, bei dem Salz und Pfeffer fehlen, ein Totalausfall sind BYFROST allerdings nicht. Eigentlich für den Auftakt eines Festivals ganz gut, durchaus unterhaltsam, aber eben auch nichts, was einen vom Hocker haut. [ph]

Den Auftakt in dieser nun fast schon familiären Stimmungsburg auf beengtem Raum machen die Norweger von BYFROST. Wie immer kommen einige Leute für die erste Band des Festivals, aber scheinbar hat es sich noch nicht überall rumgesprochen, was Petrus dem PSOA beschert hat, denn es stehen einige dutzend Leute munter vor der Bühne und warten darauf, dass es nun doch endlich mal losgehen soll. Wie dem auch sei, im Zelt ist bereits beste Stimmung, höchstwahrscheinlich durch die nun viel dichter stehenden Menschen, aber sicherlich auch wegen der Spielfreude, die BYFROST von der Bühne runterschicken. Ein schlechter Start eines Festivals sieht anders aus. [ms]

DEW-SCENTED sind da eine andere Hausnummer und haben deutlich mehr Wumms im Hintern. Das Zelt ist auch deutlich voller als zuvor, aber der Sound ist und bleibt beschissen. Viele scheint das nicht zu stören, ich allerdings muss zu den Oropax greifen, denn alles ist einfach nur schreiend laut und schrill. DEW-SCENTED werden immer gelobt für ihre Liveperformance und die ist auch gut, dennoch stellen sich schnell Abnutzungserscheinungen ein, denn irgendwie klingen nach dem vierten Song alle Kompositionen gleich. [ph]

Während mittlerweile die Feuerwehr mit dem Leiterwagen angerückt ist, um der Crew mit dem kaputten Dach zur Hilfe zu eilen, stehen DEW-SCENTED auf der Bühne und geben richtig Vollgas. Die Stimmung im Zelt heizt sich dabei immer weiter auf, was neben der momentan recht starken Sonne natürlich an den feiernden Menschen liegt. Die haben richtig Lust auf thrashigen Death Metal und die etwas dümmlichen Sprüchen von Frontman Leif. Ich bin mittlerweile auch schon gut dabei und überlege mir gerade, wie es wäre, an jedem Tag die ersten Bands im Zelt unterzubringen.

Solche Gedanken werden aber vorerst zur Seite geschoben, denn immerhin kommt nun eine Band, auf die ich mich persönlich schon sehr gefreut habe und für die selbst DEW-SCENTED gerade eben noch viel Werbung gemacht haben. Die Rede ist von ABORTED. Die setzen auch gleich von Anfang an die Messlatte noch ein Stück höher und geben den Zuhörern Kostproben ihrer kompletten Diskografie. Von der „Purity of Perversion“ bis hin zur aktuellen EP „Coronary Reconstruction“ wird alles mindestens einmal abgedeckt. Nun macht sich aber auch bereits das erste Manko des Zeltes bemerkbar, denn die Akkustik scheint für so einen komplexen Metal nicht ausreichend zu sein. Zumindest wirkt der Sound zu verwaschen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ABORTED richtig Gas geben, eine Wall of Death mit eher mäßigen Erfolg versuchen und sich nun sogar der Mond von seiner besten Seite zeigt. [ms]

Auf ABORTED habe ich mich im Vorfeld besonders gefreut, denn Sven und seine grindigen Todesmannen habe ich ewig nicht live erleben dürfen. Umso größer ist dann die Enttäuschung, denn der Sound ist abermals unter aller Kanone und die schrillen Tönen ruinieren fast mein filigranes Lauscheöhrchen. Uncool!

Erstmals bei den rumänischen Kauzen NEGURA BUNGET strahlt mein metallisches Herzchen, denn die Avantgarde Black Metaller haben einen guten Sound und kommen wie immer erhaben daher. Also hinstellen, Klappe halten, Augen schließen und treiben lassen. Klappt wunderbar. So vergeht der Auftritt allerdings viel zu schnell, vielleicht auch weil NEGURA BUNGET eine gefühlte Ewigkeit beim Soundcheck verplempert haben. Sei’s drum, der Auftritt war mal wieder ganz großes Kino. Hut ab! [ph]

Mit guter Laune geht’s für mich weiter im Programm mit NEGURA BUNGET. Das ist bisher die erste Band, die ihre Enttäuschung über diese kleine Bühne nicht einfach wegblasen kann, und so gibt es hier den ersten Dämpfer des Festivals. Nicht gerade sehr gesprächsfreudig und ziemlich lethargisch betreten sie die Bühne und spulen ihr Programm ab. Anfangs deutlich ungewohnt, solch eine Musik im Party Zelt zu hören, doch nach einiger Zeit gewöhnt man sich daran. Über kleinere Schönheitsfehler wie z.B. manche nicht hörbare akustische Instrumenten und einige Intonationsfehler beim Gesang kann ich persönlich hinwegsehen. Wenigstens ist das Klangbild viel ausgeglichener als bei den bisherigen Bands, die im Gegensatz zu den Rumänen nur auf laut setzten. Trotzdem erfährt man im Gespräch mit den anderen Besuchern, dass dieser Auftritt einer der umstrittensten dieses Festivals ist. Viele sehen den Auftritt aber auch als gelungen und feiern NEGURA BUNGET zum Abschluss mit einem gewaltigen Applaus. [ms]

Um 21:00 geht es dann für mich zu den Rumänen von NEGURA BUNGET. Leider muss ich dabei allerdings bemerken, dass man sich auf einem Festival wie dem PSOA erst einmal ein bisschen umschauen sollte, wenn man zuvor nur auf Wald- und Wiesen-Festivals mit zehnfach kleinerem Budget und maximal 2000 Besuchern anzutreffen war. Ansonsten kann es in Verbindung mit Dunkelheit vorkommen, dass man ab einem bestimmten höheren Pegel schlicht und ergreifend die Möglichkeit verliert, die Bühne zu finden und sie überhaupt noch rechtzeitig zu erreichen. Aber nun ja, einigen Erzählungen und Rückmeldungen zufolge waren NEGURA BUNGET eher schwach. Einige schienen gar belustigt, geht man nach Aussagen wie: „Wie NEGURA BUNGET waren? Naja, da kamen ein paar Rumänen auf die Bühne und einer von denen kloppte anschließend auf ’nem Holzbrett rum.“ [mj]

DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT werden vom mir ignoriert, da ich persönlich die Band einfach nur grässlich finde und mich heute noch ärgere, weil ich auf dem Metalfest ENTOMBED sehen wollte und DNS davor spielten. Damals habe ich die Zeit um eine Stunde verpeilt und mir den kompletten Gig von DNS reingezogen, das soll mir heute nicht noch einmal passieren. Also ab zum Zeltplatz und nochmal die Schädel verursachende Erbeerweinschorle eingeflößt. Yummie!!! [ph]

Auf einmal bemerke ich, wie die Stimmung umkippt in dunkle und abgrundtiefe Qualen voller Hass. Ich bemerke, wie alle Kreuze im Raum auf einmal anfangen rot zu glühen und sich wie von Geisterhand auf den Kopf drehen. Das kann nur eines bedeuten: Die Todesengel von DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT haben die Bühne betreten und ihre magische Aura ausgeworfen, um Anhänger für ihre dunkle und zerebrale Messe anzulocken. Mich als getauften Christen lässt das natürlich völlig kalt und so fliehe ich erst mal aus dem Zelt, das für mich nun eindeutig zu voll wird. Immerhin hört man draußen auch noch ganz gut und für diesen stumpfen Black Metal reicht es sowieso. Man merkt es schon, ich bin nicht der größte Fan dieser Band. Also was kann ich sagen? Die Leute gehen voll ab auf die Musik (und die Show?!?!?), das Zelt wird immer voller, das Gedrängel immer größer. Dennoch gibt es genügend Leute, die so denken wie ich und eine kurze Bummeltour durch die Stände vorziehen. [ms]

Die polnische Dampframme DECAPITATED bittet dann zur gemeinschaftlichen Haarverwuselung. Der Sound ist besser als bei den Bands am frühen Abend, aber eben noch nicht perfekt. Der fette Punch fehlt einfach. Die Band ist gut drauf und brettert ein technisches Monster nach dem anderen auf die Meute ab. Decapitated sind spielerisch absolut der Hammer und sie haben Bock auf das, was sie da tun. Sehnsüchtig warte ich auf den Überhit ’’Spheres of Madness’’, doch er kommt nicht. Sänger Rafal erklärt mir später bei einem Bierchen, dass das durchaus Absicht war, da man eben nicht immer die gleichen ollen Kamellen spielen will. Da er supersympathisch rüberkommt, sei ihm und seinen Kollegen das Streichen des Songs aus der Setlist verziehen. [ph]

Nun kommt endlich eine Band die schon eher meinem Geschmack entspricht, DECAPITATED. Ausreichend Platz ist wieder vorhanden und die Stimmung ist ähnlich wie bei DEW-SCENTED, nur mit weniger Ansagen vom Frontman und dafür umso mehr Brutal Death Metal. Hier höre ich auch zum ersten mal Songs von ihrer neuen Scheibe „Carnival Forever“ und muss sagen, dass ich mich zumindest live nicht besonders damit anfreunden kann. Dennoch ist die ganze Sache nach DNS eine gute Abwechslung, ansonsten aber recht ereignislos.

Achja, endlich der Headliner des heutigen Abends. Normalerweise bin ich ja kein Fan von Doom Metal, aber was ich hier bei TRIPTYKON sehe, ist einfach nur klasse. Die Atmosphäre ist atemberaubend, die Lichtershow hat einen besonderen Reiz und nach ein oder zwei Bierchen an diesem Abend entwickelt sich alles zu einer monumentalen Show auf kleinsten Raum. So stehe ich richtig gebannt für ca. 45 Minuten vor der Bühne und muss dann mit Bedauern feststellen, dass die Jungs schon wieder die Bühne verlassen. Viel zu kurz, sowohl für mich als auch für die restlichen 95% des Publikums, die alle noch für ein paar Minuten stehen bleiben. Aber nun ist die Band weg und man steht richtig leer und ausgeblasen in der Gegend rum. Als Rausschmeißer ist TRIPTYKON sicherlich keine gute Wahl, doch gegen dieses beklemmende Gefühl der Leere gibt es schnell ein paar Met im Kreise der besten Freunde und die Sache ist gegessen. [ms]

Tom Gabriel Fischer ist als nächstes dran. Seine neue Kombo TRIPTYKON ist nach Schlotheim angerollt, um alles und jeden in höllisch langsamen Tempo plattzumachen. Der Plan geht nur bedingt auf, denn das Partyzelt ist einfach zu klein für solch eine Band. Der Sound ist zu dünn, die Gitarren müssten eigentlich in der Magengegend hämmern, doch leider wird bei der Lautstärke und dem nicht vorhandenen Bass keine einzige Wampe im Publikum in Wallung gebracht. Sehr sehr schade, TRIPTYKON hätte ich gerne bei imposanten Lichtspiel und fettem Sound erlebt, doch in dem kleinen Partyzelt will keine Stimmung aufkommen, von Atmosphäre ganz zu schweigen. Vielleicht beim nächsten Mal. Außerdem ist es ziemlich uncool, dass die Band sich kurz vor dem Auftritt entscheidet, dass sie nicht fotografiert werden will. Öde! [ph]

Freitag, 12.08.

Langsam quäle ich mich aus meinem Zelt oder besser gesagt dem „Grab von Jack Wolfskin“ wie es zwei vorbeigehende Personen gestern Nacht nannten und mich damit aus dem Schlaf rissen. Naja, wenigstens ist es wasserdicht, im Gegensatz zu dem zusammengefallenen Zelt gegenüber von mir. Freuen wir uns lieber auf das Highlight des heutigen Tages, MORBID ANGEL. Nun müssen wir nur noch hoffen, dass das Wetter auch mitspielt, denn heute ist die Bühne ja wieder aktiv. [ms]

In aller Herrgottsfrühe beginnt der Tag schließlich mit dem Flunkyball-Turnier, welches ich ab dem Viertelfinale gespannt mitverfolge. Über den Sinn so eines Wettbewerbs lässt sich zwar sicher streiten, allerdings hat er sein Ziel nicht verfehlt, welches ist, den Leuten Spaß zu bereiten. Verwunderlich ist jedoch, dass manche Teilnehmer, die bis in die Finalrunden gekommen sind, wahrscheinlich bereits von Anfängern dieses „Sports“ besiegt werden könnten. Jemand, der eine Studie zum Thema „Menschen und Gesellschaftsspiele“ verfassen müsste, hätte seine helle Freude gehabt, hätte er gesehen, dass manche Teams beinahe komplett ausgewechselt werden müssen, da eine ganze Horde bis kurz vor der Kotzerei nachgeschüttet hat. Ein halbes Dutzend Teilnehmer mit Mägen aus Stahl können so nicht mehr an sich halten, spielen aber dennoch nach kurzer Pause weiter, als wäre nichts gewesen. Bewundernswert? Man weiß es nicht. Unterhaltsam allemal! [mj]

Bis zu MA ist es aber noch ein langer und harter Weg der mit PUTERAEON seinen Anfang nimmt. Und pünktlich zum Opener des heutigen Tages zeigt sich auch die Sonne, so sind relativ viele Menschen vor der mittlerweile reparierten Bühne gewiss. Die meisten sitzen recht entspannt im Gras, nur ein kleiner Teil vor der Bühne. Kein Wunder bei dieser egoistischen Spielweise ohne Kontakt zum Publikum. Ich hingegen nutze die Gunst der Stunde und führe eine kleine Befragung zu PUTERAEON unter den anwesenden Bloodbrothers durch:
Duramath: „War gut“
Wingtor: „Nicht schlecht, catchy riffs“ [ms]

Der Freitag beginnt mit PUTERAEON eher unspektakulär, aber dennoch irgendwie schön old schoolig. Die Schweden klingen authentisch nach ihrem Herkunftsland, und das kann ja mal überhaupt nicht schaden. Überraschungen sind hier fehl am Platz und man kann man sich bei PUTERAEON allmählich warmnicken. [ph]

Nun stürmen TRUPPENSTURM auf die Bühne (höhö) und setzen nahtlos dort an, wo PUTERAEON aufgehört haben. Auch hier eher wenig Sätze an das Volk, dafür mehr Musik, jedoch recht aussagelos. Naja, ganz nett, aber bisher noch kein besonderes Vorkommnis für diesen Tag. [ms]

Warum TRUPPENSTURM die Berechtigung haben, auf dem Party-San spielen oder überhaupt existieren zu dürfen, frage ich mich doch ernsthaft bei dieser Performance der Knüppelkombo. Stumpf, stumpfer, TRUPPENSTURM. Völlig beschissen! [ph]

Um 14:45 geht es weiter mit den War Black Metallern TRUPPENSTURM, bei denen sich die Zuschauerreihen bereits merklich füllen. Was dem einen oder anderen sicher zusagen dürfte, ist der Fakt, dass der Sound stark an den der aktuellen Scheibe „Salute to the Iron Emperors“ erinnert. Ich für meinen Teil sehe in den Westdeutschen vor deren Auftritt nicht viel mehr als solides Geballer, die Jungs haben mich allerdings vom Gegenteil überzeugt. Für so ein kompromissloses und massives Death Black Metal-Dauerfeuer mit Songs, die anscheinend überwiegend vom aktuellen Album stammen, ist eine Aufwertung zu fettem Geballer klar angebracht. Die Fans werden es genauso sehen. [mj]

Ein ganz anderes Kaliber sind dann meine Lieblinge von URGEHAL. Hach, was ist es schön, bei Black Metal das Tanzbein und die Hüfte zu schwingen. Die Rock'n'Roll-Nummern der Norweger sind simpel, ohne Schnickschnack und machen einfach gute Laune, obwohl das ja vielleicht beim Black Metal gar nicht erlaubt ist. Mir egal, speckige Hosen und ein MAIDEN-Aufnäher sind trve, Sänger Trondr beweist das am heutigen Tage. Ein AUTOPSY-Song wird noch fein gecovert und alle sind zufrieden. So muss Satanic Black Metal in Hell klingen! [ph]

Der Nachband URGEHAL kann ich live, im Gegensatz zur Studiomucke der Norweger, aber nicht mehr viel abgewinnen, sodass ich mir erst einmal genüsslich was zu futtern und ein schönes ungarisches Bier mit unseren überaus netten Zeltnachbarn gönne.
Auch bei URGEHAL scheint das Feedback der Zuhörerschaft jedoch positiv auszufallen. [mj]

Auch ich überspringe URGEHAL gekonnt, um mir auf dem Campingplatz die zwei besten Schnitzel aller Zeiten reinzudrehen, natürlich im Schnelldurchgang, denn von SKELETONWITCH erwarte ich mir die erste geile Stimmung an diesem Tag. Und wirklich, frisch gestärkt von einer ordentlichen Portion Fleisch, sind die Jungs aus Ohio genau das, was ich nun brauche. Auch die restlichen Besucher scheinen ähnlich gut gegessen zu haben wie ich, denn es bildet sich die erste richtige Crowd an diesem Tag und die Stimmung ist schon richtig gut. Dabei können SKELETONWITCH vor allem mit „Repulsive Salvation“ überzeugen, wo ich mich gar nicht mehr halten kann. Live einfach ein geiler Song. Allgemein halte ich SKELETONWITCH für eine geniale Live Band. [ms]

Und nochmal ne Runde Schwedenhappen. Die mir völlig unbekannten DESULTORY sind nun an der Reihe und sind in jedem Falle tighter als ihre Landsmänner von PUTERAEON. Die Stimmung ist prächtig, allerdings für die meisten Besucher nur kurzweilig, denn mitten in den brachialen, aber auch groovenden Nummern fängt es abartig an zu schiffen, so dass sich ein Großteil der Zuschauer ins Partyzelt zurückzieht. Ich halte es auch nicht lange im Freien aus und gehe mir erst mal Hemd und Hose wechseln. [ph]

Pünktlich zu DESULTORY gesellt sich auch wieder der beste Freund des PSOA zu uns, der Regen. Ein richtig heftiger Schauer zieht über die Köpfe drüber und so gibt es vielleicht nur noch einhundert tapfere Krieger, die keinen Unterschlupf im Zelt suchen. Meine Wenigkeit gehört auch dazu, weil es sich für diese Band lohnt nass zu werden. Die Tracklist verläuft quer durch alle Alben und nach fast einer Stunde Spielzeit entlassen sie uns mit „Into Eternity“ aus ihrem Bann. Mir hat diese Band rückblickend sehr viel Laune gemacht, die bei gutem Wetter natürlich noch besser gewesen wäre. [ms]

Bei dem starken Regen werden Erinnerungen an ein total verschlammtes Festivalgelände in Bad Berka wach, doch in Schlotheim ist der Boden spitze und das Wasser kann ablaufen. Es gibt also keine Schlammbecken und Riesenfützen. Da freut sich der über die Jahre immer mal wieder geschundene Metaller doch sehr! [ph]

Jetzt heißt es abwarten und Tee trinken (oder waren es doch ein paar Gläser Met?) bis ABSU auf die Bühne treten und nach der kurzen Durchsage „We are ABSU from Texas“ anfangen, ihre Setlist runterzuzocken. Schnell wird klar, dass sie den weiten Weg nicht umsonst auf sich genommen haben und uns Deutschen mal zeigen wollen, wo hier der Hammer hängt. Mit von der Partie sind auch etwas ältere Songs wie „Sword and Leather“ oder „Highland Tyrant Attack“ vom „The Third Storm of Cythraul“ Album. Bei solchen Klassikern und der maximalen Spiellust der Amerikaner traut sich dann sogar wieder die Sonne raus, und so wird dieser Auftritt zu einem der besten des ganzen Festivals. Absolut Headliner-tauglich. [ms]

Zweieinhalb Stunden nach meiner kurzen Auszeit steht für mich das erste Highlight auf der Bühne. Ohne allzu hohe Erwartungen latsche ich zu ABSU, deren Name bereits einen sehr großen Schatten vorauswirft. 89/90 gegründet hat man es hier mit einer Kult-Formation innerhalb der Szene zu tun, und doch habe ich mich nie so eingehend mit den Amis beschäftigt. Dies hat sich nun geändert, denn um 18:45 Uhr ist klar, wer eine der besten Shows des Festivals hinlegt. Rasendes Geknüppel, brachiale Riffs, eine gute und aktive Liveshow, sympathische Mitglieder – da passt einfach alles. Dazu die irre Leistung des Drummers, die einen einfach nur umhaut. Schade bloß, dass die Truppe so weit unten in der Running Order steht, am späteren Abend hätten sie sich noch besser machen können.

Es folgen die eher heidnisch angehauchten PRIMORDIAL, die ich mit meinen Kumpels relativ kaputt von der Wiese liegend aus verfolge. Konnte ich mit dem neuesten Album der Iren seltsamerweise noch nicht besonders warm werden, reißen die Stücke live Bäume aus. Der verträumte, angehallte Klargesang lädt zum mitmachen ein, selbst wenn man angeschlagen und völlig übermüdet auf dem Feld um den Soundturm, deren Tontechniker übrigens zu jeder Zeit einen sehr guten Job machten, vor sich hinvegetiert. Die Songauswahl erscheint mir ebenfalls sehr durchdacht, Langeweile machte sich zu keinem Moment breit. Es ist immer wieder angenehm, wenn mit hingebungsvoller Leidenschaft gespielte Musik Dinge wie Fernweh oder Nachdenklichkeit in einem hervorrufen kann. Diesen Job haben PRIMORDIAL mit Bravour gemeistert. [mj]

Das Opening haben sich PRIMORDIAL wahrscheinlich von ABSU abgeschaut, denn nach einer kurzen Umbauphase heißt es „We are PRIMORDIAL from the Republic of Ireland“. Und schon geht es los mit all den Klassikern wie „Empire Falls“, „No Grave Deep Enough“ oder „As Rome Burns“. Das einzige, was negativ auffiel, sind Aussetzer der Schlagzeugmikros. Schuldzuweisungen hin oder her, ansonsten war das ein denkwürdiger Auftritt einer geilen Band mit einem überwältigenden Gesang. Das kommt natürlich beim Publikum an, und so gibt es das erste richtig große Meer aus Händen, die weit in den Himmel ragen. [ms]

’’We are PRIMORDIAL from the Republic of Ireland’’, mit diesem wie immer markigen Spruch eröffnen sie ihr Set. Von Anfang an haben die Männer um Sänger Alan allerdings Probleme soundtechnischer Natur, denn das Schlagzeug, insbesondere die Snare, will einfach nicht durchgängig funktionieren. Nach zwei Songs wird es dann besser, aber nach dem dritten wieder genauso schlimm wie am Anfang. Der Genuss der wahrlich grandiosen Kompositionen ist bei mir dahin und ich bin ehrlich gesagt richtig sauer, denn ich hatte mich auf die Iren wirklich sehr doll gefreut. [ph]

Während MELECHESH anfängt zu spielen, bin ich schon wieder auf dem Zeltplatz unterwegs um die Vorbereitungen für die nächste Portion Grillfleisch zu treffen, denn irgendwann hat auch einmal ein emsiger Schreiberling Hunger. Leider vergisst man bei einem solch gemütlichen Beisammensein mit ein paar Dosen Bier und viel Fleisch schnell mal die Zeit, und so wurde auch noch BELPHEGOR Opfer meiner Fresssucht. Doch dafür gibt es wieder die informativen Einschätzungen unserer Bloodbrothers:
Duramath: „Absolut dämliche Durchsagen und viel Musik vom neuen Album.“
Wingtor: „Da waren nackte Frauen auf der Bühne.“ [ms]

Ahhhhhhh, endlich ist es wieder Helmuth-Time, denn BELPHEGOR sind in da house! BELPHEGOR machen heute alles richtig: Die Songs sind rasend schnell und gut durchdacht, immer wieder gibt es, naja, Verschnaufpausen nicht wirklich, aber eben jene Momente, in denen eine wuchtige Gitarrenwand von einer angenehm treibenden Doublebass unterstützt wird. Zwischendrin dürfen Helmuths wohl überlegte Ansagen nicht fehlen. ’’Party-San, you fuckers’’ oder eben ’’Germaaaaaniiiaaaaaa’’ und zum krönenden Abschluss ’’Deutschland, Deutschland, Party-San’’. Doch lange Zeit zum Lachen bleibt einem nicht, denn Songs wie ’’Lucifer (bloodfucking) Incestus’’ trümmern einem den Schädel kaputt und deshalb kommen ja wohl alle her. [ph]

Nach PRIMORDIAL geht es für mich wieder zum Zeltplatz. Es ist eindeutig noch zu viel Bier da und dieser Missstand gilt behoben zu werden. Nachdem dieser Aufgabe genug Aufmerksamkeit geschenkt worden ist, husche ich gegen 21:45 Uhr wieder zur Bühne und sehe gerade noch die letzte nackte Alte mit Gasmaske von der Bühne hüpfen, die von BELPHEGOR noch übrig war. Spannung macht sich breit in Anbetracht der ersten Möglichkeit, Frost mit 1349 live dabei zuzusehen, wie er die Metronome zum Weinen bringt. Dies stellte sich jedoch schnell als größter Fehlschlag meines PSOAs heraus. Anfangs war das Gedresche zwar noch ganz unterhaltsam, doch spätestens nach dem dritten Song macht sich eine dermaßen große Langeweile breit, dass diese Band es geschafft hat, den Bloodchamber-Schreiberling im Stehen zum Wegratzen zu bringen. In Anbetracht der Tatsache, dass man ständig wieder durch Stöße anderer Zuschauer geweckt wird, nicht einmal erholsam. Eines hat diese Tortur jedoch sogar im Halbschlaf noch draufsetzen können, sofern die Sinne einen nicht getrügt haben: Nicht einmal „Hellfire“ haben die Herren um den fixen Trommler gespielt, was der Chose somit die Krone des miesesten Auftritts aufsetzt. [mj]

1349 sind für meinen Geschmack viel zu weit hinten in der Setlist platziert. Das Licht, nur rot mit gelegentlichem Stroboskopgewitter, ist genauso öde wie das gesamte Konzert. Nicht meine Baustelle! [ph]

Leider hab ich die nackten Frauen von BELPHEGOR verpasst, komme aber gerade noch rechtzeitig zu „Atomic Chapel“ von 1349. Von dämlichen Durchsagen hier keine Spur, das ganze sieht eher nach Playback aus, ohne einer einzigen Sekunde Pause zwischen den Songs. Muss ja nicht unbedingt eine schlechte Sache sein, aber diese Musik ist nicht gerade der große Wurf für das Party San. Das ganze ähnelt eher einem Feuerwerk, mit einer epochalen Atmosphäre. Eher zugucken und staunen als mitmachen und feiern.

Für letzteres ist dann ENSIFERUM genau die richtige Wahl. Denn die können mit dem bisher besten Sound auftrumpfen und bei Songs wie „Stone Cold Metal“ mal so richtig einheizen. Ein klasse Song, eine klasse Atmosphäre und ein gelungener Auftritt. Mehr gibt es hier eigentlich nicht zu sagen. Genau das richtige, was ich und wohl auch einige Andere gerade brauchen. [ms]

Die angenehme Stille nach der Show und das anschließende Gedränge weckt mich erneut, woraufhin ein gezielter Blick auf die Running Order mir sagt, dass es gleich Wikinger-Mucke von ENSIFERUM auf die Ohren gibt. Nach einer ganzen Weile des Soundchecks (und anscheinend auch einiger Verspätung) beginnen die Finnen schließlich, ihr Set für den Abend zu spielen. Die Setlist überzeugt leider weniger. „By the Dividing Stream” als Intro, danach gehts natürlich weiter mit “From Afar”, dem fröhlichen und immerhin bessere Laune verschaffenden “Twilight Tavern”, “Stone Cold Metal” sowie zwei älteren Liedern, „Treacherous Gods“ und „Ahti“. Trotz zwei meiner Lieblingslieder der Band vermag der Funke aber einfach nicht überzuspringen, wodurch die Irritation über die Setlist noch überboten wird, als die Herren nach fünf Liedern plötzlich aufhören zu spielen und von der Bühne latschen. Schade, aber vielleicht wird’s ja beim nächsten Mal besser.

Nach dem Auftritt von ENSIFERUM vertreibt man sich am besten bei einem Bier die Zeit bis zum Headliner MORBID ANGEL, für den so einige Leute von sonst woher angereist sind. Auch ich bleibe stehen, will ich der Band nach so einem miserablen aktuellen Album doch mal live die Chance geben, mich von der neuen Scheibe zu überzeugen.
Vergebens, denn nach über einer halben Stunde und gefühlten drei Stunden Soundcheck ist die Laune und die Kondition einfach nicht mehr gut genug, noch mal eineinhalb Stunden zusätzlich vor der Bühne zu hocken. Als wir wieder bei unserem Camp sind, beginnen die Urgesteine des Todesmetalls endlich ihre Show. Interessieren tut dies bei uns allerdings niemanden mehr bis auf unseren bayrischen Nachbarn, dessen völlig überzeugter Todschlag-Satz „MORBID ANGEL, das sind Götter!“ noch lange mit einem Grinsen in den Köpfen unserer Truppe hängen bleiben wird. [mj]

Nun ist auch schon die Umbauphase für MORBID ANGEL in vollem Gange, und die müssen erstmal zeigen, dass sie mit ENSIFERUM mithalten können. Die ersten Minuten spielen MA ihr Zeug souverän runter, jedoch mit augenscheinlich wenig Begeisterung. Hey Jungs, ihr seid immerhin Headliner, da könnte schon etwas mehr kommen. Kurze Zeit später setzt auch wieder der Regen ein und mit immer noch klatschnassen Klamotten - man erinnere sich an DESULTORY - suche ich nach 20 Minuten Spielzeit den Weg Richtung Zelt. Eigentlich habe ich mich schon den ganzen Tag auf diesen Auftritt gefreut, aber als es endlich soweit war, war doch etwas Entäuschung vorhanden. Das liegt zum einen an den recht gleichgültig wirkenden Gesichtern von MORBID ANGEL, aber vielleicht auch an meinen zu hoch gesteckten Erwartugnen. [ms]

Samstag, 13.08.

Was fängt dieser Tag gut an. Erstmals gibt’s morgens schon sanfte Sonnenstrahlen, und dann spielen mit HEIDEVOLK, PANZERCHRIST, HAIL OF BULLETS sowie WATAIN meine Lieblingsbands des Festivals. Besser kanns ja nicht mehr kommen.

Oder vielleicht doch? CASHLEY geben nämlich alles, um mir mit ihren arschgeilen Rock'n'Roll Songs meinen Morgen noch weiter zu versüßen. Johnny Cash oder Elvis, alles kein Problem für das Trio aus München. Richtig authentisch und trotzdem modern rotzen sie ihr Zeug von der Bühne, und so wundert es nicht, dass das Zelt schon morgens mit gut gelaunten Besuchern gefüllt ist und bereits ein sehr reger Betrieb am Ausschank herrscht. So möchte ich gerne jeden Tag geweckt werden.

Die gute Laune nach CASHLEY noch zu toppen ist schwer und die nachfolgende Band DAWN OF DISEASE schafft das nicht mal ansatzweise. Ich gebe mir die ersten fünf Minuten und stelle schnell fest, dass hier mit keinen Überraschungen zu rechnen ist. Also erstmal rausstiefeln, den Grill anwerfen und den Cholesterinspiegel wie auch den Alkohopegel weiter auf konstant hohen (also angemessenen) Niveaus halten. [ms]

Schon ist es Sonntag und damit mein eigener Headliner-Tag.
Die erste Band, die es nach dem verkaterten Aufstehen anzusehen gilt, hört auf den Namen DAWN OF DISEASE. Mir vorher unbekannt, macht mich die Flyer-Bemerkung „Für Fans von THE DUSKFALL“ auf die Jungs aufmerksam, nachdem ich vor Kurzem auf die Nachfolgeband GATES OF ISHTAR gestoßen bin. Also Leute geschnappt, hingestratzt und in die Menge gemischt. Soliden Death Metal mit einigen Melodien gibt es zu bestaunen. Das Publikum scheint aber wie beinahe jeder noch recht verschlafen zu sein und die energiereiche Show der Nachwuchsband nicht sonderlich interessant zu finden. Der Vergleich mit THE DUSKFALL trifft jedenfalls kein bisschen zu. [mj]

CLITEATER wird gekonnt übersprungen, hauptsächlich aus Abneigung gegen Pigscreams und Co. Also bin ich erst wieder zu WITCHBURNER vor der Bühne und bereue es keinen Moment. Der Sänger erinnert mich an Zed von Police Academy (der Typ mit der lauten Stimme) und genausoviel Fun wie Zed macht mir heute diese Band. Leider spielt das Wetter wieder gegen uns, weswegen die meisten Leute vom Zelt aus zuhören. Meine Sachen sind jedoch schon wieder getrocknet, also stehe ich unbeirrt vor den fünf Jungs und lasse mich mit einem Bier in der Hand in beste Feierlaune versetzen. [ms]

Nach dem Auftritt zum Wachwerden sind die ersten, die mich wieder interessieren, die Dänen von PANZERCHRIST, deren letzter Silberling bereits eine positive Rezension von mir verpasst bekam. Auf eine kurze Umbaupause folgt dann das Auflaufen der gepanzerten Skandinavier, die sich nicht lumpen lassen und ohne Umschweife auf ihre Instrumente einhacken. In genauso druckvollem Sound, wie man ihn vom ganzen Festival kennt, gibt es nicht weniger als eine Dreiviertelstunde geiles Gedresche mit einem Ersatzsänger, der nicht ganz in das Bild von PANZERCHRIST passen will. Während die Band schon seit 18 Jahren besteht, wirkt der Vokalist äußerlich, als hätte er zu der Zeit gerade die dritte Klasse abgeschlossen. Trotz des ohne Frage guten wenn auch seltsamerweise äußerst kurzen Auftritts mit Hits wie „Ode to a cluster bomb“ und anderen Songs der neuen Scheibe spaltet der Sänger die Gemüter. Die einen sahen nur die gesangliche Leistung, die anderen beschwerten sich ausgiebig darüber, dass ein „Milchbubi-Frontmann“ nicht zu so einer Truppe passt. Wessen Meinung man nun vertritt, ist jedem selbst überlassen. [mj]

PANZERCHRIST, das ist eine Band, die für mich, trotz ihrer wenigen guten Veröffentlichungen, ziemlich hoch im Kurs steht. Hoffentlich nicht zu hoch, denn ich will nicht wieder entäuscht werden - man erinnere sich an MORBID ANGEL. Meine Erwartungen steigen, als die halbe Bühne mit Tarnnetzen abgedeckt wird, und als die Dänen schließlich die Bühne betreten, lausche ich gespannt, mit besonderem Interesse am neuen Sänger. Es werden hauptsächlich Songs aus „Regiment Ragnarok“ gespielt, denke ich zumindest, denn die Songs kommen mir ziemlich neu vor und dieses Album ist das einzige, das ich nicht sonderlich gut kenne. Dazu kann ich mir zum neuen Frontmann nicht wirklich eine Meinung bilden. Aber viele Gedanken kann ich mir eh nicht machen, denn nach 25 Minuten verlassen uns die Jungs schon wieder. Das Resultat: Entäuschte Besucher, die Erkenntniss, dass nichtmal in der ersten Reihe gute Stimmung aufkam und dass der Mann am Mischpult wohl einen Hörfehler im unteren Frequenzgang hat. Alles in allem wieder das MA-Syndrom. [ms]

Doch nun genug der harten Musik, jetzt kommen HEIDEVOLK. Die Band, die ich bereits mehrfach live als Wucht erleben durfte, enttäuscht mich heute überraschenderweise. Einige werden sich sicher darüber freuen, die meisten aber sind sicher nicht sehr angetan davon, dass es diesmal eine völlig andere Setlist gibt als sonst. Bis auf den Dauerbrecher „Saksenland“ wurde keiner der Bandhymnen wie „Vulgaris Magistralis“, „Walhalla Wacht“ oder „Wodan Heerst“ gespielt. Die Livepräsenz ist ebenso gut wie immer, die Liedauswahl hätte jedoch wirklich besser sein können. [mj]

HEIDEVOLK kann die Leistung von PANZERCHRIST ja nur noch steigern, zumal sie die deutlich partytauglicheren Songs haben, denke ich mir noch, als der Organisator des PSOA die Bühne betritt und etwas schadenfreudig verkündet, dass die Band nach HEIDEVOLK nun TAAKE heißt, da EXHUMED nach Bad Berka gefahren sind. Zuerst sind aber die Holländer an der Reihe und legen mit ihrem Folk Metal tierisch los. Es ist schon ein deutlicher Unterschied zu den CD-Aufnahmen vorhanden, aber trotzdem wird eine gute Show geboten. Gerade bei Songs wie „Saksenland“ merkt man die Symphatien, die im Publikum vorhanden sind. Alles in allem eine deutliche Steigerung zu PANZERCHRIST, obwohl da immer noch mehr geht.

So, nun kommen also erstmal TAAKE, weil EXHUMED ihre Ausrüstung irgendwo in Bad Berka aufgebaut haben. Als Light Version von DNS bin ich auch nicht gerade ein Riesenfreund dieser Band, dennoch können sie mich wenigstens einigermaßen gut unterhalten, genauso wie die anderen Leute, die jedoch zum Großteil auf der mittlerweile wieder trockenen Wiese sitzen. Für mich nur ein Lückenfüller und nicht gerade ein Highlight des heutigen Tages. Am Rande sei hier noch angemerkt, dass die Organisatoren diese Änderung auch ruhig auf dem Campingplatz hätten bekannt geben können. Ich hab viele Leute getroffen, die sich über EXHUMED auf der Bühne wunderten und nach Aufklärung der Sachlage sichtlich entäuscht waren. [ms]

TAAKE müssen an diesem Samstag früher ran als geplant, da die Sickos von EXHUMED nach Bad Berka kutschiert wurden! Nun denn, müssen eben die Black Metaller ran. Großmeister Hoest rennt wie ein Derwisch über die Bretter und streckt andauernd seine Zunge raus. Der Rest der Belegschaft ist auch wild am Posen. In schickes Corpsepaint gehüllt sind die Bergener auch noch, was soll da nun noch schief gehen? Nichts. Der Auftritt ist grundsolide, allerdings auch unspektakulär, was nicht heißt, dass ich Hoests Pimmel sehen will, der aus seiner Hose baumelt, aber musikalisch könnte es schon abwechslungsreicher und interessanter zugehen. [ph]

EXHUMED will ich mir dann doch nicht mehr geben, um unsere Energie für einen der persönlichen Headliner TAAKE aufzusparen. Als es dann gegen kurz vor 6 zur Bühne geht, kommt die große Ernüchterung. Die Gruppe um Frontmann Hoest tauscht mit den Ami-Deathern, da EXHUMED sich verspäteten, weil sie erst nach Bad Berka gefahren sind statt zum eigentlichen Veranstaltungsort Schlotheim. Dieser herbe Rückschlag verärgert einen noch zusätzlich, weil die gefühlten 300 Millionen (und sogar motorisierten!) Securities gerne um den Zeltplatz fahren und die Leute irgendwie hätten informieren können, da bei weitem nicht wenige die norwegischen Black Metaller anschauen wollten. Geregelt wird dies aber nur durch einige Zettel am Eingang des Festivalgeländes mit dem Hinweis, dass die beiden Bands getauscht hätten. Ganz schwach, das hätte man wesentlich besser machen können. Was man dann noch von EXHUMED mitbekommen hat, hat mich nicht mehr interessiert. [mj]

So, nachdem nun PANZERCHRIST ein Griff ins Klo war und auch HEIDEVOLK nicht so ganz den erhofften Spaß brachte, ist EXHUMED für mich eine kleine Überraschung. Bei besten Wetter kann man langsam erahnen, wie viele Leute hier eigentlich wirklich rumgurken, denn die Crowd vor der Bühne wird immer größer. Kein Wunder, wenn EXHUMED mit ihrem Death Metal voll auf die Zwölf geben. Man merkt ihnen richtig an, wie sie die Änderung im Line-Up wieder gutmachen wollen.

Auf gleichem Niveau wie EXHUMED bewegen sich auch NACHTMYSTIUM. Mit dem Starter „Ashes to Ashes“ brechen sie schnell das Eis und bringen langsam so richtig Stimmung rein. Sogar das Wetter spielt mit, und so kann man bei fast brennendem Sonnenschein zu den sanften Klängen von Black Metal und Progressive Irgendwas Metal die Füße auf der Wiese liegend hochstrecken, oder die Hände vor der Bühne stehend. Jedenfalls entwickelt sich dieser Tag nach dem PANZERCHRIST Absacker richtig gut. [ms]

NACHTMYSTIUM endlich mal live sehen, davon habe ich schon länger geträumt und so war die Vorfreude groß und ich wurde nicht enttäuscht. Die Addicts legen los und ich bekomme ein Dauergrinsen ins Gesicht gezaubert. Die Mischung aus Black Metal und Pink Floyd klappt live hervorragend und die Amis machen eine echt gute Figur. Der drückende, ab und an einsetzende Bass bringt die Nasenflügel meiner Freundin zum Flattern, welch wohliges Gefühl das wohl sein mag. Die Soundkollagen, die spielerisch in die Songs eingeflochten werden, wissen auch auf voller Linie zu überzeugen. NACHTMYSTIUM sind einfach nur großartig! [ph]

Bei NACHTMYSTIUM haut man sich mit allmählich wieder besserer Laune zur Bühne, um sich zur Beruhigung mal wieder atmosphärische Mucke in den Schädel zu brummen. Interessant wirkt der Auftritt allemal von Anfang an. Stark angehallte Gitarren, im Hintergrund gehaltener, verträumter Gesang und eine Band, der man ansieht, dass sie in ihrer Musik aufgeht. Sehr spannend und zum Zuhause Anhören lädt das Gehörte auf jeden Fall ein. Unfreiwillig komisch wirken nur einige der Fans, die dermaßen in ihrer Musik aufgehen, dass sie sich zu sehr befremdlichen Tänzen, Choreographien und Ähnlichem bewegen. [mj]

Weiter geht es etwas simpler mit den Tulpenvernichtern von HAIL OF BULLETS. Martin van Drunen ist wie immer gut drauf und die Instrumentalfraktion hat ebenfalls sichtlich Spaß inne Backen. Die eingängigen Riffs sind zu dem Zeitpunkt genau das richtige und man muss nicht viel nachdenken, um die Songs der Niederländer nachzuvollziehen. Einen kleinen Kritikpunkt habe ich dennoch: Man hätte durchaus ein, zwei flottere Nummern ins Programm nehmen können, denn doomige Töne sind mal ganz schön, aber es bedarf dann eben auch der schnelleren Parts, um den Knoten zum Platzen zu bringen. [ph]

Und wie fast jedes Jahr kommen nun HAIL OF BULLETS auf die Bühne. Die Niederländer sind schon eine richtige Institution beim Party San, und so weiß man schon, was einem nach der kurzen Ansage, „Seid ihr bereit, dass der Krieg nach Party San kommt“, auf einen zukommt. Martin Van Drunen lebt ja bekanntermaßen das Party San und so ist es für ihn ein leichtes Spiel, die Menschen vor sich zu versammeln und mit Songs wie „Tokyo Napalm Holocaust“ tatsächlich etwas Krieg nach Schlotheim zu bringen. [ms]

Die von mir zu Unrecht oftmals verschmähten WATAIN sind danach mal wieder eine Wucht. Man kann ja zu brennenden Kreuzen und Tierblut stehen wie man will, aber die Mucke der Schweden ist einfach sehr gut. WATAIN erfinden das Rad sicher nicht neu, aber das müssen sie auch nicht, denn so wie es ist, rollt es sehr solide und zuverlässig. 1A! [ph]

Mit WATAIN soll eine der wohl meisterwarteten Kapellen des PSOAs um 21 Uhr ihren Auftritt hinlegen. Und in der Tat, bereits die Bühnenaufbauten machen in Verbindung mit dem die Dunkelheit durchbrechenden Mond einiges her. Als die schwedischen Black Metal-Ikonen dann auch noch zu spielen beginnen, gibt es kein Halten mehr. Die Feuershow unterstreicht das Gewitter an schneidenden Riffs, Blastbeats und dem ekstatisch wirkenden Sänger, der ballernde Sound tut sein Übriges. Der Hass, der nicht von der Menge abgebaut werden kann, projiziert sich schnell auf die ziemlich überflüssigen Crowdsurfer, die den Leuten ständig mit ihren Stiefeln im Gesicht hängen, was einige wenige Hünen mit dem pragmatischen Wegwerfen der Stagediver beantworten. Als dann noch das obligatorische DISSECTION-Cover gespielt wird, ist die Show perfekt. 12 Points to Sweden! [mj]

Nun wird es endlich dunkel, nicht nur in der Natur sondern auch in den Seelen der Menschen, denn langsam aber sicher werden die vielen Requisiten für WATAIN auf die Bühne geschleppt. Nachdem alle Kerzen entzündet sind, geht es endlich los zur satanischen Messe, welche im Gegensatz zu DNS eher meinem Musikgeschmack entspricht. Neben der Musik spielt hier natürlich auch die Bühnenshow eine große Rolle, und die ist, man kann es sich denken, gewaltig und phänomenal. Ganz klar die beste Show des Festivals. Dazu kommt noch die Musik, die ohne lange Reden einfach nur runtergespielt wird und dem Motto der Bühne („Hell Is Here“) eine ganz neue Bedeutung verleiht. Gespielt wurden hauptsächlich alte Schinken wie „Rabit Death's Curse“ oder „Devil's Blood“, was ich nun etwas schade finde. Zumindest hätte ich mich sehr über „Sworn to the Dark“ gefreut. Trotzdem wurde hier für vierzig Minuten eine hammergeile Show geboten.

MORGOTH ist ja nicht gerade eine Band, über die man viel gehört hat in letzter Zeit, trotz Reunion. Deswegen bin ich schon ziemlich gepannt auf den Auftritt, und man kann ihn relativ kurz zusammenfassen: Musikalisch haben die Jungs wirklich 150% gegeben und eine tolle Show hingelegt, aber die Ansagen waren wohl mit das dämlichste, was ich bisher erlebt habe. Aber die sind auch nicht das entscheidende und so gehe ich mit einem lächelnden Trommelfell in mein Zelt zurück und höre mir ENSLAVED und AT THE GATES vom Zelt aus an. Im Nachhinein sicherlich eine schlechte Entscheidung, doch wenn man es in der Nacht zuvor übertrieben hat, muss man das halt später ausbaden. [ms]

Reunion, die tausendste. MORGOTH sind wieder am Start und Herr Grewe wird nicht müde es zu betonen: "Wir sind MORGOTH und wir sind zurück!" Gut und schön, ich will auch nicht allzuviel rumnörgeln. MORGOTH sind eine gute Band, haben heute einen guten Slot, einen guten Sound und auch sonst ist alles in Ordnung, doch eines ist sicher, überragend ist das hier und heute nicht. Das liegt für mich jedenfalls vor Allem an der schwachbrüstigen Stimme des Sängers. Früher hatte Marc Grewe eines der fiesesten Organe überhaupt, heute ist davon nicht mehr viel übrig. Insgesamt ein guter Auftritt, das ist aber um diese Uhrzeit bei den Vorschusslorbeeren einfach viel zu wenig.

Doch dann wird ja doch noch alles gut, naja oder eher fantastisch, denn ENSLAVED sind endlich an der Reihe. Diese Band schafft es, einen sofort in ihren Bann zu ziehen. Ich mache nur noch schnell ein paar Fotos im Graben, dann aber nichts wie in die Menge, einen kräftigen Hieb Vodka-Energy und dann heißt es Augenschließen und die monumentalen Melodien aus den Boxen aufsaugen. ENSLAVED spielen, jedenfalls für meinen Geschmack, alle an die Wand, zumindest alle Bands auf dem diesjährigen Party-San. Ich bin wunschlos glücklich und strahle über’s ganze Gesicht! Wunderbar und majestätisch!
[ph]

AT THE GATES läuten danach das Ende des diesjährigen windigen PSOAs und gleichzeitig die Spitze meiner Prioritätenliste ein, wegen derer ich zum Party San gekurvt bin. Da lassen sich die Schweden nicht lumpen und beginnen ihr Set erwartungsgemäß mit dem Dauerbrecher „Slaughter of the Soul“, welches in kürzester Zeit für Euphorie bei den Zuschauern sorgt. Keineswegs routiniert, eher mit Spaß am Spielen, rattern sich die Melodeath-Koryphäen durch den Abend und lassen kaum einen Klassiker aus, sodass man sich auch von Songs wie „Cold“ oder „Blinded by Fear“ den Nacken kraulen lassen kann. Ein ganz großes Ding zum Abschluss, selbst wenn für mich nach WATAIN ruhig die Sintflut hätte kommen können. Sehr zufriedenstellend. Nach so einem Jahr wird das Party San auch im nächsten Jahr auf jeden Fall auf mich zählen können. [mj]

Alles in Allem ist und bleibt das Party-San mein Lieblingsfestival: Die Leute sind gut drauf, obwohl ein wenig mehr Applaus nicht schaden könnte, die Preise sind völlig in Ordnung und die Musik war auch dieses Jahr mal wieder ein Volltreffer. Dieses Jahr konnte selbst der teilweise aufkommende Regen die Stimmung nicht trüben und das nicht zuletzt aufgrund des tollen, neuen Geländes. Schlotheim, wir sehen uns im nächsten Jahr! [ph]

Aus Schlotheim berichteten Matthias Salomon [ms], Morten Jantz [mj] und Philipp Halling [ph]. Fotos von Philipp Halling und Stefan Schumann - vielen Dank!

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