Wolves In The Throne Room Wolvserpent

Wolves In The Throne Room, Wolvserpent

Wolves In The Throne RoomWolvserpent
Köln, Gebäude 9
03.11.2011
Wenn sich am Abend des vierten Novembers eine Frage stellt, dann ist es folgende: Was machen eigentlich all diese Leute hier? In Köln gibt es die seltene Gelegenheit, hochklassigen Underground Black Metal zu genießen, und es kommen viele. Und nicht nur die üblichen Verdächtigen.

Das Gebäude 9 an der Grenze von Köln-Deutz zum Stadtteil Mülheim, das schon immer seinen ganz besonderen Charme hatte, weil es in seiner Industriegebietslage etwas verwegener wirkt als andere Locations am Rhein, ist eigentlich nicht gerade der Ort, an dem man viel Metal geboten bekommt. Dennoch fügt sich die heutige Veranstaltung recht gut ins Bild, denn schon am Eingang kann man einerseits natürlich das obligatorische metallische Publikum antreffen, doch ist der Gesamteindruck, den die Besucher abgeben, ein wenig bunter als erwartet. Schnell wird ersichtlich, dass WOLVES IN THE THRONE ROOM inzwischen einen Ausnahmestatus genießen, der weit über die orthodoxe Black Metal Szene hinausgeht, es fragt sich nur: Warum eigentlich?

Die Pforten werden um acht geöffnet, in der Bar des Gebäude 9 drängt sich schon eine ganze Reihe erwartungsfroher Menschen und neben reichlich Bier und Merchandise liegt ein Hauch von Weihrauch und anderen inhalierbaren Substanzen in der Luft. Nach einiger Wartezeit füllt sich allmählich auch der Raum vor der Bühne, ein paar Kerzen werden entzündet und in einer düsteren Gesamtatmosphäre entern WOLVSERPENT den Raum. Was dieses Duo aus Idaho zelebriert, lässt doch einige Münder offen stehen. Untermalt von elektronischen Ambientklängen wird experimenteller Doom der besseren Sorte geboten. Erstaunlich, was zwei Leute allein auf der Bühne auch in diesem Genre vollbringen können. Das Gefühl für Raum und Zeit verliert sich schnell und die wachsende Zahl an Zuschauern verrät, dass das Rezept aufgehg und hier eine ganze Reihe Unbedarfter eine echte Überraschung erleben. Als dann Drummerin Brittany McConnell die Sticks weglegt und zur Geige greift, ist die Situation perfekt, ein tiefes Ambientgespinst legt sich über den Saal und nach einer weiteren kurzen Ewigkeit reinsten Funeral Dooms ist alles auch schon wieder vorbei. WOLVSERPENT haben sich an diesem Abend ganz sicher einige neue Freunde im Rheinland zugelegt, die Kombination mit dem Headliner geht vollkommen auf.

Nach kurzer Unterbrechung hat sich der Saal inzwischen beträchtlich gefüllt. Es ist bemerkenswert, welch eine Sogwirkung WOLVES IN THE THRONE ROOM entfalten, denn neben gestandenen Schwarzmetallern reihen sich auch so manche Hornbrillen- und Pullunderträger unter die Fans. "Thuja Magus Imperium", der Opener des aktuellen Albums "Celestial Lineage", eröffnet den Reigen und das Tempo wird im Gegensatz zur Vorband doch deutlich erhöht, was sich ab dem ersten Moment an so manch wirbelndem Haupthaar verdeutlicht. Der Sound, den die drei Jungs live bieten, ist deutlich brachialer als in der Studio-Variante. Es wird geblastet und gekreischt, was das Zeug hält, dabei steht die Atmosphäre jedoch immer im Vordergrund. WOLVES IN THE THRONE ROOM haben nicht nur die wohl schönsten Backdrops im Black Metal-Bereich, sie schaffen bei aller Härte ihrer Musik auch live eine fast meditative Stimmung, was sich auch in der verklärten Haltung der Musiker auf der Bühne manifestiert. Hier gehen drei Menschen völlig in dem auf, was sie grade zelebrieren und das Publikum geht mit. Zwischen manischem Headbangen und tranceartiger Verlorenheit quetschen sich die Zuschauer im inzwischen proppenvollen Gebäude 9. Es wird im Laufe des Abends auch noch so mancher Gassenhauer aus vergangenen Tagen gespielt, nur leider findet das Ganze dann doch ein allzu frühes Ende. Nach gut 75 Minuten Spielzeit verlassen WOLVES IN THE THRONE ROOM die Bühne und die ersten Töne von Leonard Cohens "Suzanne" aus der PA zerstören sofort sämtliche Hoffnung auf wenigstens eine Zugabe.

Letztlich wurde hier ein zeitlich nicht eben überbordender, doch dafür qualitativ hochwertiger Abend geboten. Zwei Bands, die bei allen musikalischen Unterschieden doch atmosphärisch wunderbar zueinander passen, leiferten hier laute, dabei aber zutiefst innerliche Konzerte.
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