Napalm Death Kadavrik & Hokum

Napalm Death, Kadavrik & Hokum

HokumKadavrikNapalm Death
Cham, L.A.
28.01.2012
Es ist Samstag, der 28. Januar 2012. Das Jahr hat frisch begonnen, der Weihnachtsspeck ist noch nicht annährend abgearbeitet und der Wind pfeift hart und kalt aus Nord-Nord-Ost. Frau Holle lässt den Schnee in Massen auf die Fahrbahn fallen, die Minusgrade im zweistelligen Bereich tun ihr übriges. Die Straßen sind wie leergefegt, zumindest bis auf die paar dutzend Fahrzeuge, die sich irgendwo in den Tiefen des Oberpfälzer Waldes in Richtung tschechische Grenze begeben. Das kann nur eines bedeuten: Im L.A. Cham findet sich wieder die ein oder andere Metal Spezialität, um den öden Alltag in der Provinz aufzupeppen. In diesem Falle ist es auch noch eine ganz besondere Band, definitiv weltbekannt und mit internationalem Charakter. Die Rede ist von NAPALM DEATH, die den langen (Um)Weg von England bis hierher auf sich genommen haben. Für mich eine ganz besondere Freude, denn kurz vor dem Konzert habe ich noch die Ehre einer Privataudienz mit Barney Greenway. Das Interview lief bestens und ist unter der entsprechenden Rubrik einsehbar. Danach ist noch Zeit für eine kurze Zigarette und man kann ganz unauffällig den ersten Support des Abends beim Gespräch mit seiner Freundin belauschen.

Es war ein Mann der oberbayerischen Band HOKUM. Von der guten Austattung des Lokals und insbesondere des VIP-Bereiches war die Rede. Da wundert es nicht, dass die Band mit einem Grinsen im Gesicht die Bühne betritt und bestens gelaunt ihre Funktion als Opener wahrnimmt. Eine kurze Begrüßung, schnelle und knappe Zwischenworte, dafür umso mehr Musik. So muss das sein. Von der Band habe ich zwar schon des Öfteren den Namen aufgeschnappt, aber man kann sagen, dass ich vor diesem Konzert noch eine HOKUM-Jungfrau war. Umso mehr überraschen mich die ausgefeilten und progressiven Gitarren und überhaupt die Professionalität mit der die relativ jungen Musiker an die Sache rangehen. Besonders gefallen können die Songs „Impetus“ und „The Key“, für mich die Aushängeschilder der Band. Damit verursachen sie zwar keine brodelnden Menschenmengen, doch immerhin können sie die bereits erschienenen Zuschauer im Saal halten und den Bierumsatz stark beschleunigen.

Als nächstes kommt eine Band auf die Bühne, die wohl trotz ihres jungen Alters schon außerhalb des bayerischen Raumes Fans gewinnen konnte. Die Rede ist von KADAVRIK, welche NAPALM DEATH als Support bis nach Paris begleiten dürfen. Heute spielen sie jedoch in Cham und es finden sich immer mehr Leute ein, die aufgewärmt werden wollen für den Hauptakt des Tages. Den Beginn machen sie mit „Rußgeschwärzt“ von ihrem neuen Album „N.O.A.H.“ und schließen in Sachen Qualität nahtlos an ihre Vorband an. Das Publikum ist sichtlich angetan von der Musik und die ersten Headbanger stehen bereits vor der Bühne. Weitere Highlights folgen mit „Legacy“ und „Die Flut Sind Wir“, passend unterlegt mit gut einstudiertem Stageacting auf der Bühne. Oder ist das gar nicht einstudiert? Ist es einfach nur die pure Freude an ihrem Gig, welche die Band vergnügt grinsend von einem Ende der Bühne zur anderen flitzen lässt? Wahrscheinlich ist es Letzteres, denn diese absolute gute Laune Mentalität überträgt sich ziemlich schnell auf die Zuschauer, die nun entweder wild headbangen oder gebannt auf die Bühne schauen.

Man merkt es schon an den kaum vorhandenen Rauchern vor dem Gebäude: DIE Band des Abends steht in den Startlöchern und jeder versucht, einen einigermaßen guten Platz zu ergattern. Auch ich gebe bei der Platzwahl mein Bestes, denn immerhin gibt es keinen Fotograben und der ein oder andere Schnappschuss von NAPALM DEATH will gemacht werden. Die Pläne werden jedoch schnell wieder verworfen, als Barney die Bühne betritt, kurz Hallo sagt und mit „Downbeat Clique“ den Auftritt beginnt. Schnell verwandelt sich die dicht gedrängte Menschenmasse in eine rasende Menge und der erste Moshpit lässt nur Sekunden auf sich warten. Schlechte Aussichten für einen Fotografen mit einer Kamera in der Hand. Da hilft es nur, das Beste aus der Situation zu machen und den Abend in vollen Zügen zu genießen. Bei der vorherrschenden Lage kein Problem. Barney heizt mit seinem Gesang richtig ein, Shane, Mitch und Danny an den Instrumenten sorgen für den richtigen Druck und die Jungs am Mischpult für den perfekten Sound. Ehe man sich versieht, sind auch schon die ersten zehn Songs runtergespielt - kein Wunder bei den kurzen Songs und dem rasenden Tempo, das die Engländer vorgeben. Auch hier wird nicht viel geredet, und falls doch, so im direkten Kontakt mit dem Publikum. Barney nimmt es sogar mit viel Humor, als er über den halben Auftritt hinweg als John Tardy bzw. OBITUARY angeschrien wird und mit Klobürsten überfallen wird. Die Nähe zu ihren Fans ist eben das Besondere an einem NAPALM DEATH Auftritt. Völlig egal, ob sie vor 50 oder 5000 Zuschauern spielen, diese Jungs haben immer ihren Spaß und bringen immer volle Leistung. Gegen Ende gibt es mit „Nazi Punks Fuck Off“, „Scum“ oder „You Suffer“ noch ein paar ältere Schinken, doch auch „Analysis Paralysis“ vom neuen Album. Viel zu schnell ist der Auftritt vorbei und während man vergebens auf eine Zugabe wartet, speichere ich diese grandiose Show in Gedanken schon mal unter meinen Favoriten ab.

Rückblickend betrachtet ein absolut genialer Abend. Man geht mit großen Erwartungen auf ein NAPALM DEATH Konzert und wird zu keiner Sekunde enttäuscht. Die Vorbands haben ihr Bestes gegeben, die Atmosphäre war wie immer im L.A. sehr locker und kumpelhaft, und zu guter Letzt gab es trotz der schlechten Bedingungen noch das ein oder andere gelungene Foto.

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