Hadean Steorrah Thalamus

Hadean, Steorrah, Thalamus

HadeanSteorrahThalamus
Köln, MTC
02.03.2012
Variatio delectat, sagt der Römer. Also die Mischung machts. Natürlich kann es eine ganz wunderbare Angelegenheit sein, sich live acht Stunden am Stück finsterstes Schwarzwurzelgeholze aus den norwegischen Wäldern zu geben. Oftmals aber ist die Variante mit den Variationen weitaus unterhaltsamer. So auch an diesem Abend. Die Woche war knackig, nach der Arbeit hat der Aufenthalt daheim zeitlich gerade mal dazu gereicht, ins URFAUST-Shirt zu schlüpfen und ab gehts ins wochenendliche Arkadien zu Nektar und Ambrosia, in diesem Fall zu übersetzen mit: Ab ins MTC zu Bier und Metal. Beim Club angekommen lungert auch schon wieder die typische Mischung aus Menschen vor der Pforte herum, die – so wie meine Wenigkeit – scharf auf die geflegten härteren Klänge der Musikwelt sind, und die sollen heute in großer Bandbreite dargebracht werden.

Ein paar Plaudereien und die ersten zwei Humpen später geht es endlich los. Und hier bietet sich direkt die Überraschung des Abends, denn schließlich spielt jetzt ein Opener, der mir zunächst gar nichts sagte und den ich auch nicht weiter auf dem Schirm hatte. Ebenso das wenig metalaffin wirkende Auftreten der vier Herren und die von Sänger und Gitarrist Dave gespielte Telecaster sind an solchen Abenden ein seltener Anblick. Als THALAMUS dann aber loslegen, werden alle Zweifel im Nullkommanix zerlegt, denn sie sind nicht nur äußerst leidenschaftlich bei der Sache, sondern auch noch richtig gut dabei. Auch wenns kein Metal im eigentlichen Sinne ist, was die Duisburger spielen, so liefern sie dennoch ein ordentliches Brett ab, das sich irgendwo in Bereichen zwischen Post-Hardcore und härteren Indie-Sounds verorten lässt. Die Mischung aus sehr zugänglichen Melodien und ordentlichem Gehacke, in Verbindung mit dem wohl offensivsten Stageacting des Abends macht einfach nur Freude und am Ende ihres Sets wünsche ich mir mehr, was es aber leider nicht gibt.

Bei STEORRAH gibts nun einen klaren Schwenk in heimatliche Klangwelten. Die vier Herren packen eine dickere Keule aus, denn hier gibts zuweilen sogar extremmetallische Klänge zu hören. STEORRAH spielen progressiven Metal, der teilweise in Death Metal Gefilden wildert, zumindest was die Growls von Sänger / Gitarrist Andreas angeht. Jeder, der nun an OPETH und Konsorten denkt, liegt nicht ganz falsch. Im Set findet sich ein beständiger Wechsel von ruhigen melodischen Momenten, bei denen öfters sehr ansprechende Jazzelemente eingebunden werden, und deftigeren Passagen. Dabei werde ich aber das Gefühl nicht los, dass die Handbremse noch ein wenig hängt, denn über ein mittleres Tempo wird nicht hinausgegangen. Das hätte aber sicher einiges zur Dynamik beigetragen und dem Ganzen noch das berühmte i-Tüpfelchen aufgesetzt. So bleibt es bei einer soliden und musikalisch äußerst interessanten, dabei aber leider etwas verhalten wirkenden Darbietung. Bei der letzten Nummer überkommt mich der Eindruck, dass sogar Einflüsse von Tom Waits eingebunden wurden. Spannend ist das auf jeden Fall und macht Lust auf eine weitere Auseinandersetzung.

Der Headliner dieses Abends, der personell dadurch in enger Verbindung mit STEORRAH steht, dass Nicolao in beiden Bands Gitarre spielt und Andreas sowohl im Studio als auch auf der Bühne einen Gastauftritt bei HADEAN hat, ist auf der Bühne des MTC kein Neuling mehr. Aber ebenso wie bei den Kollegen aus Bonn gibt es bei HADEAN heute organisatorische Probleme im Vorfeld, was zum Beispiel bedeutet, das Sänger Michael trotz einer grippalen Erkrankung die Bühne entert. Dabei bleibt nur zu sagen: „Respekt!‟, denn seiner Show merkt man das ebenso wenig an wie seiner Stimme. Den Bonuspunkt für die spektkuläre Körperhaltung an der Luftgitarre gibts noch obendrein. HADEAN wirken an diesem Abend nach längerer Bühnenabstinenz unheimlich frisch und gut eingespielt. Sie legen mit dem Hit "Deception" los und packen direkt den neuen Song "Ambassador of Flesh and Bone" drauf, den man von vergangenen Auftritten schon kennt. Insgesamt hört man während des ganzen Sets, dass die Jungs nicht faul waren und so werden hier einige neue Stücke dargeboten, bei denen sie im Vergleich zum Album "Parasite" veränderte Akzente setzen. Nachdem sie dann auch noch das epische "Earth" und "Proclamation" zum Besten geben und eine Zugabe oben drauf setzen, ist es um die Stimmung im solide gefüllten MTC ausgezeichnet bestellt, aber die späte Stunde führt leider zum endgültigen Ende dieses insgesamt äußerst abwechslungsreichen und geschmackvollen Abends.

Zuletzt geht noch ein dickes "Danke!" für die Möglichkeit, die ausgezeichneten Fotos dieses Abends zu verwenden an Phil! www.blindedbyphil.de

Bildergalerie

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