Der Weg Einer Freiheit Khroma Wandar

Der Weg Einer Freiheit, Khroma, Wandar

Der Weg Einer FreiheitWandar
Leipzig, Four Rooms
26.09.2012
Wenn mitten in der Woche zum Metal-Stelldichein geblasen wird, fliegen einem meist postwendend die in ihrer Variabilität arg beschränkten Ausreden direkt zurück an den Schädel, der sich aber im Grunde auch auf ebendiese Reaktion schon eingestellt hatte. Umso unerwarteter, aber auch erfreulicher erscheint da die Tatsache, dass bei Erwähnung von WANDAR bzw. DER WEG EINER FREIHEIT dann doch plötzlich irgendwie auf geheimnisvolle Weise der Abend zur Verfügung steht. Da haben die hierzulande eigentlich unbekannten KHROMA sich offenbar die passende Verstärkung für ihre kleine Tour besorgt.

Die große Arena bleibt hier zwar nachwievor verschlossen, dennoch ist das beschauliche Four Rooms ordentlich belebt, als WANDAR kurz nach Einbruch der Dunkelheit ihre Gitarren aus den Schutzhüllen reißen. Einsam streckt eine Diskokugel ihre Lichttentakel in die Düsternis des Raums, reflektiert von einem ebenso einsamen, rot strahlenden Scheinwerfer. Die zur Kaschierung der ersten Fettpölsterchen extra aufgetragene zweite Haut aus Blut, Schweiß und Tränen will gar nicht wirklich zur Geltung kommen. Zahlreiche, kurzerhand auf der engen Bühne platzierte Kerzen bringen zwar kaum optische Aufhellung, tragen aber unmerklich zur Stimmung bei. Diese ist, der Bekanntheit der Jungs aus Halle sei Dank, bereits von Beginn an auf einem dankenswerten Niveau, so dass die Schwarzmetaller im Grunde nur ihr Ding durchzuziehen brauchen, um die Menge zu befriedigen.
Sieben Songs zählt die angeklebte Setlist, doch wer WANDAR und ihre Stücke kennt, dem ist bewusst, dass er so schnell hier nicht mehr rauskommen wird. Adjektive wie 'episch', 'abwechslungsreich', 'dynamisch', 'melodisch' und 'atmosphärisch' treffen den Nagel auf den Kopf und sprechen eine deutliche Sprache. Ohne große Reden zu schwingen zerrt uns die Band in einer guten Stunde Spielzeit immer wieder auf ihre Gitarrenteppiche, um gemeinsam über der Banalität des Alltags zu schweben. Da sind wir gern mit dabei, vor allem, wenn es dort auch Bier gibt. [cr]


Setlist:

Gen Norden brandet die See
Eldar
Die Bürde des Morgens
Raunen
Trollgebunden
Wintersang
Vergessenes Wandern


Mit KHROMA steht anschließend die Band auf den niedrigen Brettern, die den Abend eingeleiert hat, und die jungen Finnen reißen das musikalische Ruder in eine merklich andere Richtung: Groovebetont und immer wieder elektronisch durchbrochen, schleift sich ihr Bastard aus eruptivem Hardcore und dezenten Nu Metal-Elementen tief in die Bewegungszentren der etwas dezimierten Zuschauerschar, die dem entsprechend zunächst ein wenig Halt suchen muss.
Nach etwas Eingewöhnungszeit jedoch darf das Material dann doch zünden und offenbart in seinem apokalyptischen Fluss immer wieder Parallelen zu Bands wie SOULFLY oder KORN. Letztere kommen einem dabei vor allem aufgrund der wiederkehrenden Dubstep-Elemente in den Sinn: Wenn gequält dröhnende Bässe, eisige Shouts und zeitloses Chugga-chugga-Riffing in Wutbrocken wie "Erase" kulminieren, dann wippt der Oberkörper trotz anfänglicher Skepsis bereitwillig mit. So bleibt nach knapp 40 schweißtreibenden Minuten die Erkenntnis, dass man hier eine sympathisch-schüchterne Truppe gesehen hat, die zwar anders als die anderen war, dabei aber durchaus für Abwechslung sorgen konnte. Für den Großteil der Anwesenden geht es allerdings gerade erst los, denn... [rs]

...zu guter Letzt scharren DER WEG EINER FREIHEIT ungeduldig ihre Hufe auf der Bühne. Die Würzburger wurden ja - auch von der Bloodchamber - in den letzten Jahren ständig in den Himmel gelobt, übertrieben hat dabei kaum jemand. Ob nun als Rettung des deutschen Black Metals vergöttert oder einfach nur als geniale Songschreiber bewundert, wer an diesem Abend anwesend ist, der spürt einfach, dass von dieser Band irgendetwas kommt. Selbst diejenigen, die Black Metal ansonsten zum Schrotthändler um die Ecke kutschieren, müssen sich eingestehen, dass eine gewisse Faszination von diesen optisch eher unauffälligen Jungs herüber schwappt, auch wenn man sich ihrer Präsenz mangels Beleuchtung und zwecks sinnessteigerndem Schließen der Augen kaum bewusst wird. Rasend schnelles, aber stets kontrolliert wirkendes Geprügel, geschickte Stimmungswechsel, griffige Riffs, ergreifende Melodien - die Besonderheit in Worte zu fassen, fällt schwer. Letztlich ist es aber wohl die Kunst, stets an den richtigen Stellen das Publikum nicht zu langweilen. Und geschlafen hat heute niemand. [cr]

Setlist:

Ruhe
Lichtmensch
Der Stille Fluss
Frei
Vergängnis
Zum Abschied
Zerfall
Neubeginn
Ewigkeit



Bericht: Christian Rosenau, Ralf Scheidler
Bilder: Max Heinze/sentenced.to.rust


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