Victorius Releaseparty

Victorius Releaseparty

AntyraLightningz EdgeVictoriusZero Degree
Leipzig, Bandhaus
22.03.2013
„Oh yes, it’s Friday night and the feeling’s right…” – getreu dieser alten Disco-Weisheit haben VICTORIUS die Releaseparty zur neuen Scheibe „The Awakening” auf einen Freitag gelegt und sich gleich dreifach Unterstützung gesichert: ANTYRA, ZERO DEGREE und LIGHNINGZ EDGE stehen bereit, das zahlreich angereiste Bandhaus-Publikum möglichst variantenreich ins Kernland der Melodie zu entführen. Oder so ähnlich – schließlich soll auch der Metal heute Abend nicht zu kurz kommen…

Um Letzteres kümmern sich zunächst ANTYRA: Eingerahmt von den Demo-Songs „Gladiator“ und „Eye Out Of Fire“, gibt es knapp 25 Minuten melodische Kost mit Berserkeranstrich, der – immerhin vier Jahre nach Erscheinen der EP und aufgrund des Besetzungskarussells – ein wenig der entscheidende Impuls in Sachen musikalischer Entwicklung fehlt.
ANTYRA sind in ihrer derzeitigen Form allzu hörbar zwischen zwei Welten gefangen, zwischen leicht paganeskem Death Thrash und melodischen Finish, und diesen trotz aller instrumentalen Kompetenz offenkundigen Zwiespalt sollte man schnellstmöglich lösen. Beispielsweise, um sich auf das Schreiben von Stücken konzentrieren zu können, die nicht nur ein Panoptikum interessanter Ansätze bieten, sondern neben rhythmischer Vielfalt ihr Herz für dynamische Straffung und songinternen Fluss entdecken dürfen.

Deutlich geradliniger präsentieren sich anschließend ZERO DEGREE aus Nordhausen, die das Konzert dazu nutzen, dem Publikum neben ihrer lobenswerten Vorliebe für Biermischgetränke den neuen Drummer Micha nahezubringen. Dieser sorgt im Zusammenspiel mit der geballten Macht von gleich drei Gitarristen für ein Göteborg-Melo-Death-Feuerwerk vom Feinsten, das aufgrund seines überragenden melodischen Gespürs und des sympathischen Fronters immer wieder an DARK TRANQUILLITY erinnert.
Wenn hier bei bestem Sound und vor Breitwandrhythmik gnadenlos Leadgitarrenduelle ausgefochten werden, ist man daher mehr als geneigt, die vereinzelt etwas gestreckt wirkenden langsameren Passagen zu vergessen – in den zahlreichen überzeugenden Momenten beherrschen ZERO DEGREE ihr Handwerk schlicht perfekt. Falls ihr mit dieser Art von Musik könnt, sei euch – neben einem Konzertbesuch natürlich! – das knapp 3 Jahre alte Debütalbum „Surreal World“ ans Herz gelegt. Am Nachfolger werden sich die Nordthüringer wohl in absehbarer Zukunft versuchen.

Ein paar Handgriffe und Banneraufrichtungen später ist es dann an der Zeit für VICTORIUS: Die Leipziger frönen dem melodischen Power Metal der etwas klinischeren Art, was man im Trailer zur (in Japan längst erhältlichen) Scheibe „The Awakening“ bereits hören konnte.
Dass sich das live mangels Technik und auch aufgrund von gleich zwei Neuzugängen nicht 1:1 umsetzen lassen würde, war relativ klar – dank solider Leistungen auf allen relevanten Positionen geht der selbstverständlich klischeetriefende Meteoritenhagel am heutigen Abend dennoch wunderbar ins Ohr. Ob „Starfire“, „Age Of Tyranny“ oder der Titelsong – VICTORIUS drücken live regelmäßig die richtigen Knöpfe und ziehen ihr Ding merklich professionell durch, was den nachhaltigen Anspruch ganz gut untermauert.
Wenn man jetzt noch ein paar GAMMA RAY-mäßige Geschosse in oberen Geschwindigkeitsregionen an Bord bekommt, um den midtempolastigen Zwischenteil ein wenig aufzulockern, wäre ich richtig glücklich – doch auch jenseits dieser persönlichen Vorlieben sind die Messestädter in ihrer aktuellen Aufstellung eine Empfehlung wert.

Was zweifellos auch für LIGHTNINGZ EDGE gilt, die im Anschluss für die etwas unprätentiösere Auslegung des Heavy Metal zuständig sind und den Abend – nicht nur aufgrund des grandiosen „I Want Out“-Covers – hochklassig beschließen. Dabei wirken die Leipziger zunächst etwas nervös, was sich in schwerer Bühnentigeritis und vereinzelten überraschend getimten Einsätzen zeigt. Von derlei (fast schon sympathischen) Ausnahmen abgesehen, sind LIGHTNINGZ EDGE heute Abend eine gelungene und auf ganz andere Weise gefühlsechte Ergänzung zu VICTORIUS – indem sie deren poliertem Ansatz (den die Japan-VÖ nur unterstreicht) sozusagen das KIT-Kutten und Eier-Tuning entgegensetzen. Quasi SONATA ARCTICA und RAM auf einem Konzert, wenn man das mal aufs Stilistische herunterbrechen möchte.

In jedem Falle ist es der vollauf gelungene Abschluss einer überzeugenden Veranstaltung, bei der im Übrigen die Soundmänner Erwähnung finden sollten, die trotz stilistischer Differenzen ausnahmslos jeder Band einen passenden Frack auf den Leib geschneidert haben. Erfreulich, dass es das neben den auch in Sachen Soundqualität auf die Headliner getrimmten Großveranstaltungen weiterhin gibt.

Bilder: Danke an Carolin Teubert/Thyrade, deren Bilder ich über den Umweg über VICTORIUS nutzen durfte. Hier gibt es mehr:

www.facebook.com/ThyradeFotografie

Bildergalerie

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