Imperium Dekadenz Gernotshagen Bifröst Firtan

Imperium Dekadenz, Gernotshagen, Bifröst, Firtan

BifröstFirtanGernotshagenImperium Dekadenz
Leipzig, Hellraiser
27.12.2014
Es ist Samstag, Weihnachten ist überstanden, das große Geböller steht noch bevor. Dazwischen gesellt sich eine kleine Veranstaltung namens "Rauhnächte Tour 2014", konkret der Gig im Leipziger Hellraiser. Headliner: IMPERIUM DEKADENZ. Parallel dazu spielen AMORPHIS ihre "Tales…" Special Show. Schwierige Entscheidung, aber letztlich passt Black Metal, und dazu noch unter diesem Banner, besser zur spontan aufgezogenen Eiseskälte mit gefühlten minus 20 Grad. Vor Wochen noch enthusiastische Möchtegern-Begleiter ziehen den nichtvorhandenen Schwanz ein und werden als Luschen gebrandmarkt. Aber egal, geht's eben solo auf die Piste.

Ich betrete also den Hellraiser durch den Nebeneingang. Es wird also wieder nur auf der kleinen Bühne gespielt. Die richtige Entscheidung, denn während sich im großen Saal die Konzertgänger verloren hätten, wird es hier schön heimelig voll. Eine ausreichende Zahl an Wärme produzierenden Körpern sorgt für ein schnelles Auftauen der bereits vom kurzen Stück zwischen Parkplatz und Club in Mitleidenschaft gezogenen Körperteile. FIRTAN beginnen pünktlich wie die Maurer mit ihrem Abriss.

Gute Laune haben sie und dementsprechend motiviert fahren sie recht große Geschütze auf. Deutschen Texte, aggressiver Gesang und gemeines Gekreische erreicht mein Ohr. Ebenso komplexes Gitarrenspiel und dankenswerterweise nicht so ein pervers wie sonst in den Vordergrund gemixtes Schlagzeugspiel. Die normalerweise stets präsenten Keyboard-Samples zicken zu Beginn etwas herum, zeigen aber durch ihre temporäre ungeplante Abwesenheit, dass die Songstrukturen durchaus auch allein funktionieren. FIRTAN haben wohl nicht nur mich positiv überrascht, was das Gedränge vor der Bühne bezeugt. Manch einer hat gar vergessen, sich seiner dem Außenwetter angemessenen Bekleidung und Kopfbedeckung zu entledigen, was in Kombination mit Bewegung und Reibung nicht unbedingt angenehme olfaktorische Referenzen zu schlecht gelüfteten Muckibuden hervorruft.

Zum Glück verteilen sich Menschen und Gerüche bei BIFRÖST ein wenig. Offenbar hat sich herumgesprochen, dass man auch weiter hinten noch ausreichend erkennen kann. So bleibt vorn deutlich mehr Bewegungsfreiheit, was der Musik von BIFRÖST durchaus entgegenkommt. Gute Laune Pagan Metal, nicht ganz kitschfrei, dafür jedoch tanzbar und sympathisch rübergebracht - dafür stehen die Österreicher. Würden innerdeutsche Brandschutzgesetze es nicht verhindern, hätte es eigentlich nur noch eines lodernden Feuers bedurft, um die Stimmung zu perfektionieren. So müssen gereckte Fäuste und Anfeuerungsrufe genügen. Und auch mein die Haare zügelndes Gummiband ruft lautstark nach Entledigung.

Das ändert sich auch nicht bei GERNOTSHAGEN, die zwar deutlich ernstere Töne an den Tag legen und sich auch auf der Bühne gern standesgemäß kleiden, dafür aber mit anderen Qualitäten aufwarten können. Sänger Askan weiß nämlich nicht nur, wie man ein Lederleibchen schnürt oder eine Axt standesgemäß in die Lüfte streckt, sondern beherrscht neben Growls und Gekreische auch einen beeindruckenden Klargesang. Dieser kommt ganz Pagan typisch bei den besonders heroischen Melodien zum Einsatz und wird glücklicherweise auch gut dosiert eingeflochten. Andere Bands aus dem Genre begehen da ja meist den Fehler, durch zu viel Pathos eher meine Nerven zu strapazieren. Hier passt aber die Gesamtpackung auf jeden Fall wie das Schwert in die Scheide, so dass konzentriertes Zuhören und -schauen angesagt ist. Letzteres wird maximal noch durch die spannende Frage abgelenkt, wann der metallverstärkte Fuß des Sängers den nackten Fuß des Bassisten nun endlich plättet.

Obwohl das Haupthaar bisher stets nach frischer Luft gierte, behielt mein bewegungsfaules Ich bis hierhin immer noch die Oberhand. Bei den ersten Tönen von IMPERIUM DEKADENZ muss es sich aber schließlich geschlagen geben. Weg mit den Fesseln am Hinterkopf, her mit dem garantierten Nackenschmerz am nächsten Morgen. Neben DER WEG EINER FREIHEIT bäckt aktuell wohl kaum eine deutsche Black Metal Band derart intensive Gitarrenteppiche wie die fünf Schwarzwälder Torten. Dabei können sie es sich sogar leisten, Bewegungen und Ansagen auf ein Minimum zu reduzieren. Ein bisschen dekadentes Auftreten im eigenen Imperium darf ja wohl noch erlaubt sein. Solange die gierige Menge mit knackigen Riffs zufrieden gestellt wird und andächtig lechzend nach mehr von diesem Stoffe schreit.

Nach der nicht ganz überraschend geforderten und gelieferten Zugabe ist es dann vorbei mit dem hypnotischen Schwelgen. Dafür ist mir kurz nach Eins beim Heimweg durch die eisige Nacht deutlich wärmer ums Herz als vor diesem Abend. Vier hochkarätige Bands, die zudem noch dem gleichen Black Metal Grundgedanken unterschiedlichste Facetten abgewinnen können, das gibt’s auch nicht allzu oft. Danke dafür an alle Beteiligten. Lediglich ein einzige Kleinigkeit könntet ihr noch verbessern: IMPERIUM DEKADENZ, legt euch endlich mal ordentliches Merch zu!

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