Yellow Eyes & Ultha

Yellow Eyes & Ultha

UlthaYellow Eyes
Köln, Privat
04.05.2016
Trari, trara, der Lenz ist da! Man könnte sogar so weit gehen und an diesem sonnigen Mittwoch vom Ausbruch des Sommers sprechen. Ergo ist die Stadt voller leichtbekleideter Menschen mit Sonnenbrillen und Eistüten. Was gibt es da Passenderes, als sich in einen der kleinsten Clubs der Stadt zu begeben und sich ausladende Riffs und gequälte Schreie, die Schmerz, Verzweiflung und Nihilismus verbreiten, zu geben. Auf ins Privat, denn da gibt es Black Metal mit Bart.

Als wir ankommen, ist es noch ausgesprochen früh, doch man sieht schon vor der Tür, dass heute nicht das typische Black Metal Publikum anzutreffen ist. Neben einigen langhaarigen Kuttenträgern gibt es eine noch größere Zahl an Vollbärten mit schwarz gerahmter Brille. Hipster Black Metal? So abfällig manche orthodoxen Kurzgeister diesen Begriff verwenden, so schief sind sie gewickelt, denn das heutige Programm ist zwar kurz, aber dafür um so hochwertiger.

Das Privat ist mit Sicherheit einer der charmantesten Läden, in denen man in Köln Livemusik geboten bekommt. Und als die Lokalmatadore ULTHA einigermaßen pünktlich loslegen, hat sich das sehr überschaubare Etablissement schon ordentlich gefüllt. Die Kölner machen mit den ersten Tönen deutlich, dass hier keine Gefangenen genommen werden. Sie entfesseln eine übermächtige Klangwand, die in ihrer Monotonie ausnehmend hypnotisch wirkt. Dazu kommt das Wechselspiel von zwei Vokalisten, die es schaffen, ganz unterschiedliche Akzente zu setzen. Die überlangen Kompositionen sind deutlich vom us-amerikanischen Black Metal der neueren Art inspiriert, wovon man sich auch auf dem mehr als überzeugenden Debüt „Pain Cleanses Every Doubt‟ überzeugen kann. Und dass die energische Performance bei der Allgemeinheit ankommt, machen die Anwesenden mehr als deutlich. Die Stimmung ist von Anfang an ausgesprochen gut, der Sound ist für eine so minimalistische Technik, wie sie der kleine Laden bietet, absolut überzeugend. Und am Ende des Sets von etwas weniger als einer Stunde ist das Erstaunen über diese Darbietung in mehr als einem Gesicht abzulesen.

Für mich ist der Headliner heute abend zwar der Hauptgrund gewesen, dieses Konzert zu besuchen, doch eines ist um zehn Uhr klar: Nach dem Auftritt von ULTHA werden YELLOW EYES es schwer haben, dagegen anzustinken. Die vier New Yorker starten ihr Set ebenso wortlos wie ihre Vorgänger und die Grundausrichtung ist durchaus ähnlich. Schnelle und flirrende Riffs, die sich zu monolithischen Ungetümen aufbauen und erst bei genauerem Hinhören ihre Melodik erkennen lassen. Allerdings arbeiten YELLOW EYES stärker mit Breaks und es passiert mehr in ihren Songs, die nicht ganz so überlang gestaltet sind wie die von ULTHA. Leider ist beim Headliner der Sound ein wenig schlechter und es fällt schwer, die Vocals von Will Skarstad mitzubekommen. Interessanterweise ist diese Band rein optisch noch weiter vom klassischen Black Metal entfernt als der Opener, doch kann man YELLOW EYES nicht vorwerfen, auch nur im Ansatz verweichlicht, hoffnungsvoll oder in irgend einer Form gut gelaunt zu sein. Ihre introvertierte Darbietung lässt erahnen, dass diese Musik aus der Tiefe ihrer Herzen stammt und dass sie keiner wie auch immer gearteten Mode hinterher rennen. Die Reise über den Atlantik hat sich für die Fans auf jeden Fall gelohnt und es ist zu hoffen, dass YELLOW EYES auch auf den restlichen Konzerten in Europa die Wertschätzung und den Respekt bekommen, den sie sich verdient haben.

Auch wenn die absolute Zahl an Besuchern nicht sonderlich eindrucksvoll sein dürfte, war die Stimmung im gut gefüllten Privat doch mehr als nur ordentlich. Und die Kombination von YELLOW EYES, die für mich zu den interessantesten Vertretern des gegenwärtigen US-Black Metal gehören, und ULTHA war mehr als nur gelungen. Zwar war der Abend nicht übermäßig lang, doch es hat nichts gefehlt. Und nach zwei derart hypnotischen Gewaltausbrüchen hätte eine dritte Band meine Aufmerksamkeit auch nicht mehr sonderlich fesseln können. Deshalb spreche ich dringende Empfehlung aus: Beide Bands sind mehr als nur sehenswert. Es ist fraglich, ob man nach dieser Tour bald wieder die Gelegenheit bekommen wird, YELLOW EYES auf europäischem Boden live zu sehen. Und ULTHA haben eine glorreiche Zukunft vor sich, wenn sie es schaffen, auf dem Niveau weiter zu arbeiten, dass sie bis hierhin bewiesen haben.
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