Moonspell, The Foreshadowing & Eleine

Moonspell, The Foreshadowing & Eleine - 13.10.2016 - Leipzig, Hellraiser
Leipzig, Hellraiser
13.10.2016
Seit März 2015 bauen die düsteren Portugiesen von MOONSPELL nun schon an ihrer "Road To Extinction". Die Tour geht mittlerweile in die fünfte Runde und eine Ende ist noch nicht abzusehen. Schluss ist jedenfalls am heutigen Donnerstag für die beiden Supportbands THE FORESHADOWING und ELEINE. Aber zuvor gilt es noch, das Leipziger Publikum zu überzeugen. Meinereiner hat es immerhin geschafft, die bessere Hälfte zum Mitfahren zu bewegen. Für die Bands wird dadurch jedoch die Arbeit nicht unbedingt leichter…

Halbwegs pünktlich im Hellraiser angekommen, bleibt jedoch kaum Zeit, um lange über kindische Wortspielchen bezüglich ELEINEs Eignung als Bändiger virtueller Vierbeiner nachzudenken, denn die Schweden sind bereits ordentlich zu Gange. Gerade einmal drei Songs bleiben der knapp bekleideten und gut ausgeleuchteten Sängerin noch, um zusammen mit ihren im Schatten agierenden Kollegen einen asiatisch angehauchten Gothic Metal zu präsentieren. Musikalisch passt das auf das bekannte Beauty & The Beast Schema. Das heißt, Sängerin, Keyboard und Melodien stehen im Vordergrund und gelegentlich brüllt einer der Herren immer mal von hinten etwas in den Raum oder ein knackiges Riff würzt den Pudding, bevor er zu klebrig wird. Das Gehörte ist durchaus in Ordnung, wenngleich dabei sicher keine Bäume entwurzelt werden, aber die starke Fokussierung der Band auf die Frontfrau (bzw. auf ihr Gesicht, ihr Dekolleté, ihren Bauch und ihre tätowierten Oberschenkel) finde ich etwas bedenklich.
Kommentar meiner besseren Hälfte: "Die darf kein Stück Torte zu viel essen, dann ist's aus mit der Band".

Ohne große Zicken legen sogleich auch THE FORESHADOWING einen nach. Aber eben in ihrer ganz eigenen Geschwindigkeit. Die leben den Doom noch wirklich. Da ist keine Bewegung abrupt, da ist kein Satz mal so schnell dahin gesprochen. Alles ist wohl durchdacht und wird mit der nötigen Ruhe dargebracht. Und das ist auch gut so. Ähnlich wie ELEINE lebt diese Band hauptsächlich von der Person vor dem Mikro. In dem Fall jedoch von einem Mann und seiner warmen, tiefen und erschreckend emotionalen Stimme. Dazu gesellen sich gleichberechtigt fünf weitere Musiker, die mit schweren melancholischen Melodien, gelegentlicher Zweitstimme und viel Gespür für Zwischenräume eine schwer zu durchdringende Atmosphäre erschaffen - da braucht's gar keine Nebelmaschine. Das faszinierendste an THE FORESHADOWING ist jedoch die Tatsache, dass ich deren Songs über die Jahre gesehen relativ selten gehört habe und oft nur sekundär als Hintergrundbeschallung. Heute jedoch weckt fast jeder Song eine Erinnerung auf. Ich kenne diese Lieder, als hätte ich sie eben erst im Auto gehört. Das schaffen wirklich nicht viele.
Kommentar meiner besseren Hälfte zu Beginn: "Die sehen gar nicht italienisch aus!" Und am Ende: "Hast du ein Album von denen?"

Da können MOONSPELL nun fast gar nichts mehr versauen. Zwar desorientiert der etwas zu sehr nach Routine klingende Auftakt ein wenig, aber bei einer derartigen Touraktivität lässt sich so etwas sicher nicht vermeiden. Mag die Band zunächst noch etwas müde wirken, kommt sie aber nach 1-2 Songs wieder in die übliche Fahrt. Da spürt man die Kraft und die Dynamik der ebenso rhythmusbetonten wie melodischen Stücke, wie sie sich im Raum entfalten. Die Band verteilt mit düsterem Gesang belegte Zuckerbrote und von Gebrüll begleitete Peitschen zu gleichen Stücken. Dabei ist in fast 25 Jahren so einiges zusammen gekommen. Geheimratsecken, ein paar Pfunde und diverse Falten zeigen dies ebenso wie ein unglaublich vielseitiges musikalisches Repertoire. MOONSPELL verstecken sich nicht vor ihrer Vergangenheit, sondern stehen zu ihrer Historie. Da mag im Jahre 2016 ein "Vampiria" von '95, vorgetragen mit einem klischeehaft wallenden Fledermausmäntelchen, vielleicht etwas unfreiwillig komisch rüberkommen. Im Gesamtkontext mit dem zum Beispiel immer noch hervorragend funktionierenden Klassiker "Alma Mater" vom selben Album sowie der Entwicklungsgeschichte vor Augen kann man das jedoch durchaus auch als Fanservice sehen. Im Rahmen des ausgewogenen Sets ist eh für alle Sympathisanten, gleichwohl aus welcher MOONSPELL-Phase etwas passendes dabei. Auch wer nur mit dem letzten, nicht mehr ganz so frischen, Album "Extinct" aufgewachsen ist, dürfte zufrieden sein. Selbst "Scorpion Flower", naturgemäß als Duett ausgelegt, findet dank Unterstützung der ELEINE-Sängerin den Weg auf die Bühne. Da ist nach drei Zugaben (inklusive Seifenblasen und dem lustigen Spiel "Ich leuchte euch jetzt mal mit meinen Spiegelchen mitten ins Gesicht, warum soll nur ich das auf der Bühne ertragen?") und der Verabschiedung der beiden anderen Bands der Beifall garantiert.
Kommentar meiner besseren Hälfte: "War gut, wäre aber noch besser mit jungen, knackigeren Typen!"

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