Khors - Night Falls Onto The Fronts Of Ours

Khors - Night Falls Onto The Fronts Of Ours
Black Metal
erschienen am 24.04.2015 bei Candlelight Records
dauert 43:37 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Ні клятв, ні сліз, ні колін! (No Oaths No Tears No Knees!)
2. Долина мертвих птахів (Dead Birds Valley)
3. Шляхом кривавих доріг (Following The Ways Of Blood)
4. І ніч схиляється до наших лиць (Night Falls Onto The Fronts Of Ours)
5. 1664
6. Востаннє (For The Last Time)
7. Струнке павутиння самотності (Slight Web Solitude)
8. Мій козацький шлях (My Cossack Way)

Die Bloodchamber meint:

Ich gebe es zu: Am Anfang habe ich mich mit dem neuen Album von KHORS recht schwer getan. Die ersten Hördurchgänge waren wenig einprägsam und hinterließen eher das Gefühl eines unspektakulären, aber doch wohligen Rauschens, anstatt zu beeindrucken. Dann lag die Scheibe, das Review verschleppte sich, bis der Moment kam, an dem ich mir eingestand, dass ich viel zu lange gewartet habe. Also musste die Erinnerung aufgefrischt werden. Und siehe da, auf einmal zeigten sich die kleinen schönen Momente und die liebevoll gestalteten Melodien, die „Night Falls Onto The Fronts Of Ours‟ beinhaltet. Das macht es noch nicht zu einem Meisterwerk, aber hörenswert ist das Album dennoch. Und so lief es ein ums andere Mal durch und wurde zu einem steten Begleiter der letzten Wochen.

KHORS liefern mit diesem sechsten Album ihr zweites Werk auf Candlelight ab, was der Band sicherlich einiges mehr an Aufmerksamkeit sichern wird, als es bei den frühen Alben der Fall war. Dass die es sich Ukrainer inzwischen in einem prominenten Stall gemütlich gemacht haben, hört man dem Album deutlich an. Die Produktion klingt kraftvoll und höchst professionell, hier ist nichts von räudigem Undergroundcharme oder klirrendem Eiszeitgeschepper zu hören. Und das soll keine Kritik sein, denn die Deluxeproduktion passt sehr gut zum Sound, dem die Band sich verschrieben hat. Schließlich pflegen KHORS auch nicht die derbe Schiene im weiten Spektrum des Black Metal. Es geht sehr zivilisiert zu, die Scheibe liefert so ziemlich alle Facetten, die man im Midtempo bedienen kann, heftige Ausbrüche darf man hingegen nicht erwarten. Dies hätte dem Material jedoch gut zu Gesicht gestanden. Ein kleiner Hieb vor den Latz zwischendurch täte in diesem Fall gut, sodass man nicht vor Beschaulichkeit entschlummert.

Wenn man auf Gepolter verzichtet, tun sich reichlich Möglichkeiten auf, das Melodische zu pflegen. „Night Falls Onto The Fronts Of Ours‟ bietet reichlich davon, vor allem in Form von prägnanten Leadgitarren, die den Songs ihren jeweils eigenen Stempel aufdrücken. Das verleiht dem Material einen gewissen Wiedererkennungswert, wenn auch erst beim zweiten oder gar dritten Hördurchgang. Musikalisch kann man KHORS irgendwo zwischen DRUDKH und PRIMORDIAL verorten. Manchmal klingt die slawische Note der Landsleute durch und auch die Vocals sind nicht allzu weit von Saenko entfernt. Immer wieder gibt es aber klangliche Öffnungen, die auf die epische Breite der Iren verweisen, allerdings ohne deren Konsequenz und Güte zu erreichen. In diesem Spannungsfeld haben KHORS eine feste Position gefunden, die mit Sicherheit den ein oder anderen Hörer finden wird.

„Night Falls Onto The Fronts Of Ours‟ ist in keiner Hinsicht ein beeindruckendes Album. Dennoch macht es Spaß und fordert immer wieder zum Hören heraus.Das liegt einfach daran, dass wir es hier mit sehr ordentlichem Handwerk und erfahrenen Musikern zu tun haben. An manchen Stellen fügt sich einfach alles perfekt zusammen und dann entstehen Songs wie „No Oaths No Tears No Knees!‟, „For the Last Time‟ und „My Cossack Way‟. Doch um die höheren Weihen der Kritik zu genießen spielen KHORS einfach zu sehr auf Nummer sicher. Ihr sechstes Album hätte ein wenig mehr Risiko vertragen können – das hier gepflegte Ausmaß an Beschaulichkeit ist ein wenig zu viel. Und trotzdem macht es Spaß, wahrscheinlich weil die ganze Scheibe von einer ungewöhnlichen Wortneuschöpfung am besten beschrieben wird: Wohlfühl-Black Metal. Klingt komisch, ist aber so.
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