Yellow Eyes - Sick With Bloom

Yellow Eyes - Sick With Bloom
Black Metal
erschienen am 11.12.2015 bei Gilead Media
dauert 42:17 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Sick With Bloom
2. Streaming From The Undergrowth
3. What Filters Through The Copper Stain
4. Mangrove, The Preserver
5. Fallen Snag
6. Ice In The Spring

Die Bloodchamber meint:

Es gibt Hot Spots in Sachen Black Metal, von denen man erwartet, dass von dort regelmäßig großartige Bands kommen. Ob Oslo oder Bergen, in Skandinavien sind diese Orte Legion. Doch auch in Amerika hat beispielsweise die Region Kaskadien eine schiere Masse an Acts hervorgebracht, die inzwischen weltweit bekannt sind. Nur die „Welthauptstadt“ New York City, ansonsten Schmelztiegel für Kulturen und Subkulturen aller Art, bringt man nicht unbedingt als erstes mit Black Metal in Verbindung. Das sollte sich aber schleunigst ändern, vor allem, wenn man guten USBM der rauen Art zu schätzen weiß. Mit „Sick with Bloom“ haben die New Yorker YELLOW EYES ihr drittes Album herausgebracht, das von vielen Undergroundfetischisten sehnlichst erwartet wurde und ob man einen solchen Sound aus dieser Stadt erwartet hätte, könnte Stoff für angeregte Diskussionen bieten.

YELLOW EYES existieren seit 2010 und haben in dieser Zeit bislang zwei Alben, zwei EPs und eine Split mit MONVMENT veröffentlicht. Die Erwartungen nach den beiden Kurzspielern aus dem Jahr 2014, „The Desert Mourns“ und „Stillicide“ waren groß, schließlich haben die drei Herren darauf jeweils zwei mehr als gelungene Songs vorgelegt, die irgendwo zwischen untergrundiger Räude und melodischer Eingängigkeit mäandern. „Sick with Bloom“ macht genau da weiter und beweist, dass die inzwischen zum Quintett gewachsene Band gereift ist und besonders in Sachen Songwriting eine Menge dazu gelernt hat.

Die Vorbilder der New Yorker liegen offen auf der Hand. Ganz klar hört man eine Menge WOLVES IN THE THRONE ROOM heraus, nur dass YELLOW EYES deutlich kompakter zu Werke gehen. Doch in Sachen Klangästhetik und Drumming gibt es hier eine Menge Gemeinsamkeiten. Der Sound ist dreckig und fast ein wenig unterproduziert. HiFi-Nerds dürften angesichts dieses Albums Schauer des Entsetzens packen, Schwarzmetaller der alten Schule fühlen sich auf positive Weise an die frühen Neunziger erinnert. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Der Mix ist gelungen, man kann alle Elemente klar heraus hören, nur ist der Gesamtklang scheppernd und dreckig. Die Vocals bewegen sich durchweg an der Grenze totaler Hysterie und Verzweiflung, das Riffmaterial ist zumeist rasant und nach wiederholtem Hören extrem eingängig. Beim ersten Hören wirkt „Sick with Bloom“ etwas sperrig, doch nach vier bis fünf Hördurchgängen erweist es sich als extrem kurzweiliger Langspieler, der eindeutig Heavy Rotation Potenzial hat.

Die Songs bewegen sich auf einem durchweg hohen Niveau, wobei der Opener und Titelsong, sowie „Mangrove, the Preserver“ und das Schlussstück „Ice in Spring“ ein wenig herausragen. Hier sind die flirrenden Riffs besonders markant, die Tempowechsel besonders gelungen und das Suchtpotenzial besonders hoch. Und da es sich hierbei schon um das halbe Album handelt, können wir „Sick with Bloom“ eine bemerkenswerte Hitdichte attestieren. Eingerahmt wird das ganze Album von Zikadengezirpe, dazu gibt es kurze Outros rein akustischer Natur, die an frühe ULVER denken lassen.

Versucht man diese Band in der Entwicklungsgeschichte des Black Metal einzuordnen, dann passen YELLOW EYES in die gegenwärtige Welle junger Bands, die einerseits zurück zu den Wurzeln gehen, aber dennoch eine moderne Note haben. In Deutschland fallen einem beispielsweise SUN WORSHIP oder ULTHA ein, in den USA finden wir ja eine ganze Masse an entsprechenden Acts, man denke nur an ADDAURA oder FALLS OF RAUROS. Wer diesen speziellen Stil zu schätzen weiß, der so manchen Szenepuristen „Hipsteralarm!“ schreien lässt, der kann an YELLOW EYES nicht vorbei. Die Punnktewertung trägt der Tatsache Rechnung, dass auf „Sick with Bloom“ das Rad nicht neu erfunden wird. Ginge es lediglich nach dem Grad an Begeisterung, den dieses Album beim Schreiber dieser Zeilen hervorruft, wäre fast noch ein Pünktchen mehr drin.
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