Equilibrium - Armageddon

Equilibrium - Armageddon
Epic Folk Viking Metal
erschienen am 12.08.2016 bei Nuclear Blast
dauert 50:13 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Sehnsucht
2. Erwachen
3. Katharsis
4. Heimat
5. Born To Be Epic
6. Zum Horizont
7. Rise Again
8. Prey
9. Helden
10. Koyaaniskatsi
11. Eternal Destination

Die Bloodchamber meint:

Und noch einer, der endlich groß geworden ist. Der kleine EQULIBRIUM, der mittlerweile auch schon 17 Lenze zählt, ist den Kinderschuhen entwachsen und macht nun mit „Armageddon“ einen auf Öko. Nahezu vorbei sind die kindischen Sauflieder, obwohl diese angesichts des Weltuntergangs auch eine gängige Option gewesen wären. Stattdessen fummelt der Oberlehrer seine Folien auf den Polylux, um der Menschheit ihre Fehler aufzuzeigen sowie die Schönheit und Absolutheit der Natur anzupreisen. Denn...Überraschung...Armageddon ist noch ne Weile hin und kann vielleicht durch geändertes Verhalten noch verhindert werden.

Angesichts ausschweifender, von Keyboards getragener Melodien fühlt man sich dabei gelegentlich an diese „Es gibt doch noch Gutes auf dieser verkorksten Welt“ - Youtube-Filmchen erinnert. Dabei biedert sich die Band zu keiner Zeit irgendwelchen Genregrenzen an. EQUILIBRIUM zelebrieren mehr als je zuvor einen extrem tanzbaren Gute-Laune-Metal, der mit seinem unschüchternen Keyboardeinsatz auch gerne mal das restliche Metal-Konstrukt links liegen lässt. Macht man was mit Natur, müssen natürlich gewisse Folk-Einlagen unbedingt mit rein, Flöten und Akkordion ja sowieso. Und die Texte brüllt man natürlich am besten auf Deutsch (oder als Kompromiss auch mal in gut verständlichem Englisch für den Export), sonst kommt die Message ja nicht rüber. Und, verdammte Hacke, es funktioniert prächtig!

Nach locker zwanzig Durchläufen sind es es lediglich großes und ein kleines Ding, was mich an diesem Album stört: Das ist zum einen dieser aufdringliche RTL-Sprecher mit seinen Facebook-Weisheiten in Intro und Outro, die zudem auch nicht besonders glaubwürdig rüberkommen angesichts der Tatsache, dass kurz nach Ansagen wie „Unsre Waffen seien Waffen des Geistes“ wieder zu den Schwertern gerufen wird. Weiterhin verleitet der primitive Fistraiser-Rückfall „Born To Be Epic“ mit seinem arg strapaziösen Klimperrefrain zu spontanen Skip-Reflexen. Aber letztlich sollte man von der augenscheinlichen Ernsthaftigkeit auch nicht viel mehr erwarten als eine kleine Nuance am Wegesrand. Spaß soll es vor allem machen, und abseits der erwähnten Störer animieren mich die unverschämt peppigen Melodieohrwürmer stets wieder aufs Neue zu stillen Jubelschreien. Beim Hören von „Heimat“ möchte ich am liebsten den nächsten Baum umarmen, bei „Helden“ wieder die alte Spielkonsole aus dem Keller kramen.

Es ist schwer zu sagen, wieso solch aufdringliche Musik wie auf „Armageddon“ sich nicht wirklich abnutzt oder zu nerven beginnt. EQUILIBRIUM schaffen damit jedenfalls etwas, was sie selbst mit früheren Alben oder andere Verdächtige wie ENSIFERUM, FINNTROLL und Konsorten nie geschafft haben. Etwas, was ich mir vor Jahren von GRAVEWORM statt ihrer dämlichen Angst vor dem Verlust ihrer Street Credibility gewünscht hätte. Wahrscheinlich liegt die Erfolgsformel darin, nicht ständig darüber nachzudenken, ob man nun dieses oder jenes musikalisch machen darf, sondern einfach seinem Bauch vertraut. Zu melodisch für ein wahres Metal-Album? Drauf geschissen! Konsens gibt's genug, entweder gefällt's oder eben nicht. Und das hier gefällt mir zweifellos.
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