Inishmore - Three Colours Black

Inishmore - Three Colours Black
Power Metal
erschienen in 2004 als Eigenproduktion
dauert 70:13 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Tiebe Paiom
2. Memories II
3. Iron Eagle
4. Hold Me (when I die)
5. Sorrow and Pain
6. Beresinalied
7. The retreat
8. Journey through the Night
9. Act IV: Three Colours Black
10. Act V: The Turning Point
11. Act VI: Next Mile
12. Ect VII: The Storm
13. 187

Die Bloodchamber meint:

Man könnte sagen, dass die Jungs von Inishmore pünktlich sind wie ein Schweizer Uhrwerk. Warum? Vor fast genau einem Jahr trudelte bei mir die Promo zum zweiten Album der Band, „Theatre of my Life“, ein. Dieser hatte ich damals neun Punkte zugestanden und entsprechend war ich gespannt zu hören, wie und ob sich die Band verbessern konnte, denn mit dem Vorgänger zu „Three Colours Black“ hat man sich selbst eine hohe Messlatte gelegt.
Dementsprechend überraschend fängt das Album auch an: Tiebe Paiom ist ein klassischer Choral von Dymntro Hortnianski, welcher vom Männerensemble „Con Brio“ sehr stimmungsvoll intoniert wurde. Persönlich hasse ich Kirchenchoräle, dementsprechend bin ich von der Musik nicht verzückt – aber die Idee, eine Platte so zu eröffnen, ist natürlich klasse. Weiter geht es direkt mit dem Brecher Memories II und es fällt direkt auf, das Inishmore die Kritik an der Produktion wahrgenommen und das Schlagzeug diesmal wesentlich besser in Szene gesetzt haben. Auch der deutlich höhere Keyboardanteil als zu „Theatre...“ Zeiten fällt auf. Das Songwriting ist klasse, die Gitarren von Fabion Niggemeier braten wieder schön durch den Gehörgang und die Bassarbeit von Daniel Novosel ist auch deutlicher in Szene gesetzt worden, verglichen mit dem Vorgänger. Sänger Ramin Dänzer, welchen ich beim Vorgänger noch mit Matthew Barlow (ex-Iced Earth, Rest in Justizwesen USA) verglichen habe, hat sich gesanglich doch um einiges weiterentwickelt, klingt er nicht mehr ganz so wehleidig und geht von der Stimme doch eher in klassische Gesangsrichtungen, wobei der Metalanteil im Gesang immer noch vorhanden sind bzw. sogar ausgebaut wurden. Dennoch gibt’s etwas an seinem Gesang zu bemäkeln: Streckenweise klingt der Gute etwas kehlig und der Gesang, besonders in den Höhen, scheint nicht richtig raus zu kommen – dafür singt der Kerl aber mit gutem Stimmklang sehr hoch. Bevor ich aber die Leser mit Gesangsdetails erschlage, mache ich mal mit der eigentlichen Platte weiter. Das Songwriting ist, so komisch dies klingt, typisch Inishmore. Man hört alleine an den Kompositionen dass hier die Band aus der Schweiz an Werke ist, auch wenn man den Gesang, welcher einen hohen Widererkennungswert besitzt, außen vor lässt. Dies ist ein großer Pluspunkt für die Gruppe, denn normalerweise klingen Undergroundbands meist sehr gleich und können sich so nicht etablieren. Das Songwriting ist abwechslungsreich, Fabian Niggemeier spielt immer noch geile Soli (oder ist’s Zoltan Darahan? Wer die Soli spielt, ist nicht vermerkt!), das Schlagzeug hat deutlich an Abwechslungsreichtum gewonnen, gekonnte Tempowechsel und verschiedenste Parts in den Songs, klasse! Von so etwas bin ich begeistert und der Meinung, dass es im Underground wirklich noch einige Perlen gibt (nicht nur selbstverliebte Schwachmaten, die auf „True“ und „Underground“ pochen!) die es zu entdecken gilt. Die Texte von Inishmore drehen sich um Emotionen, Politik und – Trara! Höhepunkt des Albums ist die Minigeschichte „Beresina 1812“, deren genaue Bedeutung ich noch in einem Interview klären will, genauso wie die Act IV-VII mit dem Überbegriff „Out of the Theatre“. Soviel sei erlaubt zu sagen, die Songs 6-13 sind seit langem die am stimmungsvollsten Inszenierten, die ich gehört habe (wenngleich die hohen Vocals auf Act IV: Three Colours Black total daneben sind, dass ist noch nicht einmal Kreisklasse!). Gelobt sei hier noch Mirian Pürro von der Band „Infinite Dreams“, welche bei dem Song „The Turning Point“ ein hochklassiges Duett mit Herrn Dänzer abliefert. Musikalisch ungefähr genauso gut wie „Phantom of the Opera“ von Iced Earth.

Fazit: Hut ab! Das der Vorgänger so sehr getoppt werden konnte, habe ich nicht erwartet. Inishmore spielen mit diesem Longplayer auf ganz hohem Niveau, haben unglaublich talentierte Gastmusiker mitgenommen und schippern Richtung Plattendeal, ansonsten steckt in der Plattenindustrie noch mehr der Wurm drin als ich angenommen habe. Einzigster Kritikpunkt ist, dass der letzte Song "187" auf stolze 16 Minuten aufgebauscht wurde, nur damit am Ende irgend ein Gelächter zu hören ist. Erstmal klingt das als wäre mein CD Player kaputt, zweitens ist es irgendwie eher nervend als belustigend. Trotzdem, 10 Punkte sind hier unumgänglich!
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