Iced Earth - I Walk Among You (Single)

Iced Earth - I Walk Among You (Single)
Power Metal
erschienen am 06.06.2008 bei SPV, Steamhammer
dauert 17:03 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. I walk alone
2. Setian Massacre
3. The clouding

Die Bloodchamber meint:

Juchu, was haben wir alle gejubelt - die EM steht bevor, Frau Merkel verteilt deutsche Millionen in der Weltgeschichte (wir habens ja) und Matthew Barlow kehrt zu ICED EARTH zurück (wobei der arme Tim "Ripper" Owens seinen Abgang aus einer Pressemitteilung erfahren musste.). Aber, nicht alles was glänzt ist Gold. Hauptkritikpunkt der letzten IE Scheibe war nämlich nicht der (wirklich sau starke) Gesang von Owens, auch wenn sich viele Fans der Band vorab die Musik nicht ohne Aushängeschild Barlow vorstellen konnten. Vielmehr war maues Songwriting, dümmliche Pro-Bush / Anti-Terror Songs mit der Weitsicht eines Fünfjährigen und uninspiriertes 4/4 Gezocke im Instrumentalbereich berechtigte Kritikpunkte an "The Glorious Burden" - der Ripper hat das Ding sogar noch aus dem Mittelmaß gesungen.

Also, was erwartet die ICED EARTH Fans bei der aktuellen EP, die morgen in den Handel kommt? Ich bin einfach mal knallhart: Langeweile. Ich prognostiziere, neben den üblichen ekstatischen und schreienden Ultras, die bedenkenlos eh alles Kaufen wo der schon bandtypische "Spawn" drauf gemalt ist, viele lange Gesichter. "I Walk Alone", die eigentliche Single, also das "Neueste" auf der EP, fängt noch interessant an, verfällt dann aber in ein recht modernes Riffing, das man so gar nicht von ICED EARTH kennt. Der Gesang von Matthew Barlow ist, wie immer, super (auch wenn er viele Wörter am Ende immer komisch nach oben zieht, z.B. "Design-HA, Storm-HA, etc"), aber der nachfolgende Chorus ist meiner Meinung nach total lasch. Die Instrumente bekleckern sich da schon nicht mit inspirierten Riffs oder einer tollen Hook (klingt wie die B-Note der Glorious Burden), aber die aufgesetzten Möchtegern-Opernchorus-Stimmen sind eher peinlich. Gut, wems gefällt - aber damit kann man jede Argumentation erschießen. Erschreckend ist für mich aber die uninspirierte Komposition von Gitarren, aber vor allen Schlagzeug und Bass. Das klingt wie Kaugummi, der Bass dröhnt viel zu sehr und über den kompletten Chorus und die Strophen will man so gar nicht ins "Mitwippen" verfallen. Wenn so das komplette neue Album wird, dann bin ich mal nicht so guter Dinge - Kommt einfach nicht an alte Klassiker ran, der Song. Und als Single-Release sucht man sich ja bekanntermaßen nicht die langweiligsten Songs des Albums aus

Dann gibt es da ja noch 2 Songs der letzten Scheibe "Framing Armageddon". "Setian Massacre" drescht dann schon wieder mehr los, wobei auch hier direkt der dröhnende und monotone Bass auffällt. Gesanglich ballert Barlow einem recht viele Gesangsspuren um die Ohren, auch der Chorus wirkt nicht so schwülstig. Auffällig ist aber wieder, dass die bekannte Shaffer Rhythmusgitarren Rhythmik (Deutsch, ick hör dir trapsen!) aus alten ICED EARTH Tagen verschwunden ist. Dafür ist die Gitarrenspur aber auch recht leise ausgefallen. Wirklich mit Höhepunkten kann dann auch "Setian Massacre" nicht aufwarten, auf einer Über-Platte wie "Something Wicked this Way comes" wäre der Song untergegangen. Ich persönlich muss sagen, dass ich Barlow halt immer mit ICED EARTH verbinde, aber um ehrlich zu sein finde ich es dem armen Ripper gegenüber schon frech, zwei der Songs wo er mitgearbeitet hat, mit Barlow zu veröffentlichen - das erweckt den Eindruck, als wäre Shaffer (der ja groß posaunt hatte, nach Barlows Abschied, dass Ripper der Beste für die vakante Sängerposition sei) nie zufrieden mit Owens gewesen. Zumal ich hier sogar sagen muss, dass Tim Owens mir auf Setian Massacre besser gefällt als Barlow (der teilweise, wie bei den Chorus-Stimmen, gelangweilt wirkt).

Was dann aber dem Faß den Boden ausschlägt ist das überlangweilige und dahinplätschernde "The clouding". Warum nimmt man so ne Heulboje aus dem letzen Album auf die EP? Weia, die ersten 3 Minuten sind so schaurig schön kitschig, das vermutlich alle eierlegenden Wollmilchsäue hier im Umkreis Arm in Arm das Heulen bekommen. Der Chorus erinnert mich stark an Glorious Burden, beim Hören des Songs hat man schon das Gefühl, dass im Hintergrund eine Amerika-Flagge aufgezogen wird. Erst nach fast 6 Minuten steigert sich der Song etwas, viel zu spät um den Song wirklich Interessant zu machen. Auch hier, im direkten Vergleich, muss sich Barlow gefallen lassen dass Owens mehr Gefühl in die Intonation der Songs gesteckt hat. Komischerweise, wo ich die Stücke im Vergleich höre, gefällt mir der Übergang in die Steigerung im Original auch irgendwie besser, als auf der EP. Da die Songs identisch sind, muss es wohl an der Stimme liegen.

Der Sound der für die EP nachbearbeiteten zwei Stücke von "Framing Armageddon" ist, meiner Meinung nach, nicht wirklich druckvoller ausgefallen, sondern dröhnender.

Fazit: ICH würde mir aufgrund nur eines neuen Songs diese EP nicht kaufen. Dafür ist das restliche gebotene Material zu unspektakulär, und wer die Songs im Original hat (also auf dem letzten aktuellen Output der Band mit Tim Owens) braucht die zwei Songs nicht wirklich. Hoffentlich wird das neue Album besser als der erste Song, den ich jetzt gehört habe, aber um ehrlich zu sein wurde das Songwriting der letzten beiden Scheiben schon zu sehr von dem, was ICED EARTH ausgemacht hat, entfernt. Ich verbleibe zweifelnd und harre der Dinge, die da im Herbst auf uns zukommen werden.
-