Aarni - Tohcoth

Aarni - Tohcoth
Progressive Doom Metal
erschienen am 12.02.2008 bei Epidemie Records
dauert 72:55 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Coniuratio Sadoquae
2. The Hieroglyph
3. Riding Down the Miskatonic on a Dead Thing
4. Arouse Coiled Splendour
5. Λογος
6. All Along The Watchtowers
7. Chapel Perilous
8. The Sound of One I Opening
9. The Battle Hymn of The Eristocracy
10. Barbelith
11. Iku-Turso

Die Bloodchamber meint:

Meine Damen und Herren, hergehört! Heute präsentiere ich ihnen eine ganz besonders tolle Band: AARNI aus Finnland! Bevor ich etwas über die herausragende musikalische Leistung, die hier auf dem bereits zweiten Album "Tohcoth" erbracht wird, eingehe, sollte ich vielleicht noch ein paar Worte über die Band an sich verlieren. AARNI besteht im Prinzip nur aus Master Marjomaa, der alle Instrumente alleine eingespielt hat. Er hat sich aber noch drei weitere Bandmitglieder ausgedacht, die ihn tatkräftig unterstützen - eine sehr phantasievolle Idee! So gesellen sich zu dem Iluminaten Marjomaa ein Franzose aus dem 17. Jahrhundert, eine alte Frau mit Kochtopf und - natürlich - ein Nilpferd mit fünf Armen. Auch das Logo ist ein nennenswerter Punkt, über den berichtet werden soll, denn Marjomaa wollte keine schlichten Buchstaben für sein Logo, nein, er hat sich vieler lustiger bunter Objekte bedient, die als Ersatz für die Buchstaben stehen. Das erste 'A' ist zum Beispiel ein grüner Tintenfisch oder das 'R' ein blauer Dinosaurier - raffiniert!

Aber nun genug von der Band, nun wollen wir unseren Blick auf das wirklich Interessante richten: die Musik! AARNI spielen eine äußerst interessante und vor allem sehr experimentelle Art des Doom Metals, wie man sie noch nie gehört hat! Die eine oder andere böse Zunge wird sich an dieser Stelle bestimmt zu Wort melden und behaupten, dass die Musik doch gar nicht so besonders wäre und doch sehr nach typischen Doom-Bands wie MY DYING BRIDE oder CANDLEMASS klingen würde, aber das ist alles totaler Quatsch! Natürlich könnte man bei dem ein oder anderen Riff an diese Bands denken, aber durch den raffinierten Einsatz des Keyboards, welches einen an die alten NES-Konsolen zurück erinnern lässt, und schöner zweistimmiger Gitarrenmelodien, die schräg und trotzdem super klingen. Meine Damen und Herren, verzweifeln sie nicht, wenn sie meinen auf dieser Aufnahme Spielfehler gehört zu haben: das ist alles gewollt! Ein äußerst künstlerischer Geniestreich, nicht? Schön zu hören ist auch, dass Marjomaa zudem cleane Gitarren einsetzt, was mich sehr an die Grungehelden NIRVANA erinnert, einfach klasse! Und so etwas in der Doom-Musik, toll! Die Stimme, die durch Effekte oft toll hochpepitcht wird, rundet die Musik noch schön ab, so dass man sagen kann, dass Marjomaa mit dem neuen AARNI-Album ALLES richtig gemacht hat!

Was das für Sie heißt, meine sehr geehrten Damen und Herren? Für Sie heißt das: unbedingt zugreifen!

Die Bloodchamber meint außerdem:

Das oben Geschriebene kann und will ich so nicht stehen und auch nicht gelten lassen. Sicher, AARNI sind schon ein Ding für sich und teilweise etwas schwer zu ertragen, aber doch spielen die Finnen auf eine recht hohem Niveau. Der Herrn Hahn hat sicher aus seiner Sichtweise recht und ich will auch gar nicht viel daran rum meckern, nur hat er scheinbar ein gewisses Defizit, was Bands wie VAN DER GRAAF GENERATOR oder FRENCH TV angeht. Denn wenn man diese Art der Musik mag, dann wird man auf ''Tohcoth'' alles wieder finden, was diese Sparte bedient, eben halt nur im Doom Bereich.
Die Musik schwingt irgendwo zwischen progressivem Wehmut und experimentellem Wahnsinn hin und her. Und genau das ist das Element innerhalb der Musik, das die Einen leiden und die Anderen jubeln lässt. Für mich ist dieses Album eine wilde Fahrt mit gewollten Dissonanzen und prächtig kitschigen Synthie-Ensemble, die sich in den Vordergrund drängen und den Flair der End-70er beschwören. Wenn man dann auch noch durch das Hinzunehmen einiger Avantgarde-Jazz Anteile die Fahrt in die dunklen Ecken der Psyche des Erschaffers beginnt, kann hier nicht viel schief gehen.

Abstriche muss man leider ein wenig beim Sound machen, der hier durch zu viele aufeinander gelegte Klänge teilweise zu undurchsichtig rüber kommt und der Ton Master wohl keine wirkliche Lust hatte, alles auseinander zu pulen. Aber sei's drum, dennoch passt das alles ins Bild, da trotz aller Professionalität dieser Aufnahme ein gewisser amateurhafter Charme anhaftet.
Ich kann jeden verstehen, der diese Scheibe hört und danach die nächsten Tage nichts essen mag. Aber wer auf experimentellen progressiven Avantgarde-Doom steht (wohl die einzige Beschreibung, die das trifft) oder gerne mal einen Drogenrausch aller erster Klasse haben möchte, ohne auch nur ein Gramm geraucht oder sonst was zu haben, der sollte AARNI einen Besuch abstatten. Klasse Teil mit wenigen Schwächen, das aber nicht ganz an den grandiosen Vorgänger heranreicht.
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