Crystallion - Hattin

Crystallion - Hattin
Power Metal
erschienen am 16.05.2008 bei Dockyard 1
dauert 54:52 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Ambush
2. Wings of Thunder
3. Vanishing Glory
4. Under Siege
5. The Battle - Onward
6. The Battle - Hight than the sky
7. THe Battle - Saracen Ascension
8. Preach with an Iron Tongue

Die Bloodchamber meint:

Was gibt es denn Spannenderes, als den Werdegang einer jungen Band zu verfolgen, deren Musiker man auch noch persönlich kennt und schätzt? Gleichzeitig bringt das den Rezensenten in eine echte Verlegenheit. Man mag die Leute – kann man da noch von Objektivität sprechen (die ohnehin immer nur versucht ist) und wie sehr kann man die Kontakte durch ein schlechtes Review belasten (immerhin will man nicht auf weitere feucht fröhliche Abende verzichten)? Aber, puh, CRYSTALLION bringen mich nicht in diese verzwickte Situation. Ihr Zweitwerk „Hattin“ ist gut, besitzt aber seine Tücken.

Im Großen und Ganzen könnte ich die Kritikpunkte meines Review zum Erstling „A dark enchanted crystal night“ wiederholen, viele sind auch weiterhin aktuell. Beginnen wir aber von vorne, sprich mit dem Intro, dass man sich, mal wieder, getrost hätte schenken können. Ich verstehe ja das Begehren, dem geschichtlichen Überbau der CD (als lyrische Vorlage dient der Templerorden und alles, was um ihn herum schwirrt) einen epischen Anfang zu schenken – aber diese Dudelintros nerven mich nur. Aber dafür schafft man dann mit „Wings of Thunder“ einen bemerkenswerten Einstieg. Der Sound ist glasklar und schön fett, eine deutliche Steigerung zum Vorwerk, der Song selbst geht sofort nach vorne los, besticht durch einen einprägsamen Refrain und steht so zutiefst in der Tradition des bisherigen Schaffens. Power Metal, verziert mit ordentlich Bombast, Pathos, einem musikalischen Helden-Eros aus dem Bilderbuch. Auf die Dauer mir aber zu viel und teils doch recht kitschig, gerade in Verbindung mit den Texten, denen natürlich das gleiche Pathos nicht abgeht.

Aber musikalisch gibt es gleich die nächste sehr positive Überraschung – was hat der Sänger an sich gearbeitet. Eine Souveränität und stimmliche Sicherheit klingt aus ihm, die ich kaum erwartet habe. Meinen Respekt vor dieser Entwicklung, die dem Gesamtwerk so gut tut. Auch die Gesangsmelodien können wieder fesseln, „Under siege“ ist ein echtes Gesellenstück was gesangliche Melodien anbelangt. Dieser Song steht auch noch für etwas ganz anderes exemplarisch da – und zwar für die rhythmische Stärke der Gruppe, die sich ganz besonders in den langsameren, groovigen Parts zeigt. Hier sind CRYSTALLION echt, authentisch. Leider gibt es mir von diesen Parts zu wenig, das mag denn auch begründen, warum ich die stampfende Rocknummer „Under siege“ für das gelungenste Stücke der CD halte.

Denn leider krankt auch „Hattin“ an etwas zu geringer Abwechslung. Wo der Opener „Winds of Thunder“ noch punkten kann, durch den melodischen Refrain, das Anziehen des Tempos während eben jenem, da stumpft dieser Aufbau mit zunehmender Spielzeit ab. Auch sind die Songs mal wieder sehr lang geraten, was man vielleicht als Beweis für die Epik der Stücke nehmen mag. Aber eigentlich ist sie nur Beweis dafür, dass man, wie schon auf CD numero uno, zu lange auf gleichen Riffs rumsägt, sich wiederholt, wo es nicht notwendig ist. Auch gewisse Melodiebögen der Gitarristen sind doch etwas eintönig geraten. Das zerrt an der Endwertung, die trotz allem als Gewinn betrachtet werden darf. CRYSTALLION sind auf dem besten Wege, sich in ihrem Metier zu etablieren und es ist ihnen zu gönnen. Wenn die Jungs aus Bayern diese Entwicklung beibehalten, dann Hut ab. Ich drücke die Daumen.
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