Nex - A Clockwork Heart

Nex - A Clockwork Heart
Progressive Metal / Crossover
erschienen am 26.09.2008 bei Rising Records
dauert 50:17 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. In pieces
2. The revenge
3. The lucky ones
4. Tinkerbell
5. Witch hunting
6. Phantoms
7. Dansylvania
8. Good evening
9. Ashes & Embers
10. Before the storm
11. Behind the stars
12. We all went out to sea
13. At peace

Die Bloodchamber meint:

Auweia, das klingt ja mal so richtig panne - dachte ich zumindest die erste halbe Minute, nachdem "A Clockwork Heart" im Player gelandet war: Schön billiger Metalcore der hysterischen Sorte, mittenlastig produziert und kreischlebendig. Für diese Band hat Ferrero die Küsschen sicher nicht erfunden...

Aber halt, ein guter Grund für diese Scheibe war ja die labelseitig angesprochene FAITH NO MORE-Schlagseite im Gesang, und tatsächlich zieht der Mann am Mikrofon im Verlauf der gut 50 Minuten eine derart eindrucksvolle Show ab, dass man spätestens ab Song Nummer 2 alle existenten (Vor)Urteile über Bord wirft - werfen muss! - und fortan nur noch zuhört. Aber das Beste kommt noch: Die Instrumentalfraktion steht dem Ganzen in nichts nach.
NEX haben sich einer Mischung aus SYSTEM OF A DOWN, FAITH NO MORE, NITROLYT und reichlich Synapsenfreilauf verschrieben, die hier am Punk nippt, dort etwas Hardcore nascht, um kurz darauf für ein paar Sekunden die Brutalosau von der Leine zu lassen. Vorteilhaft wirkt sich dabei neben der unglaublich variablen Stimme die Experimentierfreude der Briten aus, die genau dort wo SOAD banal und nervig werden, eine Ecke weiter denken und von verspielten Gitarrenparts bis hin zu abgedrehten Keyboards so ziemlich jede sich bietende Abwechslung am Schlafittchen packen. Dass dabei desöfteren auch mal krude Takte aufgefahren werden, fällt zwischen Grunzattacke und zartschmelzenden Streichern erst beim zweiten Durchlauf auf - das Talent für sich stets nach vorn und bisweilen zur Seite bewegende Songstrukturen ist schlichtweg atemberaubend.
Aus den bisher genannten Gründen ist es kaum möglich, sich der Überraschungsuhr songweise zu nähern: Sicherlich gehören die Stücke 1 bis 6 zu den Höhepunkten einer verdammt weit oben angesiedelten Scheibe, aber auch "Dansylvania", "At Peace" (!), oder "Before The Storm" bekommen den Hörer aufgrund ihrer unbekümmerten Frische früher oder später bei den Eiern - man ist beim ersten Hören mordsmäßig gespannt, wo die kreative Famileinpackung überhaupt hinführt, während bei späteren Durchläufen erst richtig auffällt, was man bisher verpasst hat. Dieses kleine Ding im Hintergrund, die poppige Gesangslinie von 20 Sekunden, das 80er-Jahre-Keyboard im Duell mit der Leadgitarre, und dann noch da hinten, dieses... ...schon vorbei, aber nächstes Mal bestimmt.

"A Clockwork Heart" ist eine überaus lebendige, vor Energie berstende Scheibe, die den Hörer schlicht mit sich fortnimmt, ihn mit Eindrücken bombardiert, die auf unerklärliche Weise dann doch immer wieder Sinn machen - ein schmaler Grat zwischen Wahnsinn und Genie, den NEX hier mit traumwandlerischer Sicherheit beschreiten. Unkonventionell, trotz seiner Komplexität immer gerade zugänglich genug, und eigentlich so gar nicht meine Baustelle: Unter Berücksichtigung des - natürlich - extravaganten Artworks landen hier fette 9 Zähler im Kassenbuch.
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