Realm Ex - Comprehension Of Self

Realm Ex - Comprehension Of Self
Instrumental Metal
erschienen am 17.11.2008 als Eigenproduktion
dauert 35:28 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. I See The Sign
2. To The Edge Of Universe
3. Autumn Drops
4. Reach For The Stars
5. Eternal Sun
6. In The Grip Of Fire
7. Darkness
8. Bright Sky
9. Religion

Die Bloodchamber meint:

„Die Musik ist ja ganz gut, aber dieses Geschrei… muss das sein?“ – Zitat meiner Mutter bei meinen ersten Gehversuchen mit CHILDREN OF BODOMs "Hatebreeder". Ja, das Geschrei muss sein, habe ich mir damals gedacht und finde die Mucke auch heute noch töfte. Und dann das: REALM EX aus Jekaterinburg im kalten Russland maßen sich an, instrumental auf die Pauke zu hauen. Und nach den ersten Höreindrücken klingt es tatsächlich ein wenig nach den Finnen vom See…

Technisch auf hohem Niveau spielen sich die Jungs durch ihre Songs, wechseln hier und da Takt und Rhythmus, greifen triolisch in die Saiten, ändern das Tempo und basteln sich so ihren eigenen Sound. Teilweise klingt das ganze sehr straight, streckenweise dann wieder progressiv-komplex. Ich kann mich nicht erinnern, jemals die Promo einer russischen Band in der Hand gehalten zu haben, aber wenn alle Russen so gut Gitarre spielen können, Respekt!

Doch technisches Verständnis und Können allein reichen mir nicht zu einer wirklich überzeugenden CD. Erstens: Die Produktion ist wischi-waschi und bringt den crispen Sound der Gitarren so gut wie gar nicht rüber. Die Soli (und daraus besteht das Album quasi) kommen schlecht rüber und klingen verwaschen, das Schlagzeug stolpert sich seinen eigenen Weg durch den Produktionsdschungel von Jekaterinburg. Das hätte man sichtlich besser machen können.

Doch was mich leider noch mehr stört, ist der mangelnde Biss der Musik. Pfeilschnelle Gitarrenläufe kann mit Sicherheit nicht jeder spielen, aber die wahren Profis lassen einem doch den Schauer über den Rücken laufen, dass man nur so zittert.
Was die Russen hier hingegen abliefern, ist stellenweise so freundlich und süß, wie der in holprigem Grundschulenglisch geschriebene Promozettel. Oft plätschert das Gedudel an einem vorbei, ohne dass man der Musik die geringste Aufmerksamkeit schenkt. Und zweimal erwische ich mich bei dem Gefühl, Vogelgezwitscher zwischen den Gitarren zu hören. Das geht doch eindeutig zu weit.

Mein Fazit lautet daher: REALM EX sind musikalisch bestimmt eine recht gute Band und haben sich mit ihrem instrumentalen Projekt Großes vorgenommen. Nur fehlt es der Band eindeutig an bissigen und schlagkräftigen Ideen, denn mit den auf „Comprehension Of Self“ gespielten Kindermelodien lockt man keinen bärtigen Russen aus dem Biwak. Aber das kann ja noch kommen.
-