Narziss - Echo

Narziss - Echo
Metalcore
erschienen am 20.02.2009 bei Redfield Records
dauert 43:08 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Tränen
2. Hoffnungslos
3. Der Achte Tag Der Woche
4. Ita Est
5. Mein Neues Leben
6. Beschlagene Gedanken
7. Maskerade
8. Rätsel
9. Gewalt Der Worte
10. Mein Brennend Herz
11. Asche
12. Perfektion

Die Bloodchamber meint:

Das letzte NARZISS Album hat die Jenaer endgültig an die Spitze der deutschen Metalcoreszene katapultiert. Was Genrefreunde, die sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht so sehr mit der Band auseinandergesetzt hatten, ziemlich gefreut haben dürfte, kam bei den alteingesessenen Fans sicherlich nicht so gut an, spaltete „Solange das Herz schlägt“ durch seinen erhöhten Melodiefaktor, schmalzige Refrains und eine weniger direkte Ausrichtung die Gemüter doch ganz schön. Mit „Echo“ setzen die Jungs diesen Weg nun gnadenlos fort. Wo auf dem Vorgänger noch Brecher wie „Verloren“ regierten, wird hier die wehende Fahne des metallischen Hardcoreschmusens aufgezogen.

Glücklicherweise wissen NARZISS noch immer, wie man auch die Doublebass bedient und die Gitarrenaxt etwas brachialer schwingt. Die Band bolzt die Songs nicht nach dem gleichen Schema durch, sondern hält immer wieder eine Überraschung bereit, vor allem der wechselnde Klar-/Screamgesang ist perfekt auf die einzelnen Titel abgestimmt. Die Arbeit des Filmkomponisten Patrick Schmitz ist ebenfalls eine Bereicherung, verleiht sie den Zwischenstücken oder auch dem variablen „Maskerade“ eine besondere Note, die tatsächlich teilweise an einen Soundtrack erinnert. Dagegen wirken allerdings Titel wie das vorab bei Myspace präsentierte „Rätsel“ mit seinem typischen Strophe-Refrain Aufbau geradezu plump und uninspiriert. Besser macht es die Band bei den flotteren Stücken wie „Asche“ oder „Mein neues Leben“, auch „Beschlagene Gedanken“ weiß als eingängigster Song der Scheibe zu gefallen. Die Dramatik und Emotion hat auf „Echo“ noch zugenommen, was sich auch in der Produktion niedergeschlagen hat, die nicht mehr so aggressiv wie auf dem Vorgänger daher kommt, allerdings besser zum Sound passt und den gefühlvollen Passagen viel Raum lässt.

„Echo“ ist als Gesamtwerk ein herausragendes Album geworden. Gemeinsam mit dem außergewöhnlichen Artwork, den tragischen, gut durchdachten Texten und den variantenreichen Songstrukturen verschmilzt die Musik der Band zu etwas, was Kollege Thalheim wahrscheinlich wieder als Kunstwerk bezeichnet hätte. Mit 08/15 Metalcore hat das hier jedenfalls nicht mehr viel zu tun. Dennoch werden NARZISS mit diesem Album noch mehr polarisieren als zuvor. Keine Frage, das Teil ist mit viel Liebe zum Detail zusammengebastelt worden, instrumentaltechnisch und auch vom Gesang her gibt es nichts zu meckern, dennoch: ich brauche keine von Pianoklängen unterlegten Schreie, auch einem derart abrupten Wechsel von Schmalz und Faustschlag wie bei „Ita Est“ kann ich nicht viel abgewinnen. In diesem Falle wäre weniger mehr gewesen! Denn wenn die Band so weiter macht, läuft sie nächstes Jahr bei Stefan Raabs Songcontest auf und dass die Leute dann statt „Kunstwerk“ lieber die Bezeichnung „Hype“ wählen, dürfte keine Überraschung sein…
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