Charred Walls Of The Damned - Charred Walls Of The Damned

Charred Walls Of The Damned - Charred Walls Of The Damned
Heavy Metal
erschienen am 29.01.2010 bei Metal Blade Records
dauert 35:25 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Ghost Town
2. From The Abyss
3. Creating Our Machine
4. Blood On Wood
5. In A World So Cruel
6. Manifestations
7. Voices Within These Walls
8. The Darkest Eyes
9. Fear In The Sky

Die Bloodchamber meint:

All Star bzw. Supergroup sind ungefähr die einzigen Ausdrücke, die man in den letzten Monaten annähernd so oft lesen konnte wie Thrash in irgendeiner Verbindung. Trotz aller Übersättigung damit lässt sich einer der beiden Ausdrücke für das Aufgebot von CHARRED WALLS OF THE DAMNED nicht vermeiden. Bandchef & Komponist Richard Christy am Schlagzeug (in der Vita u.a. DEATH, ICEAD EARTH & CONTROL DENIED) hat neben seinem alten Bekannten Steve DiGiorgio am Bass (neben den bei Christy aufgezählten Bands u.a. noch SADUS, AUTOPSY & TESTAMENT) noch Jason Suecof, der ca. jede zweite moderne amerikanische Band produziert (hat), an der Gitarre und den bei seinen Engagements oft verkannten und glücklosen Tim „Ripper“ Owens (u.a. JUDAS PRIEST, ICED EARTH, BEYOND FEAR) für den Gesang ins Boot geholt.

Und diese Kombination von Ausnahmekönnern hat im Ergebnis eine der dynamischsten und wuchtigsten Heavy Metal Scheiben der jüngeren Vergangenheit eingespielt, weil jeder der beteiligten Experten seine Meisterschaft voll ausleben kann und darf. Allein wegen dem gleichzeitig abwechslungsreichen, kraftstrotzenden und energetischen Drumming fällt „Charred Walls Of The Damned“ nicht bloß auf, man möchte und muss das Album einfach gut finden, nur wegen den ganzen Sperenzchen, die Richard Christy sinnvoll eingebaut hat und vorführt. Im Verhältnis zu den meisten anderen Werken des Genres sind die Saiteninstrumente da etwas zurückhaltender. Sie sind zwar ständig präsent, die Konzentration liegt aber auf Akzenten, was sicher mit der kompositorischen Hoheit des Schlagzeugers zu tun hat, der sein Hauptinstrument auf die gleiche Bedeutungsstufe wie die Gitarre gehoben hat. Das funktioniert - leicht überraschend - hervorragend. In der Wirkung bedeutet es, dass das Schlagzeug in den etwas schnelleren Liedern und Passagen das Übergewicht hat, während in den ruhigeren oder langsameren naturgemäß die Gitarre mehr Aufmerksamkeit für sich verbuchen kann und Jason Suecof dabei zeigt, dass er fit genug ist, sich vor keinem ernsthaften & dauerhaften Bandengagement verstecken zu müssen.

Last but definitely not least gibt es den Ripper, der über dem instrumentalen Feuerwerk thront. Befreit von Zwängen und Erwartungen seiner früheren und zum Teil noch aktuellen Anstellungen, denen er sich stellen musste und letztendlich doch meist unterlag, singt er so befreit und voller Lebensfreude auf, als seien ihm Zentnerlasten von den Stimmbändern gefallen. Er trägt nicht die Verantwortung für die Bandbelange wie bei BEYOND FEAR und muss sich nicht mit ebenso großen wie eigenwilligen Figuren wie Yngwie oder Jon Schaffer rumschlagen, und das hört man ihm an. Dass der gute Mann singen kann, sollte ja eigentlich jedem Metalfan, der geradeaus gucken kann, bekannt sein, aber bei CHARRED WALLS OF THE DAMNED gibt es den lockersten und besten Ripper jemals zu hören. Er reizt nicht nur die Bereiche seiner Stimme aus, die er beherrscht, sondern hat offenbar auch noch eine Menge Spaß dabei. Einfach großartig.

Einzelne Tracks herauszuheben fällt ebenso schwer wie klangliche Vergleiche mit anderen Bands, weil das erste den anderen Liedern Unrecht tun würde und mir bei letzterem einfach nichts annähernd Adäquates einfällt. Aber das ist auch nicht so wichtig, denn jedermann, der dynamischen und kunstvollen, nicht plump nach Hymnen schielenden Heavy Metal mag, sollte sich dieses fantastische Album komplett anhören. Man darf sich nur nicht von der äußeren Aufmachung, bei der der ellenlange Bandname in seltsamer Schriftart das eher kuriose Coverbild dominiert, abschrecken lassen, dann wird man belohnt von einem frühen Glanzlicht 2010, von dem sicher auch Ende des Jahres noch gesprochen werden wird.

Am Schluss bleibt mir nur die Bitte, ab sofort in eure Gebete zu wem auch immer einzuschließen, dass CHARRED WALLS OF THE DAMNED nicht nur ein kurzlebiges Albumprojekt sind, sondern sich auch live zeigen werden.
Grandioses Album einer herausragenden Band!
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