Abscess - Dawn Of Inhumanity

Abscess - Dawn Of Inhumanity
Death Metal
erschienen am 12.03.2010 bei Peaceville Records
dauert 52:29 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Goddess of Filth and Plague
2. Torn from Tomorrow
3. Never Sane Again
4. Dawn of Inhumanity
5. The Rotting Land
6. Dead Haze
7. What Have We Done to Ourselves?
8. Dark Side of a Broken Knife
9. Divine Architect of Disaster
10. Black Winds of Oblivion

Die Bloodchamber meint:

Mit „Dawn Of Inhumanity“ legt Ex-AUTOPSY-Chef Chris Reifert mit seiner Hauptband ABSCESS endlich wieder einmal einen schwer verdaulichen, nach Blut, Eiter und Kotze stinkenden Haufen auf den Teller, den es nun Stück für Stück zu erriechen und erschmecken gilt. Ich muss zugeben, bisher nur mal kurz mit dem 2002er-Werk „Through The Cracks Of Death“ in Berührung gekommen zu sein, was mir das Ertasten des neuen Materials nicht eben leicht macht. Doch als Fan von „Severed Survival“ und „Mental Funeral“ ist man Ekel ja gewöhnt, so dass ich mich mit Gabel und rostigem Messer bewaffnet ans Werk mache…

Was sofort auffällt: Der Meister hat es nullkommanix verlernt, seine Ergüsse in rotzigen Death Metal zu verpacken und all den Frickelbands, die sich heute Death Metal schimpfen dürfen, den Finger zu zeigen. Gitarrengepose und klinisch getriggerte Produktionen wurde strikt eine Absage erteilt, einzig der Geruch nach verwesendem Fleisch mit Sicht auf das Ende der Achtziger/den Anfang der Neunziger war erlaubt. Und genau das macht der alles vernichtende Opener „Goddess Of Filth And Plague“ sofort klar. Ein Schlag, der jeden Deathcore-Jünger von den Füßen holt und ihn dorthin schickt, wo er andere nerven kann! K.O. in der ersten Runde!!!

Nun aber darf man nicht den Fehler begehen und denken, ABSCESS würden auf Eindimensionalität setzen. Genau das Gegenteil ist der Fall: „Dawn Of Inhumanity“ braucht seine paar Durchläufe, bevor man mit diesem kranken Stück Abschaum so richtig warm wird. Ebenso wie bei einer Leiche, die auch nicht bereits nach 10 Minuten ihren charakteristischen Geruch entwickelt. Lässt man sie aber liegen, stinkt sie nach einer Zeit wie die Hölle und erfreut erst dann die nekrophile Garde. Deshalb auch hier: wer eine Oldschool-Death Metal-Platte erwartet, liegt hier genau richtig. Wer aber schon nach dem ersten Durchlauf mitgröhlen will, sollte lieber die erste AUTOPSY (oder auch wahlweise DEATH/MASSACRE) aus dem Plattenschrank ziehen.

Was mich beim vorliegenden Werk aber immer wieder zum Wahnsinn treibt, ist die Tatsache, dass man vom 5. Gang gerne mal direkt in den 2. schaltet und dabei die Handbremse betätigt. Von Tempo 200 ohne auszurollen in Schrittgeschwindigkeit, sozusagen. Dazu dann kranke Zwischenspiele oder der ein oder andere rockige Part. Nicht zu vergessen auch mal hier und da eine gespenstische Akustikgitarre. Ich weiß nicht, ob man sich vorstellen kann, wie lange ich gebraucht habe, um die Platte wirklich in ihrer Gesamtheit zu kapieren. Am Anfang war es verdammt schwer und beim ersten Durchlauf hätte mein Resultat wohl bisschen nüchterner ausgesehen. Mittlerweile würde ich mich aber als Fan bezeichnen und freue mich schon sehr auf das Interview mit Herrn Reifert!
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