Alcest - Écailles De Lune

Alcest - Écailles De Lune
Melancholic Black Metal / Sonstiges
erschienen am 26.03.2010 bei Prophecy Productions
dauert 41:47 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Écailles De Lune (Part I)
2. Écailles De Lune (Part II)
3. Percées De Lumière
4. Abysses
5. Solar Song
6. Sur L'Océan Couleur De Fer

Die Bloodchamber meint:

Sanft und verträumt gibt sich ALCESTs neue Scheibe "Ècailles de Lune" am Anfang, mit verhallten Gitarren aus Gothic Rock-Gefilden und fast schon fragilem Gesang, der die entrückte Stimmung der Musik hervorragend unterstreicht. Später gesellen sich von Keyboardschleiern vernebelte Gitarren zum Reigen, hier und da wird gekreischt, ohne jedoch die dezidiert rockige Anmutung des Materials aufzulösen - Metal ist das vorliegende Album mit Blick auf die vorherrschende Stimmung bestenfalls ansatzweise, auch wenn die Zutaten gelegentlich Anderes suggerieren mögen.

Insofern ist Neiges Vision nach dem zweiteiligen, gut 20 Minuten langen Titelsong dann auch hinreichend umrissen: ALCEST stehen für eine vor Allem in Frankreich geprägte Verbindung aus sanft-melancholischem Black Metal, Postrock und Shoegaze, die alle Extreme scheut und sich dafür einer eher poetischen Form des Eskapismus widmet. Hier gibt es nichts Scharfes, die gelegentlichen Anklänge an SHININGs desolaten Selbsthass werden schon sehr bald eingefangen und durch weiblichen Gesang besänftigt, der Hörer wird im Feenwirbel einer märchenhaften Aura fortgetragen - aus der Welt und in den Traum.
Am Ehesten lässt sich die Musik daher vielleicht mit einer naturromantischen Ausgabe von AMESOEURS vergleichen, mit denen man jenseits der urbanen Thematik die Stilmittel teilt. ALCEST suchen Anmut nicht mehr in einer Welt aus Stahl und Glas, sondern haben sich von dieser bereits weit entfernt und setzen Weltvergessenheit und Selbstbezug absolut. Vor diesem Hintergrund bieten die Mondgesänge dem geneigten Hörer einen gelungenen Soundtrack für die verträumten Stunden des Alltags, der jedoch - das soll nicht verschwiegen werden - gegen Ende ein wenig blutarm wird: Ab "Abysses" nämlich kommt im Hause ALCEST Outro-Stimmung auf, was vielleicht auch an der überragenden Qualität des Openerdoppels liegt, die vom restlichen Material zu keiner Zeit mehr erreicht wird.

So bleiben für das gut produzierte und wirklich perfekt aufgemachte Album solide 7 Punkte, je nach momentaner Verfassung auch ein Zähler mehr oder weniger. Wenn man beim Nachfolger etwas Spielzeit drauflegt und am Spannungsbogen feilt, dürfte für ALCEST dann auch so ziemlich alles möglich sein.
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