Sons Of Liberty - Brush-Fires Of The Mind

Sons Of Liberty - Brush-Fires Of The Mind
Power Metal
erschienen am 09.07.2010 bei Century Media
dauert 45:50 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Jekyll Island
2. Don´t Tread On Me
3. False Flag
4. Our Dying Republic
5. Indentured Sevitude
6. Tree Of Liberty
7. Feeling Helpless?
8. The Cleansing Wind
9. We The People

Die Bloodchamber meint:

Wie politisch kann, beziehungsweise darf, der Metal in all seinen Formen sein? Diese Gretchenfrage stellt man sich wohl seit Jahrzehnten, und nicht nur in dieser Musikform, und sie kann abschließend hier nicht geklärt werden. Wenn man aber bedenkt, dass alle Subgenres der Musik, mal mehr und mal weniger, als Protest entstanden sind, so darf dieser Aspekt auch nicht vollständig ausgeblendet werden. Kultur im Allgemeinen dient vorrangig der Unterhaltung. Ich persönlich finde es immens wichtig, wenn politische Themen behandelt werden, allerdings sollte das auf einer subtileren Ebene stattfinden, so dass jeder Hörer für sich entscheiden kann, ob er sich tiefergehend mit der Materie beschäftigt oder ob er die Rezeption des musikalischen Grundgerüst in den Vordergrund stellt.

Dass Jon Schaffer, seines Zeichens Mastermind von ICED EARTH, solchen Themen nicht abgeneigt ist, hat er bereits mit dem kontrovers diskutierten "The Glorious Burden" (2004) bewiesen, in dem er die historische Entwicklung der Vereinigten Staaten von Amerika musikalisch und textlich nachgezeichnet hat. Patriotismus hat per se nicht nur negative Aspekte, jedoch kann es schnell dazu führen, dass man in zwielichtige Ecken gedrängt wird oder von im Graubereich der Politik agierenden Personen für entfremdete Zwecke instrumentalisiert wird. Genau dieser Patriotismus hat Jon Schaffer dazu verleitet, sich gegen die Zustände in seinem Heimatland aufzulehnen. Als Vehikel dazu dient ihm nun sein Soloprojekt SONS OF LIBERTY, dessen Debüt "Brush-Fires Of Mind" den Soundtrack zu einer gewünschten politischen Revolution darstellt. Der Name wurde nicht zufällig gewählt, sondern bezieht sich auf eine junge politische Gruppierung, die sich vor der amerikanischen Revolution gegen die britischen Kolonialherren aufgelehnt hat.

Aber nun genug der Vorrede, hier handelt es sich schließlich um ein Metalalbum, das auch noch einen Teil der Aufmerksamkeit geschenkt bekommen möchte. Jon Schaffer bezieht sich musikalisch zu fast 100% auf seine Hauptband ICED EARTH, bei der er auch als Hauptkomponist aktiv ist. Die Trennung der beiden Bands erfolgt über den transportierten Inhalt, musikalische Überschneidungen sind dagegen mehr als nur erwünscht. Der einzige Unterschied ist, dass Jon Schaffer bei den SONS OF LIBERTY selbst zu Mikrofon greift und jegliche Instrumente selbst eingespielt hat, ein paar erlesene Gäste haben nur kleine Soli beigesteuert. Gesanglich macht er seine Sache gar nicht mal so schlecht, eine gewisse Nähe zu seinem Sangesbarden Matt Barlow oder dem geschassten Tim Owens ist definitiv vorhanden, auch wenn er sich nicht in deren Höhen vorwagt. "Brush-Fires Of Mind" knüpft dabei an das letzte ICED EARTH-Werk "The Crucible Of Man (Something Wicked Part II)" an. Das heißt im Endeffekt: die Songs kommen nicht so wirklich aus dem Quark, bleiben nicht haften, wirken irgendwie lieb- und leblos. Man jammert hierbei auf hohem Niveau, schließlich haben wir es hier mit einem erfahrenen und versierten Musiker zu tun, nur der letzte Funke will auch nach vielen Durchläufen nicht überspringen. Schon im Opener "Jekyll Island" wird deutlich, dass durchaus noch einige gute Ideen vorhanden sind, die aber nicht fortgeführt werden und dann bis zum Erbrechen totgenudelt werden. Schade eigentlich, hier hätte man definitiv mehr erwarten können. Ein weiterer großer Störfaktor sind die überstrapazierten Samples. Hier wurden Fragmente von Obama, Bush, Hitler und anderen Politikern sowie nachgesprochene Dokumente von Abraham Lincoln und Thomas Jefferson großzügig eingestreut, die den Hörfluss mehr als nur stören.

Die Absicht, mit "Brush-Fires Of Mind" die nordamerikanische Bevölkerung wachzurütteln, sie zu eigenständigem Denken aufzufordern und sie auf das unheimliche Treiben der politischen Obrigkeit (böse Seitenhieben gegen die Banken, die mit ihrem Geld die Geschicke der USA hinter den Fassaden lenken) aufmerksam zu machen, kann man Jon Schaffer nicht vorwerfen. Allerdings legt er mit SONS OF LIBERTY ein sehr durchschnittliches Album vor, das im Kern ein solides Metalalbum in bekannter Tradition ist, jedoch den Hörer nicht packt und durch einige negative Aspekte einen schalen Beigeschmack hinterlässt. Man muss aber positiv anmerken, dass man sich das komplette Album in reduzierter Qualität unter www.sons-of-liberty.net kostenlos laden kann. So kann sich jeder selbst ein Urteil bilden.
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