Devil Sold His Soul - Blessed And Cursed

Devil Sold His Soul - Blessed And  Cursed
Hardcore / Progressive Rock
erschienen am 09.07.2010 bei Century Media
dauert 64:03 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Tides
2. Drowning/Sinking
3. Callous Heart
4. An Ocean Of Lights
5. Frozen
6. The Disappointment
7. Crane Lake
8. A Foreboding Sky
9. The Weight Of Faith
10. Truth Has Come

Die Bloodchamber meint:

Eines der neuen Aushängeschilder im Hause Century Media könnten die britischen Newcomer DEVIL SOLD HIS SOUL werden. Mit ihrem zweiten Album „Blessed & Curse“ durchbrechen die Jungs jegliche Genrekonvention und rocken sich geschickt durch diverse gitarrenorientierte Subgenres. Dementsprechend schwer fällt die Einordnung: hochemotionaler, progressiver Postcore mit Elementen aus Sludge, Metal und Alternative. Klingt kompliziert, ist es auch. Versuchen wir es mit einer bildlichen Umschreibung: DEVIL SOLD HIS SOUL klingen wie eine einsame, traurig-verregnete Landschaft, die Verzweiflung und Niedergeschlagenheit auslöst. Doch in der Ferne zeigt sich der heller funkelnde Horizont, wie ein Hoffnungsschimmer für den es sich zu kämpfen lohnt.

Der Albumtitel kommt also nicht von ungefähr. Es geht um menschliche Gefühle, um Trauer, Hoffnung, Lethargie, Mut, um seelische Schmerzen und einen Traum von der Überwindung aller Tristesse. Und diese emotionale Achterbahnfahrt haben die Briten beachtlich umgesetzt. Langsam, sanft und einfühlend baut sich eine zerbrechliche Klanglandschaft auf, nur um anschließend in Grund und Boden geschrien und mit mächtigen Gitarrenriffs zerfetzt zu werden. „Drowning/Sinking“ klingt so, als würden sich RED SPAROWES und ISIS ein musikalisches Duell liefern, bei dem der Hörer – dem Songtitel entsprechend – immer tiefer in die Hoffnungslosigkeit hinab sinkt. Trotz eines immensen Abwechslungsreichtums sind die Grundzutaten bei DEVIL SOLD HIS SOUL häufig gleich und nicht einmal sonderlich neu, doch selten wurden Laut-Leise-Thematiken derart faszinierend und geschickt umgesetzt. Ein perfektes Beispiel hierfür ist „Frozen“, das zu einem fast acht Minuten langen Traum anregt, in man sich in den unterschiedlichsten Gefühlswallungen wiederfindet. Das anschließende „The Disappointment“ scheint dann einfach mal sagen zu wollen: „Jetzt mach ich dich fertig!“ und haut leicht angewidert und aggressiv auf den Putz. Nahezu episch wird es am Ende des halbballadesken „A Foreboding Sky“. Insgesamt fällt es schwer, bei all den Facetten und Details einzelne Songs hervorzuheben. In Sachen eigenwilligen Songwritings haben die Briten hier Maßstäbe gesetzt.

Doch es gibt auch Kritikpunkte, die allerdings – das muss ich an dieser Stelle zugeben – weniger qualitätsbedingt, sondern etwas subjektiv motiviert sind. Mir persönlich sagt der Gesang von Ed überhaupt nicht zu. Die Screamo Passagen versprühen noch einen gewissen, verzweifelten Charme, doch die cleanen Vocals drücken die Stimmung mit ihrer kindlich-piepsigen Stimmlage enorm nach unten. Geht die Band gradliniger zu Werke, wie bei „The Weight of Faith“, bei dem auf klaren Gesang verzichtet wird, geht gleichzeitig der zuvor gewonnene emotionale Charme deutlich verloren. Auch dem abschließenden „Truth has Come“ gelingt es kaum noch, die bis dato so souverän aufgebauten Klanglandschaften zu entdecken.

Wer sich nicht an dieser Kritik (und damit meine ich hauptsächlich an den Vocals) stört, der hält hier ein absolut hochwertiges, genreübergreifendes Werk in den Händen, das Freunde von UNDEROATH bis ISIS ansprechen sollte. DEVIL SOLD HIS SOUL haben ein sehr facettenreiches Kunstwerk erschaffen, das vorerst seinesgleichen in Postcore-Gefilde sucht. Das hat Hochachtung und 7,5 Punkte verdient. Gesanglich härter gesottene Zeitgenossen dürfen völlig zurecht zwei Punkte hinzurechnen…
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