Dark Order - Cold War Of The Condor

Dark Order - Cold War Of The Condor
Thrash Metal
erschienen am 20.08.2010 bei Battlegod Productions
dauert 76:20 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. September 11th 1973
2. Dissension of the Raptor
3. State Of Siege
4. A Lament for Victor Jara
5. Tears of the Exlied
6. Caravan Of Death
7. Villa Grimaldi
8. Oepration Condor
9. The Disappeared
10. Operation Siglo Veinte
11. Criminal Of State+
12. Blood fire
13. Continum Of Cold War
14. Requiem Eternal

Die Bloodchamber meint:

Endlich mal wieder eine Thrash Metal Band aus einem Land, aus dem man ansonsten recht wenig hört. Kein Wunder, denn die Distanz könnte größer nicht sein. Die Rede ist hier von Australien und der dazugehörigen Band DARK ORDER. Mit „Cold War of the Condor“ haben sie nun ihr drittes Album veröffentlicht, und während der Vorgänger „The Violence Continuum“ geradezu verheerende Kritiken einstecken musste, lese ich nun im beiliegenden Zettel, dass es sich hier um den besten Thrash Metal aus Australien handeln soll. Wenn ich da z.B. nur an DESTRÖYER 666 denke, ist diese Aussage an Blasphemie kaum zu überbieten.

Dafür haben sich die selbsterkorenen Metalkönige aus Australien für diesen 76 Minuten Schinken ein lobendes Konzept ausgedacht. Konkret geht es um das chilenische Pinochet Regime. Quasi Geschichtsunterricht für Metaller. Falls sich jemand umfassender mit diesem Thema befassen möchte, genügt es, die Lyrics vom Album mitzulesen. So beginnt „Cold War of the Condor“ ziemlich stürmisch und hektisch mit Originalaufnahmen vom 11. September 1973, dem Tag des Putsches und der letzten Rede des damaligen Präsidenten Allende. Das abschließende "Requiem Eternal" wirkt durch seinen balladesken Charakter überraschenderweise eher wie eine Art Nachruf als eine Abrechnung mit General Pinochet. Die ganze Geschichte dazwischen wird mit Metal, quasi frisch aus der Bay Area begleitet. SLAYER, TESTAMENT, DEATH ANGEL oder EXODUS lassen grüßen. Dabei finden sich alle wichtigen Elemente, die man in diesem speziellen Subgenre zu schätzen weiß. Schnell, hart und mit vielen Solopassagen und jeder Menge Energie ist das Album ausgestattet, qualitativ lasse ich da nichts auf DARK ORDER kommen. Die Jungs haben diese Art von Musik voll und ganz verinnerlicht und bringen sie mit dem bereits beschriebenen Konzept mit englischen und spanischen Texten originalgetreu rüber. Doch gibt es einen großen Haken an der ganzen Sache: 76 Minuten sind einfach zu viel, um eine solche lange Spielzeit mit einfallsreichen Musikbausteinen und virtuoser Instrumentalarbeit zu überbrücken, bedarf es schon richtiger Genies. Doch solche sind rar, und so finden sich auf „Cold War of the Condor“ neben dem bereits erwähnten musterhaften Thrash Metal à la Kerry King ebenso viele Lückenfüller mit endlosen Wiederholungen und dem endlosen Rumreiten auf bestimmten Riffs.

Vielleicht braucht es ja diese 76 Minuten, um die Geschichte dieses Regimes lückenlos zu erzählen, und vielleicht ist es den Musikern mit ihren chilenischen Wurzeln ja ein sehr wichtiges Anliegen, möglichst viele Menschen darüber aufzuklären, aber der Durchschnittsmetaller sucht eben kein Hörbuch sondern guten Metal. Sein Instrument zu beherrschen ist die eine Sache, aber, um ein Vollprofi zu sein, sollte man auch in der Lage sein, ein durchdachtes Album zu produzieren. Wer auf letzteres aus ist, wird hier nicht fündig. Ein teilweise erfolgreiches und im Ansatz gelungenes Werk ist alles, was man hier in den Händen hält. Wenn ich es nicht besser wissen würde, dann würde ich Australien richtig bemitleiden. Denn die musikalische Elite eines Landes sollte definitiv anders aussehen.
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