Long Distance Calling - Long Distance Calling

Long Distance Calling - Long Distance Calling
Progressive Rock
erschienen am 18.02.2011 bei Superball Music
dauert 56:05 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Into The Black Wide Open
2. The Figrin D'an Boogie
3. Invisible Giants
4. Timebends
5. Arecibo (Long Distance Calling)
6. Middleville
7. Beyond The Void

Die Bloodchamber meint:

Ein besinnlicher Spätsommerabend. Die gleißende Sonne tränkt den leicht wolkenverhangenen Himmel in ein tiefes Rot und über allem schwebt das Gefühl von Sehnsucht und Fernweh. Der Blick sucht die Weite des Horizonts, die Gedanken schweifen ab. Vor knapp zwei Jahren erschufen LONG DISTANCE CALLING mit „Avoid the Light“ den Soundtrack zum Sonnenuntergang. Nun streben die Münsteraner auf dem oft so wegweißenden Album Nr. 3 zu neuen Taten und es erscheint wie eine logische Schlussfolgerung, dass man als Titel schlicht den Bandnamen auserkoren hat. Die Ferne ruft…und ich lausche gespannt…

Die Töne verhallen geduldig und leise. „Into the Black Wide Open“ tastet sich langsam voran, baut gekonnt einen Spannungsbogen auf und mündet nach einigen Sprachsamples in typisch helle LDC-Klanggewände, die zum Träumen und Sinnieren einladen. Doch die musikalische Weiterentwicklung der Band ist bereits jetzt spürbar. Das Material klingt nicht nur reifer, sondern auch erdiger, rockiger und teilweise wuchtiger. Während der Opener den Hörer mit einigen spacigen Elementen in die Weite des Alls beamt, atmet das folgende „The Figrin D’an Boogie“ durchaus staubige Wüstenluft in Form von Einflüssen aus dem Stoner Rock. LDC präsentieren sich mutig und verspielt. Scheuen keine Extravaganz, bleiben aber zumeist songdienlich und nahbar. Nach ausladenderen, progressiven Passagen folgt eine zugänglichere Phase. Und dennoch: ein Highlight wie „Apparitions“ vom Vorgänger, haben LDC dieses Mal nicht erschaffen können. Dabei wagt sich „Timebends“ sehr nahe an diesen Zustand heran. Der Song entwickelt sich von einer sleazigen PINK FLOYD Nummer zu einem leidenschaftlichen und traumhaft schönen Schlussteil, bei dem die Zeit still zu stehen scheint. Hier schweift der Blick wieder in die Ferne, einsame Gedanken schweben in Zeitlupentempo umher und der Sonnenstrahl am Horizont erscheint plötzlich in ungeahnter Erhabenheit. Nach diesem melancholischen Klangbild wird der Teppich für Gastsänger John Bush (ARMORED SAINT, ANTHRAX) ausgebreitet. Im Anschluss an das straight rockende „Arecibo“ verleiht er mit seiner Stimme „Middleville“ ein fast schon eingängiges Flair. Der Song steht stellvertretend für die etwas rockigere Ausrichtung des Albums, was nicht zuletzt der schmetternde Refrain eindrucksvoll unter Beweis stellt. Den ruhigen Gegenpol bildet das abschließende „Beyond the Void“, das allerdings auch nicht vor treibenden Riffs zurückschreckt.

Die letzten Momente verklingen und man erwacht aus seiner Nachdenklichkeit. Das Schöne an LDC ist, dass man sich in seine eigene Traumwelt zurückziehen und in die Ferne schweifen kann. Ob man für sich persönlich nun das Elysium entdeckt hat oder schlicht und einfach entspannen kann, bleibt jedem selbst überlassen. Hinter dem Schleier aus einsamen Gedanken und sinnlicher Melancholie verbirgt sich ein spannendes Szenario, das es zu entdecken gilt und bei dem jeder auf seine eigene Reise gehen kann. Und diese ist spannend, unberechenbar und mitreißend – versprochen!
-