Betzefer - Freedom To The Slave Makers

Betzefer - Freedom To The Slave Makers
Modern Thrash Metal
erschienen am 18.02.2011 bei AFM Records
dauert 39:34 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Bestseller
2. Backstage Blues
3. Feels So Right
4. Diamond Director
5. Nothing But Opinions
6. Empty Magazine
7. Doomsday
8. Perfect Lie
9. Song For The Alcoholic
10. Heaven Sent

Die Bloodchamber meint:

Fast sechs Jahre ist es bereits her, dass die Israelis BETZEFER mit „Down Low“ vermeintlich einen weltumspannenden Siegeszug starteten. Das Album bescherte ihnen u.a. in Deutschland und England den Status eines vielversprechenden Newcomers, nicht nur auf das Genre des modernen und groovenden Thrash in bester PANTERA trifft MACHINE HEAD Manier bezogen, und während des exzessiven Tourens präsentierte das Quartett sich auf der Bühne immer hochexplosiv und daneben stets äußerst sympathisch. Doch irgendwann 2007 wurde es so still um die Band, dass nicht wenige dachten, sie hätte sich praktisch aufgelöst, auch weil BETZEFER wenn überhaupt nur in Israel in Erscheinung traten. Diese Zeit der Stille ist jetzt vorbei, denn nach - in diesem Genre nahezu unfassbaren, zumindest aber sehr ungewöhnlichen – drei Jahren Werkeln steht „Freedom To The Slave Makers“ bereit.

In sechs Jahren kann nicht nur ein überzeugter Junggeselle zum fürsorglichen Jungvater und angehenden Hausbesitzer werden oder ein Regelstudent ein Studium durchziehen, auch eine Band entwickelt sich selbst ohne Release in dieser Zeit natürlich weiter. Und das wird bei BETZEFER einige „Down Low“ Anhänger bis ins Mark treffen, denn den unwiderstehlichen Drive, der beim Debüt durch den symbiotischen Verbund aller Komponenten der Band und des Sounds zustande kam, gibt es auf „Freedom To The Slave Makers“ so nicht mehr. Das liegt vor allem an Frontmann Avital, der seine Aggressionen diesmal mit einer gewaltigen Menge giftiger Kratzbürstigkeit auslebt. Damit sticht er phasenweise, wie im Opener „Bestseller“, aus dem warmen Magengrubengroove heraus wie ein Kaktus aus einem Kleefeld. Diese Diskrepanz, die mich ein wenig an die schlechten Momente von CHIMAIRA erinnert, beißt nicht nur im ersten Moment dem Album den Faden ab. Häufig wird der im Prinzip ziemlich gefällige Fluss in Grund und Boden gekreischschrien, während sich die Saitenfraktion vergeblich bemüht, Akzente in Riffform zu setzen, die diese Unwucht mit einem gleichwertigen Gegengewicht auffangen könnten. Denn abseits des unbändigen Groove besitzen die Riffs eher wenig Strahlkraft und auch eine Menge der Breaks (nicht Breakdowns) wirken unrhythmisch und sind manchmal so lang wie die kleine Pause in der Schule, ohne dass dabei der Raum gewechselt wird oder werden müsste. Ein richtiger Fluss oder ein rundes Gefühl, was das Albumgesamtbild betrifft, kommen so selbst nach einer ganzen Reihe von Durchläufen nur äußerst schwer zustande.

BETZEFER waren einmal ein vielversprechender Newcomer und „Freedom To The Slave Makers“ enthält mit „Feels So Right“, „Nothing But Opinions“ und „Doomsday“ schon ein paar gefällige Lieder, aber eben auch rechte Langweiler wie „Perfect Lie“. Im Vergleich zu z.B. „Fuckin‘ Rock’n’Roll“, dem großen Hit des Debüts, sind sie allesamt - egal ob gut oder schlecht – Sklaven und keine Sklavenhalter. Die Leichtfüßigkeit und das Zwingende sind den Israelis fürs Erste abhanden gekommen. Vielleicht liegt das nur an einer Form von Betriebsblindheit, die sich bei so langer Arbeit an einem Album ja durchaus mal einstellen kann, hoffen wir aber auf jeden Fall, dass es sich dabei nur um eine Momentaufnahme handelt.
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