Spires - Spiral Of Ascension

Spires - Spiral Of Ascension
Progressive Metal
erschienen am 01.11.2010 als Eigenproduktion
dauert 65:10 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Equilibrium
2. The Infinite Descent
3. Nightfall
4. Broken Hourglass
5. Symmetry
6. Martyr
7. Spiral of Ascension
8. A New Prayer

Die Bloodchamber meint:

Nehmen wir einfach mal an, jemand hat sich ohne genauere Kenntnis der Musik aufgrund freundschaftlicher Empfehlung das Album "Spiral of Ascension" der recht unbekannten Band SPIRES zugelegt, geht heim und wirft den Silberling voller Vorfreude in den heimischen Player, dann könnte sich schon nach wenigen Takten folgende Szene abspielen: "Wie jetzt, haben OPETH ein neues Album draußen?" Kurzer Blick auf die CD-Hülle. "Hmmm, steht zwar nicht OPETH drauf, klingt aber eindeutig nach OPETH." Erneutes Zögern – Entfernen der CD auf dem Player zwecks Begutachtung des Silberlings. Erneutes Einlegen. "Verdammt nochmal. Das ist nicht die Stimme von Mikael Åkerfeldt, aber der Rest... Könnte es sich hierbei etwa um ein kostengünstigeres chinesisches Imitat handeln?" Kurzer Blick auf www.bloodchamber.de. Fehlanzeige, die Jungs kommen aus England! "Ich krieg die Motten. Das riecht wie OPETH, das schmeckt wie OPETH und das macht Spaß wie OPETH – aber das sind nicht OPETH! Was in aller Welt..."

Die Herren von SPIRES sind ein echtes Phänomen. Wie kann man es nur schaffen, sich einerseits derart in aller Offensichtlichkeit an einem ganz speziellen musikalischen Vorbild abzuarbeiten und dabei dennoch frisch, aufregend und irgendwie eigenständig zu klingen. SPIRES kommen aus England und haben mit "Spiral of Ascension" bereits 2010 ihr Debutalbum vorgelegt. Und das Teil hat es wahrlich in sich: Aufregende und komplexe Songs, absolute spielerische Virtuosität, einen guten Sänger der sowohl gefühlvoll clean als auch böse kann. Was will man eigentlich mehr? Künstlerische Eigenständigkeit etwa? Da hätten wir tatsächlich einen Diskussionspunkt. Aber wenns doch so viel Spaß macht!?

"Spiral of Ascension" ist ein vollkommen gelungenes Album einer Band, die den Großen des Genres in fast allen Beziehungen das Wasser reichen kann. Jede einzelne Minute ist ein Genuss, die Stücke entfalten nach vielen Hördurchgängen immer noch neue Facetten und sowohl musikalische Darbietung als auch Produktion sind einfach nur gelungen. Wenn da nicht dieser Aspekt wäre, dass hier einiges mehr nach eben den großen Schweden klingt als das ein oder andere Stück auf deren letzten eigenen Alben. Gesanglich kommt Paul Sadler nicht ganz an Herrn Åkerfeldt heran, macht dabei aber eine richtig gute Figur. Die extremmetallischen Anteile sind hier zwar vorhanden, stehen aber nicht unbedingt im Vordergrund, der Schwerpunkt liegt eindeutig auf dem Wörtchen "progressiv". Und das mit dem Progressiven, das können sie.

Zur Überprüfung dieser These muss man nur mal einen Blick auf die Titelliste und die einzelnen Spielzeiten werfen, um zu sehen, dass hier so manch ausuferndes Stück geschmiedet wurde und die große Kunst, die SPIRES beherrschen, ist es, auch bei annähernd 15 Minuten Spielzeit, ohne Längen und Schwachstellen am Ziel anzukommen. Zwischen umfassender Saitenakrobatik und einer bis zum Äußersten entwickelten Professionalität in Bezug auf Songdynamik, das altbekannte Laut-Leise-Schema und den gelungenen Einbau von akustischen und balladesken Elementen findet sich einfach alles, was ein solches Album zu einem gelungenen macht. Und das wahrhaft Schöne dabei ist, dass der anfängliche OPETH-Eindruck mit zunehmender Spiel- und Hörzeit immer weiter in den Hintergrund rückt und SPIRES sich wirklich als eigenständige Band präsentieren.

Mit diesem Album hat sich ein neues Schwergewicht unter den Prog Bands mit Death Metal-Einschlag etabliert und das Album "Spiral of Ascension" sei allen ans Herz gelegt, die sich für derlei erwärmen können. Gut, es geht alles noch ein wenig eigenständiger, aber das ist Kritik auf verdammt hohem Niveau. Niemand soll dafür abgestraft werden, wenn die Vorbilder klar heraushörbar sind. Jetzt gilt es abzuwarten, wie sich diese äußerst talentierten Musiker weiterentwickeln. Das Potenzial zu ganz Großem haben sie ohne jeden Zweifel.
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