Lake Of Tears - Illwill

Lake Of Tears - Illwill
Dark Metal / Rock
erschienen am 29.04.2011 bei AFM Records
dauert 40:23 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Floating In Darkness
2. Illwill
3. The Hating
4. U.N.S.A.N.E.
5. House Of The Setting Sun
6. Behind The Green Door
7. Out Of Control
8. Taste Of Hell
9. Midnight Madness

Die Bloodchamber meint:

Entweder hat Red Bull den Umsatz in Schweden jüngst verdreifacht, oder LAKE OF TEARS wollten sich auf ihrem neuesten Output einfach mal ein wenig freischwimmen: "Illwill" ist nicht nur anders als alle bisherigen Scheiben - es ist vor allem das vordergründig aggressivste Album der Band geworden. Ob man das auch mit gesteigerter Intensität gleichsetzen darf, wird sich hoffentlich in den folgenden Zeilen zeigen.

Schon der Opener "Floating In Darkness" macht klar, was die zum Duo geschmolzenen LOT auf diesem Album vorhaben: Die Nummer vereint doublebass-taugliches Uptempo zwischen Metal und beinahe punkigem Rotzrock, nochmals heruntergeschraubte Komplexität, sowie eine unerwartet aggressive Gesangsleistung zu einem simpel treibenden Cocktail, der erste Fragezeichen hinterlässt. So fehlen dem Stück gerade die kleinen Details, die LOT trotz aller Simplizität stets ausgezeichnet haben - "Floating..." ist im Grunde ein Riff, ein Tempo, nichts weiter. Dazu wirken die auf hart getrimmten Texte aus dem Mund des Typen, den man für seine ebenso lyrischen wie melancholischen Kleinode schätzt, erschreckend platt. Nicht, dass man Daniel Brennare die Fähigkeit oder das Recht zum Angepisstsein absprechen möchte - die hier verbratenen Floskeln allerdings wirken seltsam deplatziert und kommen selten über Recyclingware hinaus ("gonna get you next, darkness and pain, 666").
Etwas besser wird es mit dem Titelsong, der zunächst Schnelligkeit suggeriert, bevor er sich im brütenden Midtempo einrichtet. Dort bringen die Schweden neben interessanten Gitarrenspielereien auch eine amtliche Hookline zustande, die schließlich in einem dieser unnachahmlichen LOT-Chorusriffs explodieren darf. Dass das Unwort "fuck" hier Bandpremiere feiert, lässt sich angesichts geballter Fäuste gerade noch verschmerzen. Nach dem ebenso schnellen wie schnell vergessenen Smasher "The Hating", der mit anderem Gesang auch als gemäßigter Death Metal durchgehen könnte, folgt in Form von "U.N.S.A.N.E." wieder etwas melodischere Kost und schließlich die Ballade: "House Of The Setting Sun" ist typisch LAKE OF TEARS, setzt auf emotionalen Gesang und die Gestaltungsmacht stiller Momente, auch wenn vergangene Veröffentlichungen in dieser Hinsicht Größeres zu bieten hatten.
Und so entfaltet sich bereits zur Halbzeit die offensichtliche Schwäche von "Illwill": Die Schwerpunktverschiebung in Richtung unkomplizierter Rock/Punk-Nummern ist für eine Band wie LAKE OF TEARS problematisch, weil eben diese Songs auf den letzten Alben immer die Achillesferse waren. Jeglicher Raffinesse entbehrende Stücke wie "Parasites", das erwähnte "The Hating" oder "Taste Of Hell" sind von dieser Band folglich ernüchternd und können durch interessante Momente wie das TIAMAT-lastige "Behind The Green Door" oder die entfernt an Italo-Western erinnernde Nummer "Out Of Control" nur ungenügend abgefedert werden. Das Album hört sich an vielen Stellen (auch den guten) unfertig an und lässt insgesamt die Liebe zum Detail vermissen, die LAKE OF TEARS eigentlich immer ausgezeichnet hat. In diesem Zusammenhang ist das gewöhnungsbedürftig umgesetzte Copy/Paste-Cover (siehe "Alone" von SOLITUDE AETURNUS) nurmehr die Kirsche auf dem Zitronenkuchen.

Machen wir es kurz: Zum jetzigen Zeitpunkt kommt mir "Illwill" wie die unausgereifteste Scheibe der Schweden vor, was zum einen an der musikalischen Schrumpfkur liegt, zum anderen an den erschreckend banalen Lyrics. Zum Fahrradfahren im Sommer geht das aufgrund von guten Nummern wie "Illwill" oder "Behind The Green Door" gerade noch klar - für den konzentrierten Hörgenuss jedoch bieten LAKE OF TEARS anno 2011 eindeutig zu wenig.
Und selbst wenn ich mir das Ganze definitiv noch schönhören werde, sind für Einsteiger in Sachen LOT meines Erachtens alle anderen Alben der Band ein besserer Startpunkt. Mehr als ein Sammelsurium guter Ansätze gibt es hier nämlich (leider) nicht zu hören.
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