Terra Tenebrosa - The Tunnels

Terra Tenebrosa - The Tunnels
Avantgarde Sludge Metal
erschienen am 04.03.2011 bei Trust No One Recordings
dauert 46:57 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Teranbos Prayer
2. Probing The Abyss
3. The Mourning Stars
4. The Arc Of Descent
5. Guiding The Mist / Terraforming
6. Through The Eyes Of The Maninkari
7. The Tunnels

Die Bloodchamber meint:

Eines der schwerwiegendsten Urteile im kulinarischen Bereich ist immer noch das gute alte "Hmmm, interessant." Man stelle sich dieses unscheinbare Wort als Reaktion auf Muttis Versuch vor, in der Küche mal was ganz Neues auszuprobieren. Fraglich, ob dabei wirklich das Interesse des Essenden geweckt wurde oder ob es sich dabei vielmehr um eine Verklausulierung der Tatsache handelt, dass hier keine reine Sinnesfreude geweckt wurde und das nur durch vermehrte intellektuelle Anstrengung kompensiert werden kann. Nicht ganz unähnlich verhält es sich mit dem Debut von TERRA TENEBROSA, die allerdings keine musikalischen Neulinge sind, da sich die Band aus der Asche von BREACH erhoben hat. Der Hauptakteur ist dabei derselbe geblieben. Nur der Weg, den sie eingeschlagen haben, ist... naja, sagen wir mal "interessant".

Um dem Unbedarften dieses Machwerk näher zu bringen, lässt es sich am besten beim Cover beginnen. Die in schlichtem Schwarz und Weiß gehaltene Fotografie entwickelt bei näherem Hinsehen eine fast surrealistische Qualität und der Eindruck, den diese maskierte Person weckt, liegt zwischen grotesk und bedrohlich. Letztlich bleibt es dem Betrachter unklar, wie er diese Figur einzuordnen hat, und so öffnen sich entsprechende Assoziationsräume. Eben dies scheinen TERRA TENEBROSA auch mit ihrer Musik beabsichtigt zu haben. Es gibt Elemente, die durch ihre außergewöhnliche Gestaltung für den Hörer schwer greifbar bleiben und so eine gewisse verstörende Wirkung entfalten. Nun sollte man aber nicht vergessen, dass in "verstörend" immer noch das Verb "stören" enthalten ist.

Das Grundkonzept der Schweden ist sehr abwechslungsreicher und teils recht sphärisch gestalteter Sludge Metal. Es finden sich eine Reihe ansprechender Riffs, ein Wechsel von drückenden und kraftvollen Passagen mit ruhigeren Momenten, in denen gerne elektronische Hilfsmittel zur Anreicherung des Sounds verwendet werden. Samples und Synthie-Elemente reichen sich hier die Hand und geleiten den Hörer über die gesamte Distanz von 47 Minuten. So weit, so gut.

Jetzt gilt es, die große Frage zu stellen, die sich im Laufe vieler Hördurchgänge nie vollkommen beantworten ließ: Machen TERRA TENEBROSA nun eigentlich Instrumental-Musik? Auf Gesang, Geschrei oder was auch immer der Metaller erwarten mag, müssen wir hier komplett verzichten, so viel ist klar. Aber Vocals finden wir trotzdem, allerdings in sehr stark verfremdeter Form. In den meisten Fällen bilden sie ein untergründiges Gemurmel sehr tiefer Stimmen, die als solche hörbar, aber kaum genauer erkennbar sind. Es ist wie mit einem Schatten, den man nur aus dem Augenwinkel irgendwo entlang huschen sieht. Man hat das Gefühl, dass etwas da ist, aber weiß nicht genau was. Und genau diese Unsicherheit ist eben wieder eine gelungener Modus für reichhaltige Assoziationen.

Handelt es sich dabei um eine gute Idee? Man weiß es nicht genau. Eben dieser Kunstgriff verleiht "The Tunnels" ein ganz eigenständiges Gefühl und das ist kein Easy Listening. Andererseits nervt es manchmal auch gewaltig! Was die reine Instrumental-Arbeit angeht, haben die Jungs hier ein richtig feines Album zusammengeschraubt, doch durch den wirklich merkwürdigen Umgang mit den Vocals stellt sich schön ein ums andere Mal die Frage, worauf das denn eigentlich hinauslaufen soll. Es fehlt an vielen Stellen einfach der runde Abschluss, der die vielen guten Riffs und atmosphärischen Elemente zu einem geschlossenen Ganzen macht. Auch wenn es hier teils richtig guten Stoff zu hören gibt, ist die Motivation, das Album schnell wieder durchlaufen zu lassen, nicht allzu groß.
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