Faun - Eden

Faun - Eden
Folk
erschienen am 24.06.2011 bei Alive
dauert 72:09 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Lvpercalia
2. Zeitgeist
3. Iduna
4. The Butterfly
5. Adam lay Ybounden
6. Hymn to Pan
7. Pearl
8. Oyneng Yar
9. Polska Fran Anderson
10. Alba
11. Ynis Avalach
12. Arcadia
13. The Market Song
14. Golden Apples

Die Bloodchamber meint:

All die, die an ihren Wochenenden gerne in die Schnabelschuhe springen, um sich auf Mittelaltermärkten herumzutreiben und dort den in der heimischen Badewanne gebrauten Honigwein feilzubieten, sollten an dieser Stelle besonders aufmerksam sein. Man muss allerdings nicht unbedingt solchen zumindest historisch fragwürdigen Freizeitbeschäftigungen anhängen, um mit dem neuen Album von FAUN schnell auf du und du zu sein. Alles, was es hierfür braucht, ist ein offenes Ohr für Folklore mit einem gewissen Mittelaltertouch. Und dann entfalten die 14 Stücke aus "Eden" ganz schnell eine bezaubernde Wirkung, die das Herz berührt und die Fantasie stimuliert.

Zunächst ist anzumerken, dass FAUN es auf ihrem inzwischen siebten Album schaffen, unheimlich abwechslungsreich zu Werke zu gehen. Das Konzeptalbum, auf dem sich alles um den Garten Eden und unterschiedliche Sichtweisen auf diesen Mythos dreht, beinhaltet verschiedene Gesangsstimmen, die Texte in unterschiedlichsten Sprachen darbieten, greifen ineinander, ein umfassendes Ensemble mehr oder weniger historischer Instrumente steht zur Verfügung, die allesamt toll gespielt und perfekt arrangiert wurden. Und Songs schreiben können sie auch noch. So sanfte und beinahe verträumte Nummern wie "Zeitgeist" oder "Hymn to Pan" stehen neben einem Stück wie "Pearl", das mit seinen orientalischen Klängen auch von Loreena McKennitt stammen könnte. Daneben finden sich wieder tanzbare instrumentale Stücke mit etwas perkussiverem Charakter.

Das einzige Hemmnis auf dieser wunderbaren Reise durch "Eden" sind die seltenen Momente, in denen alles ein wenig ins arg Poppige abdriftet, was zum Glück nur sehr selten der Fall ist. Besonders bei "Adam Lay Ybounden" schaffen die Damen und Herren von FAUN es, eine derartige Ohrwurmwirkung zu erzielen, dass es dem Hörer den letzten Nerv rauben kann. Und wenn man mit dem Chorus ins Bett geht, um am nächsten Morgen direkt wieder mit ihm den Weg zum Klo zu starten, dann kann das verdammt nerven. Zumal sich das Stück nach schönem Auftakt nachher in eine seichte Richtung entwickelt, in der es zumindest musikalisch auch jedem Anhänger von Christian Contemporary Music zusagen dürfte.

Derlei in den Vordergrund zu stellen, wird dem Album allerdings nicht gerecht, lassen wir also die Unkenrufe beiseite und besinnen uns lieber darauf, dass hier ansonsten ein Stück wunderschöner Musik geschaffen wurde, die in ihrer Qualität absolut herausragend ist. Dass bisweilen deutliche Anklänge an musikalische Größen wie DEAD CAN DANCE oder die besagte Loreena McKennitt durchscheinen, ist keineswegs negativ zu vermerken, zumal sich auch diese letztlich stets intensiv aus dem Fundus alter Musik sowie europäischer und orientalischer Folklore bedient haben. "Eden" ist ein verdammt starkes Album mit wenigen schwächeren Momenten geworden und wird in einem standesgemäßen Artwork vertrieben, das den zauberhaften Charakter der Musik wunderbar unterstreicht.
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