Arctic Flame - Guardian At The Gate

Arctic Flame - Guardian At The Gate
Heavy Metal
erschienen am 29.07.2011 bei Pure Steel Records
dauert 49:33 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. My Little Slice Of Hell
2. Guardian At The Gate
3. Raise Your Glasses
4. Bloodmotor
5. Falkenfels
6. The Creeper
7. A Wailing At Glen Corr
8. Burning Their Throne
9. The Eternal

Die Bloodchamber meint:

Zum 10. Geburtstag haben ARCTIC FLAME sich mit ihrem Drittwerk „Guardian At The Gate“ selbst beschenkt. Kein einfaches Geschenk für Außenstehende, obwohl im ersten Moment alles so harmonisch und vertraut klingt: Heavy Metal mit zwei Gitarren und ausgeprägter US-Metal-Affinität. Drei Komponenten sind dafür verantwortlich, dass das in diesem Fall nicht so flüssig reinläuft, wie man annehmen könnte.

Das erste ist der Sound der Platte, der so basisch ausgefallen ist, dass einigermaßen funktionstüchtige Ohren mehr oder weniger jeden Anschlag an jedem Instrument wahrnehmen können. Dadurch entsteht der Eindruck, die Band spielte nebeneinander her, eher Einzelteile denn Summe oder wie man sich einen Rough Mix vorstellt, bei dem die Spuren übereinander gelegt aber noch nicht richtig miteinander verwoben worden sind. Das ist gewöhnungsbedürftig und überzeugt nicht immer, selbst wenn dieser nackte Klang Reize hat.

Das zweite ist der sehr bewusste Gesang von Michael Clayton-Moore. Natürlich arbeiten die meisten anderen Sänger nicht im Halbschlaf oder Vollrausch (oder sollten es nicht), aber jede kleine Veränderung von Tonhöhe, Verschiebung der Betonung und jede Nuancierung scheint einem genauen Plan des Sängers entsprungen. Das ist interessant, in besonders fragil-emotionalen Momenten bisweilen faszinierend und leider auch mal furchtbar langweilig, weil die fehlende Spontaneität mehr als einmal den Spaß bremsenden Hemmschuh gibt. Einzig der wahnsinnige Schrei und die irre Lache in „The Creeper“ brechen aus dem Gedankengefängnis aus, ein bisschen zu wenig für 50 Minuten.

Der dritte Punkt ist das Werken der Leadgitarre, die sich selten in den klassischen Galopp oder irgendwelches Powergenudel stürzt, sondern vor allem zwischen zwei Varianten pendelt: Entweder der Rest der Band wird mit einer ruhigen, feinen Melodie umschmeichelt – nicht unbedingt soloartig, das ist aber auch möglich („The Eternal“) - oder sie wiederholt ein kurzes Motiv so lange, bis es (fast) hypnotisierend wird. Im Gegensatz zu Sound und Gesang ist dieser dritte Punkt allerdings von vorne bis hinten interessant anzuhören, auch weil nicht immer offensichtlich ist, wie es weitergeht.

Zusammenwirkend bedeutet das, dass die Zielgruppe für „Guardian At The Gate“ eher überschaubar ausfällt. Man muss sich mit ARCTIC FLAME auseinandersetzen (wollen) und den angesprochenen Punkten etwas abgewinnen können, dann unterhält das Album auch auf Dauer gut. Andernfalls wird man vermutlich mehr Zeit mit Aufregung über dies oder über das zubringen als Vergnügen zu finden.
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