Nocte Obducta - Verderbnis (Der Schnitter Kratzt An Jeder Tür)

Nocte Obducta - Verderbnis (Der Schnitter Kratzt An Jeder Tür)
Black Metal
erschienen am 11.11.2011 bei MDD Records
dauert 42:08 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Tiefrote Rufe
2. Schlachtenflieder
3. Schweißnebel
4. Niemals Gelebt
5. El Chukks Taverne
6. Obsidian Zu Pechstein
7. Wenn Ihr Die Sterne Seht
8. Verderbnis

Die Bloodchamber meint:

Tot. Untot. Aufgelöst. Pausiert. Viel wurde seit dem offiziellen Abschiedsalbum "Sequenzen einer Wanderung" über den eigentlichen Status von NOCTE OBDUCTA spekuliert. Spärliche Informationen und von der Band selbst immer mal wieder in die Menge geworfene News-Häppchen sorgten für weitere Verwirrung vor allem bei den eingefleischten Fans der avantgardistischen Black Metal Band, die mit dem abgelieferten instrumentalen Klangexperiment nicht wirklich zufrieden einschlafen konnten. Im Herbst dieses Jahres folgte aber alsbald ein weiteres knappes Statement der Band, dass in Kürze mit einem neuen Album zu rechnen sei, gar einem gedanklichen Nachfolger zum rohen "Schwarzmetall" von 2001. Und siehe da, fast unbemerkt schlüpfte das Kleine dann auch Mitte November.

"Verderbnis (Der Schnitter kratzt an jeder Tür)" ist sein Name und die angekündigte Ungeschliffenheit schockiert zu Beginn mit einem ultra-fiesen Garagensound, der sich aber zum Glück nur als kurzes Stilmittel herausstellt und schnell Platz für eine akzeptable Produktion macht. Eine Produktion, die von Hochglanz ein ganzes Stück entfernt ist, dafür aber eine gute Balance aus dreckigem Sound, ordentlich Volumen und grimmiger Stimmung findet. Wobei Stimmung sicher ein gutes Stichwort ist, denn alsbald stellt sich die gewohnte NOCTE OBDUCTA-Atmosphäre ein, als hätte der "Nektar" zu seinem dritten Teil aufgerufen.

Denn solch primitive Black Metal Songs zu schreiben, die auf "Schwarzmetall" enthalten sind und dort bereits im Untertitel angekündigt wurden, dazu scheint die Band einfach nicht mehr in der Lage zu sein. Ausgeprägte Synthie-Collagen, die sich auch mal den Luxus gönnen, einfach dahinzuschweben, akustische Zwischenspiele, eine gesangliche Ergänzung des genretypischen Gekrächzes durch lauten Schrei-Gesang und die generelle Lust am Experimentieren sind einfach Zeichen einer kontinuierlichen Entwicklung, die man nicht einfach mal so auf Anfang zurück drehen kann.

Sicher, "Verderbnis" mag deutlich direkter und ungeschliffener ausgefallen sein als die beiden Nektar-Teile, davon zeugt zum Beispiel auch die kurze punkige Black'n'Roll Nummer "Niemals Gelebt". NOCTE OBDUCTA war aber noch nie eine technisch und spielerisch besonders außergewöhnlich engagierte Band. Vielmehr wurde im Laufe der Zeit der eigentlichen Songwirkung und der davon ausgehenden Faszination stets deutlich mehr Spielraum beigemessen. Ausgefeilte Texte und das intensive Spiel mit der deutschen Sprache bzw. dem dazugehörigen Gesang sowie die punktgenaue Wirkung von einsetzenden Gitarrenriffs und dezenten Synthie-Klängen hatten immer nur eins zum Ziel: Atmosphäre! Und hier kann das aktuelle Album zweifellos durchgängig punkten bzw. an frühere Alben anschließen. Wenn zum Beispiel bei "Schweißnebel" die fast schon beschwörend vorgelesenen Strophen zu dem zunächst nur aus Gitarren bestehenden Refrain wechseln, ist ein leichtes Frösteln vorherbestimmt.

Zusammenfassend kann man "Verderbnis" also problemlos den Fans empfehlen, ohne dass diese Angst vor weiteren "Sequenzen einer Wanderung" oder DINNERn AUF URANOS haben müssen. Man sollte sich aber auch im Klaren sein, dass "Verderbnis" nach Abzug der ruhigen Klangteppiche ein zwar intensives, doch aber auch recht kurzes Vergnügen ist. Nach all dem Hickhack und den geschürten Erwartungen womöglich für den einen oder anderen ein kleiner Wermutstropfen.
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