Mörk Gryning - Tusen år Har Gått...

Mörk Gryning - Tusen år Har Gått...
Black Metal
erschienen in 1995 bei No Fashion Records
dauert 33:38 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Dagon
2. Journey
3. Tusen Ar Har Gatt
4. Omringningen
5. Armageddon Has Come To Pass
6. Unleash The Beast
7. The Final Battle
8. Mörkrets Gryning
9. Min Sista Färd (En Visa Om Döden)

Die Bloodchamber meint:

Schweden, 1995... Die Gedanken wandern, Erinnerungen werden wach, Geschichte wurde geschrieben:

DISSECTION - „Storm of the Light's Bane‟
NAGLFAR - „Vittra‟
UNANIMATED - „Ancient God of Evil‟
LORD BELIAL - „Kiss the Goat‟
MARDUK arbeiten an „Heaven Shall Burn... When We Are Gathered‟, DARK FUNERAL an „The Secrets of the Black Arts‟ und SACRAMENTUM an „Far Away From the Sun‟.

Und mittendrin befinden sich MÖRK GRYNING, die ihr Debüt „Tusen år har gått...‟ veröffentlichen. Die Band besteht aus zwei jungen Herren, Goth Gorgon ist zu diesem Zeitpunkt 16 und Draakh Kimera immerhin 19 Jahre alt. Und auch wenn nun bald 20 Jahre ins Land gezogen sind, auch wenn „Tusen år har gått...‟ meist nicht zu den erstgenannten Alben gehört, sofern man nach Klassikern dieser Ära fragt, auch dann darf man nicht unterschätzen und vernachlässigen, was diese beiden Musiker geleistet haben.

Sind wir mal ehrlich: Black Metal ist gerade groß geworden, die Bands sprießen wie Pilze aus dem herbstlichen Boden, einige derjenigen, die heute als Referenz der zweiten Welle herangezogen werden, standen noch in den Startblöcken, als MÖRK GRYNING vorgelegt haben. Dabei ist ihr Sound so schwedisch, wie man als Schwarzmetaller nur schwedisch sein kann. Die Vocals sind harsch, die Gitarren flirren und dazu werden uns zauberhafte Melodieläufe präsentiert. Unterstrichen werden diese immer wieder von Keyboards, die jedoch niemals zu sehr im Vordergrund stehen, sondern sich organisch in den Gesamtsound einfügen. Ähnlich gut haben das damals DIMMU BORGIR hinbekommen, doch erinnern wir uns: „Stormblåst‟ erschien erst 1996!

Allein der Opener „Journey‟ ist eine unsterbliche Hymne des melodischen Black Metal. Rasant, kalt, aber mit bestechender Ohrwurmqualität. Das restliche Material knüpft immer wieder an dieses Erfolgsrezept an, wenngleich die Songs auch nicht durchweg an das anfängliche Niveau anknüpfen können. Doch schwache Momente finden sich auf „Tusen år har gått...‟ keineswegs. In den hochverdichteten 33 Minuten wird alles gesagt, was die Band zu sagen hat. Auch wenn man dem Album seine Kürze vorwerfen könnte, so fehlt doch nichts. Und nicht zuletzt sei auch noch die Produktion gelobt, die für damalige Verhältnisse ausgezeichnet klingt. Man hört die Mitte der Neunziger, doch niemals hat man das Keller- oder Garagenfeeling so manches norwegischen Nachbarn.

MÖRK GRYNING sind nicht mehr und sie konnten in ihrer Karriere nicht mehr an die Glanztaten des Anfangs, dem bekanntlich ein Zauber innewohnt, anknüpfen. Was auf „Tusen år har gått...‟ mitbegründet wurde, die melodische Spielart des Black Metal, ersoff bald darauf in Klischees, Überproduktion und sinfonischen Elementen direkt aus dem Ein-Euro-Chinaimportladen. Auch MÖRK GRYNING waren vor diesen Anfechtungen nicht gefeit. Dass es die Band nicht mehr gibt, ist in Anbetracht ihres weiteren Werdeganges zu verschmerzen. Dennoch sollte immer wieder der Tatsache gedacht werden, dass sie uns mit „Tusen år har gått...‟ einen wunderschönen Klassiker aus den frühen Tagen des skandinavischen Black Metal hinterlassen haben. Auch wenn es ein paar bedeutsamere Alben aus dieser Zeit gibt, so lohnt sich eine intensive Beschäftigung mit dem Debüt MÖRK GRYINGs. Denn wie so oft ist es das, was zwischen den Tabulaturzeilen steckt, der nicht in einfachen Aussagesätzen einzufangende Geist, die spezifische Atmosphäre eines Werkes, die seinen wahren Charakter ausmachen, die es aus den Zeiten herausheben und zu etwas Bleibendem machen.
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