Bloodbath - Nightmares Made Flesh

Bloodbath - Nightmares Made Flesh
Death Metal
erschienen am 27.09.2004 bei Century Media
dauert 45:19 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Cancer of the Soul
2. Brave New Hell
3. Soul Evisceration
4. Outnumbering the Day
5. Feeding the Undead
6. Eaten
7. Bastard Son of God
8. Year of the Cadaver Race
9. The Ascension
10. Draped in Disease
11. Stillborn Saviour
12. Blood Vortex

Die Bloodchamber meint:

Ohne Übertreibung: „Nightmares Made Flesh“ war das von mir am sehnlichsten erwartete Album 2004. Allerhand Befürchtungen gingen der Warterei einher, als ich seinerzeit las, dass der gottgleiche Akerfeldt (Opeth) die Band aus zeitlichen Gründen verlässt. Spätestens mit der Verpflichtung von Peter Tägtgren glaubte ich endgültig nicht mehr an eine Zukunft von Bloodbath, da mir der gute Peter mit seinen ständigen Projekten und den neueren Hypocrisy Alben zunehmend auf den Sack ging..
Vor nicht allzulanger Zeit wurde schließlich „Outnumbering The Day“ ins Netz gestellt, ein guter Titel, der aber ein wenig das Suchtpotenzial von Killern wie „Breeding Death“, „Mass Strangulation“, „Cry My Name“, „Ways To The Graves“ etc. vermissen ließ. Daneben war ich von der Produktion ein wenig in den Zwiespalt gedrückt: Auf der einen Seite immernoch fett wie Sau, dafür waren aber die kultig bratzigen Gitarren von der „Resurrection Through Carnage“ nicht mehr vorhanden. Dafür groovte der Song wie nichts Gutes und erinnerte an die besseren Schandtaten von Vomitory. Selbst Mr. Gesichtselfmeter konnte mich überzeugen, knüpfte er doch gesanglich an die alten Hypocrisy Scheiben an und keifte und grunzte wunderbar alles in Grund und Boden.

Jetzt, wo „Nightmares Made Flesh“ endlich in den Händen halte, kann ich letztere Eindrücke nunmehr bekräftigen, das Niveau wurde durchweg gehalten und sehr wichtig: der Gesang bleibt über gesamte Albumdistanz stark, wenn auch Akerfeldt mit seiner charismatischen und einzigartigen Stimme die Messlatte um einige Meter zu hoch angelegt hat.
Aber vielleicht sollte man „Nightmares Made Flesh“ mit den bisherigen Outputs der Band nicht vergleichen. Stilistisch hört man nur noch an der Gitarrenarbeit, um wen es sich dabei handeln könnte, einige Melodieläufe scheinen einfach typisch für diese Band zu sein. Das Drumming hat sich fast komplett umgekrempelt. Gab es auf dem letzten Album lediglich einen kümmerlichen Blast Beat (was auch vollkommen reichte!), so rödelt Neuzugang Martin Axenrot öfters blastender Weise übers Set.
Der Sound zeigt sich, auch bedingt durch die Produktion, um einiges böser als bisher. Teilweise wird man regelrecht niedergewalzt, ein Gefühl, dass ich bisher bei Bloodbath nicht verspürte. Charme und Kult sind bei dem neuen Sound definitiv gewichen, weshalb ich der Platte eine Nuance weniger abgewinnen kann als seinem Vorgänger.

Das soll aber keineswegs heißen, dass ihr euch die Platte nicht kaufen solltet. Ganz im Gegenteil! „Cancer Of The Soul“, „Brave New Hell“, „Feeding The Undead“, „Bastard Son Of God“, die Liste an geilen Stücken auf „Nightmares Made Flesh“ ist lang. Hätte das Album nun noch das Feeling der älteren Scheiben (und Akerfeldt am Mic), das Ding wäre wohl die Bombe schlechthin. Dieses Album wird wohl die Fangemeinde und die Gemüter spalten, man darf auf das weitere Echo in der Presselandschaft gespannt sein. Für mich ist es ein klasse Death Metal Album, das von fantastischen Musikern kompetent und mitreißend inszeniert wurde. Der größte Vorteil des neuen Line-Ups: Wir bekommen bald „Mass Strangulation“ auch live um die Ohren gehauen. Zwar ohne Akerfeldt, aber immerhin besser als gar nichts, oder?

Die Bloodchamber meint außerdem:

Ein Freund hat mir dieses Album geschenkt, also darf ich gar nichts schlechtes schreiben, sonst schenkt er mir nie wieder was. Los geht’s. Beim Blick ins Booklet fällt auf, dass Peter Tägtgren immer noch nicht ausgelastet ist oder nicht genug Kohle für den neuen Volvo hat, jedenfalls verziert er „Nightmare Made Flesh“ mit seiner Stimme. Offenbar hat Swanö in auch Hand an die Songs legen lassen oder sich zumindest von ihm inspirieren lassen. Ich stell mir grad vor was da für Schweinereien im Proberaum abgelaufen sind. Ach nein bei BLOODBATH handelt es sich ja nicht um eine Band, sondern nur um ein Projekt vom Meister, welches nach Veröffentlichung der ersten Mini-CD wieder sterben wird, also verwerfen wir den Gedanken schnell wieder. Jedenfalls vernehme ich nicht schon wieder diesen Pseudo Old School Death Metal. Nein, BLOODBATH präsentieren sich anno 2004 abwechslungsreicher und eigenständiger, ich vernehme Double Base, was bedeutet, dass Dan Swanö nicht am Schlagzeug gesessen haben kann. Die Roots sind zwar noch deutlich zu hören sind, was vielleicht die Faszination des Albums ausmacht.

Dieses Review ist Teil einer ganzen Reihe von Plattenkritiken, die ich zwischen 2001 und 2007 für das Silentium Noctis geschrieben und dort auch veröffentlich habe.
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