Woburn House - Sleep Summer Storm

Woburn House - Sleep Summer Storm
Progressive Rock
erschienen am 21.11.2011 bei Zeitgeister Music Distribution
dauert 38:50 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Willow
2. Shifter
3. Rain Keeps Falling Down
4. Clash
5. Sleep Summer Storm
6. Behind You
7. A Simple Man
8. Hood

Die Bloodchamber meint:

"Never judge a book by its cover!" heißt ein alter Leitspruch unter angelsächsischen Literaturfreunden. Ganz so einfach machen es uns die Bonner von WOBURN HOUSE allerdings nicht, denn alleine über das Cover konnten sie bei mir direkt einen dicken Bonus einfahren, bevor ich auch nur einen Ton ihres neuen und nunmehr dritten Albums zu hören bekommen hatte. Allerdings mussten die Vorschusslorbeeren zunächst kräftig gestutzt werden, um sich dann zumindest teilweise nach langem und intensiven Hören wieder zum echten Lorbeerkranz auszuwachsen.

Einfach und spontan zugängig ist das Material auf "Sleep Summer Storm" nicht. Das liegt allerdings nicht an etwaigen Extremismen, die den Hörer verschrecken, sondern vielmehr daran, dass Teile des Songmaterials ein wenig abweisend und unnahbar scheinen, wenn man sich zum ersten oder zweiten Mal nähert. Es lag bei mir auch ganz klar an der Stimme von Christian Kolf, die sich als etwas gewöhnungsbedürftig erwies. Doch auch hier waren die Schwierigkeiten eher subtiler Natur.

WOBURN HOUSE spielen düstere und komplexe (Post-)Rockmusik der ruhigeren Gangart, allerdings in minimaler Besetzung, bei der es nur selten zu Eruptionen kommt. In diesen Momenten kann man eine gewisse Nähe zu neueren KATATONIA erahnen, doch WOBURN HOUSE sind bei allem in ihrem Schaffen sehr eigenständig. Das Progressive wird hier weniger durch Einbindung unterschiedlichster stilistischer Einflüsse gestaltet als vielmehr durch die bereits erwähnten sperrigen Kompositionen. Drei Riffs und dann schön Strophe – Chorus – Strophe – Chorus sucht man vergebens. Die Gitarren ergehen sich gerne in ausufernden Arpeggien, die Songs fließen oftmals recht ruhig und dennoch untergründig verstörend dahin und plötzlich türmen sich wieder massive und simple Rock/Metal-Wände auf.

Hat man sich nach vielen Durchgängen in den Stil von WOBURN HOUSE gefunden, bieten sie einem so manchen großen Moment. "Shifter", "Sleep Summer Storm" und "A Simple Man" sind tolle Stücke. Das Album ist eine Herausforderung und kann ungemein zum Hören reizen. Die Begeisterung fällt dabei doch etwas verhalten aus, weil ich mir den ein oder anderen zuckrigeren Moment wünsche, der den Hörer offensiver bei der Stange hält und die Zugängigkeit des Materials somit ein wenig erleichtert hätte. Alles in allem ein bemerkenswertes Album einer bemerkenswerten Band, das mit Sicherheit nicht für jeden gemacht ist, aber bei den anderen dankbare Hörer finden wird.
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