Xandria - Neverworld's End

Xandria - Neverworld's End
Symphonic Gothic Metal
erschienen am 24.02.2012 bei Napalm Records
dauert 63:42 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. A Prophecy Of Worlds To Fall
2. Valentine
3. Forevermore
4. Euphoria
5. Blood On My Hands
6. Soulcrusher
7. The Dream Is Still Alive
8. The Lost Elysion
9. Call Of The Wind
10. A Thousand Letters
11. Cursed
12. The Nomad's Crown

Die Bloodchamber meint:

Eine ganze Weile war es ziemlich ruhig um XANDRIA. Hauptsächlich wohl durch den Ausstieg von Lisa Middelhauve, denn ein Verlust der Frontfrau dürfte für keine Band einfach zu kompensieren sein. Nach einer nicht allzu lange dauernden Zwischenlösung fand man schließlich Ende 2010 mit Manuela Kraller einen zufriedenstellenden Ersatz, nutzte aber die verbleibende Zeit, auch den Rest der musikalischen Ausrichtung zu überdenken. Nach der 2007er Gurke "Salome" keine allzu schlechte Idee - Das Resultat in Form des aktuellen 5. Albums dürfte allerdings auch die Geister scheiden.

In Rezensionen über Bands aus dem sinfonischen Gothic Metal liest man häufig Vergleiche mit NIGHTWISH. Oftmals vollkommen zu Unrecht, hier ist dies aber aus mehreren Gründen angebracht. Zum einen nutzten auch die Finnen den Weggang ihrer Stimme als Chance für eine Weiterentwicklung. Zum anderen mischen XANDRIA mit "Neverworld's End" ganz schön weit oben im Wettbewerb um die dreisteste NIGHTWISH-Kopie mit. Allerdings aus einer Zeit, wo für viele deren Fans die Welt noch in Ordnung war.
Diese ewigen Verfechter der "Mit Tarja war alles besser"-Ansichten dürfen mit "Neverworld's End" eine Art alternativen Zeitstrahl parallel zu "Dark Passion Play" erleben. Ein hoher Sopran, klar definierte Riffs, ordentlich Bombast und nette Melodien verankern auch XANDRIAs neues Werk schnell im Ohr. Denn bei allen Plagiatsvorwürfen kann das Ergebnis durchaus überzeugen. "Valentine", "Soulcrusher" oder auch "Lost Elysion" sind knackige, mitreißende und gut abgemischte Stücke, "The Nomad's Crown" schnüffelt gar am Hintern der Epik. Keine derart komplexen Brocken wie auf dem aktuellen NIGHTWISH-Werk, sondern klar strukturiert, auf den Punkt gebracht und mit genügend Wiedererkennungswert. Eben genau so, wie es die Finnen auf ihren ersten Alben vormachten.

Es bleibt letztlich aber immer ein leichter fader Beigeschmack. Zufall oder Kalkül - man kann sich nie sicher sein, ob die angepeilte Lücke nicht nur ein verzweifelter Versuch nach Aufmerksamkeit ist. Außerdem werfen XANDRIA im Grunde auch alles über Bord, was diese Band einst auszeichnete. Fans werden ihre Truppe nicht wiedererkennen. Nur ganz selten lässt sich der eine oder andere typische Melodiebogen erkennen. Letztlich aber hätte ein komplett neuer Bandname auch nicht weiter geschadet.

Somit muss man dann schon selbst entscheiden, wie man das Gehörte einstufen will. Bei mir persönlich rückt der freche musikalische Mundraub nach jedem Durchlauf ein wenig weiter in den Hintergrund, da "Neverworld's End" so wie es ist, einfach ein gutes Album darstellt. Und bei der heutigen schnelllebigen und vergesslichen Jungend dürfte sich eh die Hälfte der Leser die ganzen Zeit fragen: "Wer zur Hölle ist diese Tarja, von der er da die ganze Zeit schreibt?"
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