Prisma - You Name It

Prisma - You Name It
Progressive Rock
erschienen am 07.02.2012 bei Loudville
dauert 54:23 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Epigone
2. 8
3. Alpha Fiasko
4. 123 Part 1
5. ???
6. Broker
7. The Loyal
8. God's Heir
9. Seceder
10. Armada Insanity
11. Trigger Architect

Die Bloodchamber meint:

Hat noch jemand mein SOEN-Review vor Augen? Lang ist es nicht her, da kam ich zu der Feststellung, dass eben jene Band in Zukunft durchaus mit TOOL-Rip Off-Vorwürfen konfrontiert werden könnte. Und das nicht völlig ohne Grundlage. Quasi zeitgleich liegt mir mit „You Name It“ der Schweizer Progressive Rock-Formation PRISMA ein Album vor, das mit dem selben Problem aufwartet – man ähnelt den Alterna-Proggern aus Übersee schon sehr. Nehme ich mir jetzt die Nachahmer zum Vorbild, kopiere mein SOEN-Review hier rein und ersetze Bandnamen und Songtitel? Nein, keine der Bands hat es sich so einfach gemacht, und ich tue das auch nicht.

Dabei dürfte es bereits in der Vergangenheit zu Plagiatsvorwürfen gekommen sein, oder warum taufen PRISMA ihren Opener gleich mal „Epigone“? Das kann doch nur ein Songtitel gewordener Stinkefinger sein, den die Eidgenossen potentiellen Kritikern da entgegen strecken, oder? Selbstbewusstsein scheint jedenfalls vorhanden zu sein, nicht zu Unrecht.
Da beide Bands den TOOL-Sound recht gut adaptieren, bietet sich der Vergleich von PRISMA mit SOEN natürlich umso mehr an. Und da fällt nicht nur bei bereits angesprochenem „Epigone“ auf, dass PRISMA etwas weniger filigran zu Werke gehen als die Schweden und die Gitarren durchaus ordentlich losbraten dürfen. Auch „123 Part 1“, „Broker“ sowie „God’s Heir“ schlagen in dieser eher alternativ-metallische Kerbe, welche weniger an TOOL erinnert als vielmehr an deren Ableger A PERFECT CIRCLE oder auch an die Dänen BOIL und ihr Album „A New Decay“. Tribal Drums sind ein gern eingesetztes Stilmittel – ohnehin schielt die Rhythmusarbeit schon deutlicher gen TOOL, nur dass die Gitarre eben immer wieder vehement dazwischengrätscht und den Schweizern dadurch etwas mehr Selbständigkeit verleiht. Eine gewisse Nähe zu Maynard James Keenan wird PRISMA-Fronter Marc Müllhaupt sicher nicht verhehlen können, gerade die bisweilen verzerrten Gesangspassagen kommen dem Hörer mitunter bekannt vor, trotzdem steht der Sänger aber der guten Instrumentalarbeit nicht nach.
Dass sie auch weniger straight daherkommen können als in den genannten Liedern, beweisen PRISMA dem Hörer unter anderem mit dem rhythmusbetonten „Alpha Fiasko“, dem getrageneren „The Loyal“ sowie dem hypnotischen Achtminüter „Seceder“, der nicht nur soundtechnisch, sondern vor allem auch qualitativ hervorragend auf „10,000 Days“ gepasst hätte. Songs von diesem Schlag hätte ich mir noch ein, zwei mehr gewünscht, da diese melancholischen Momente einen schönen Kontrastpunkt liefern zu den kürzeren, eher rifforientierten Songs.

Um noch einmal den Vergleich zu SOEN zu bemühen: „Cognitive“ läuft mir persönlich als Gesamtpaket ein wenig besser rein, was aber nichts daran ändert, dass auch PRISMA mit „You Name It“ ein qualitativ wirklich hochwertiges Album abliefern, das die Wartezeit auf den nächsten TOOL-Output erfreulich verkürzt. Wem die Amerikaner zu verkopft agieren, der fährt mit „You Name It“ vielleicht sogar besser und sollte sich beispielhaft mal „Epigone“ anhören. Allen anderen sei „Seceder“ ans Herz gelegt, Prog-Fans sollten in dieses sehr gute Album ohnehin mal reingehört haben.
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