Running Wild - Rogues En Vogue

Running Wild - Rogues En Vogue
Heavy Metal
erschienen am 21.02.2005 bei BMG
dauert 56:43 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Draw The Line
2. Angel Of Mercy
3. Skeleton Dance
4. Skull & Bones
5. Born Bad, Dying Worse
6. Black Gold
7. Soul Vampires
8. Rogues En Vogue
9. Winged & Feathered
10. Dead Man's Road
11. The War

Die Bloodchamber meint:

Ich war eigentlich noch nie ein großer RUNNING WILD Fan. Klar, die Band hat ein paar echt gute Alben rausgehauen und gilt als eine der wichtigsten deutschen Heavy Metal Gruppierungen, aber so richtig erwärmen konnte ich mich für die Mucke bis jetzt nicht. Das bescheuerte Piratenimage, Rock’n’Rolfs Uniformfetisch und das lächerliche Kindergarten Theater um den imaginären Drummer Angelo Sasso im Zuge der letzten, äußert lauen Studioplatte „The Brotherhood“ gingen mir zudem in der Vergangenheit zusätzlich auf den Sack, weshalb ich wirklich SEHR mißtrauisch an das nunmehr dreizehnte Album „Rogues En Vogue“ herangegangen bin.
Nach intensiver Dauerrotation darf ich allerdings Entwarnung geben : so schlimm ist es gar nicht. Im Gegenteil, das Album ist eigentlich ganz gut geworden. Freibeuter Kasparek hat das Ding mal wieder komplett im Alleingang aufgenommen, lediglich sein Drumcomp … äh, Drummer A.S. wurde diesmal durch Matthias Liebetruth ersetzt, was dem Werk mit Sicherheit nicht geschadet hat. Außerdem stammen die Bass Parts bei vier Tracks von Peter Pichl. Ansonsten ist die Scheibe aber wirklich „do-it-yourself“ in Reinkultur, und diesmal kann man nur sagen : Hut ab, Rolf ! Die Produktion weist keine Macken auf, und speziell das Herzstück des RUNNING WILD Sounds, nämlich die geilen Gitarren, kommen wieder richtig gut zur Geltung.
Nachdem man den etwas unglücklichen, da langsam stampfenden Opener „Draw The Line“ hinter sich gebracht hat, folgt mit dem pfeilschnellen „Angel Of Mercy“ das erste Highlight der CD : grandioses Gitarrenlead, cooler Refrain, feines Solo – genau so muß das sein. Die darauffolgenden Tracks „Skeleton Dance“ und „Skull & Bones“ gehen wieder eher ins Midtempo, haben eingängige Refrains am Start und machen ebenfalls mächtig Spaß; danach wird allerdings der schwächere Mittelteil des Albums eingeleitet. Richtig schlecht wird’s zwar auch hier nicht, aber zumindest „Soul Vampires“ und das megalahme „Winged & Feathered“ hätte sich Herr Kasparek schenken können. Die anderen Tracks haben zwar allesamt ihre Momente und bieten absolut souveräne RUNNING WILD Kost, sparen aber mit wirklich herausragendem Material. Zum Glück schafft Rock'n'Rolf aber noch mal die Kurve und schließt „Rogues En Vogue“ mit zwei echten Sahnestücken ab. „Dead Man’s Road“ kommt wieder sehr flott daher und bewegt sich in etwa auf demselben Niveau wie „Angel Of Mercy“, und der Longtrack „The War“ (10:38) ist dann richtig klasse : dieser Song bringt epische Ausmaße mit und überzeugt neben dynamischen Strophen mit völlig abgefahrener Marschmusik im Mittelteil. Nicht gerade livetauglich, dafür aber sehr abwechslungsreich und extrem unterhaltsam. Sowas könnten RUNNING WILD ruhig mal öfter machen.
Unterm Strich also ein gutes Album des Hamburger Soloprojekts, das zwar nicht mit den großen Klassikern der Bandgeschichte („Black Hand Inn“, „Death Or Glory“ etc.) mithalten kann, sich aber auch nicht vor einem Großteil des Backkatalogs verstecken muß. Genrefans können bedenkenlos zugreifen.
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