Retarded Noise Squad - Plastic Surgery And World Domination

Retarded Noise Squad - Plastic Surgery And World Domination
Death Metal / Grindcore
erschienen in 2005 als Eigenproduktion
dauert 30 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Twelve Times Black
2. Red Alert
3. Dawn of Decay
4. Mind Asleep
5. Suspended Steps
6. Plastic Surgery and World Domination
7. Homo Homini Lupus Est
8. The Divine Light
9. Fractured Equilibrium
10. A Winter Fairytale
11. Walls of Frozen Flesh

Die Bloodchamber meint:

Damals, als das DeathGrind-Karussell verzweifelt um sich selbst rotierte, 08/15-Combos auftauchten wie Moorleichen in Dänemark und eine ganze Stilrichtung mit voller Schwanzkraft am Massensuizid feilte, war es irgendwann Zeit für ein paar tiefgreifende Veränderungen. Es war an der Zeit, der Welt den Spass an origineller Härte zurückzugeben und ein paar respektlose Reiter aus Thüringen nahmen die Herausforderung schliesslich an...
Wem dieses Szenario mit Blick auf die heutige 'Szene' irgendwie bekannt vorkommt, dem sei gesagt, dass mal wieder Rettung naht: RETARDED NOISE SQUAD heisst die Droge, die aus dem anhaltinischen Dunkel taucht, um dermassen Arsch zu treten, dass ich mich vorsichtshalber gerne etwas tiefer bücke und die Mundwinkel in freudiger Erwartung nach oben falte.

Die Hallenser spielen von Hause aus teils grindigen Death, der zunächst recht unauffällig daherkommt: Es gibt reichlich Filmzitate, klassische Instrumentierung, sowie die üblichen Vokalejakulate der Agentur Kreisch, Grunz & Partner, gerne auch mit leichter Mille-Petrozza-Schlagseite.
Auf den zweiten Blick offenbaren sich dann jedoch die wahren Qualitäten der Scheibe. Die mäßig technischen Songs glänzen nämlich an allen Ecken mit sympatischen Feinheiten – ein eingängiges Lead hier, dort eine fast poppige Basslinie, da hinten spriessen Keyboardsounds, die man vielleicht aus dem Radio kennt. Aber eben nur vielleicht, denn zu keiner Zeit wirkt das Material bekannt oder zusammengeklaubt. Wie schon bei den Reitern hat man eher das Gefühl, dass hier aus vorhandenen Zutaten mal eben das Unkombinierbare erschaffen wird.
Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Es gibt hier kein zweites ''All you need is love'', es geht lediglich um die Herangehensweise an das Musikschaffen, die beiden Bands gemeinsam ist. Es geht um eine Art von Humor oder Grenzüberschreitung, die sich nicht im bestenfalls teilzeitwitzigen Nachspielen von Schlagern erschöpft, sondern die kreativ wird. Ohne Respekt, ohne Alberei und ohne doppelten Boden. Sowas wie ein sympathisch-humoriger Uruk-hai trifft es unter Umständen ganz gut...

Auf diese Weise entfaltet sich ''Plastic Surgery and World Domination'' dann zu voller Blüte: die 80er-Synthies in ''Dawn of Decay'', der fiese Dauerohrwurm ''Mind asleep'', die sanfte Orientalik im ansonsten knochenharten Titelsong, diverse Nordmanngitarren auf ''Homo Homini...'', der Bass (?) in ''Walls of frozen Flesh'' - nahezu jeder Song macht verdammt viel Laune und zwingt die arthritischen Griffel des Rezensenten nach 30 Minuten mit qualvoller Gewissheit zum Repeatknopf.
Und für den Fall, dass ich etwas zu viel in diese Platte interpretiert, mich von der Band also so richtig schön verarschen lassen habe: In der Form gerne wieder! ;)

Wenn ihr also mal wieder Lust auf 'ne Schlachteplatte habt, die länger als vier Wochen vorhält, dann schenkt diesem Baby hier euer Herz oder wartet, bis das Geräuschkommando einen Club eurer Wahl terrorisiert. Zwei (nicht unbedingt repräsentative) Samples und Kontaktadressen findet ihr wie immer über die Homepage.

Von mir gibt's derweil 8,5 abgehackte Finger und 'ne dicke Empfehlung.
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