The Gathering - Disclosure

The Gathering - Disclosure
Rock
erschienen am 07.09.2012 bei Psychonaut Records
dauert 51:42 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Paper Waves
2. Meltdown
3. Paralyzed
4. Heroes For Ghosts
5. Gemini I
6. Missing Seasons
7. I Can See Four Miles
8. Gemini II

Die Bloodchamber meint:

THE GATHERING haben dank ihres Einsatzes in den 90ern des letzten Jahrtausends immer noch das Privileg, auch bei gestandenen Metallern ein gewisses Interesse zu generieren, obwohl sich der Sound der Holländer bereits zu Beginn des aktuellen Jahrtausends deutlich weg vom Gothic Metal und hin zu atmosphärischen und experimentellen Rock-Songs bewegt hat.
Nach dem Weggang der prägenden Stimme Anneke van Giersbergens sahen viele Skeptiker die Band gar direkt vor ihrem Ende, aber zum Glück hat sich der Rest der Musiker wieder aufrappeln können. Silje Wergeland gab 2009 auf "The West Pole" ihren Einstand. Ein Album, das zwar aufgrund seiner experimentellen Unschlüssigkeit vielleicht noch etwas ziellos wirkte, aber dennoch bereits die Richtung vorgab, in die sich THE GATHERING nun bewegen: Aufwändige, anspruchsvolle Songs irgendwo zwischen Pop, Rock und Elektronik. Mit "Disclosure" scheinen sie nun am Ende dieses Wegs angekommen zu sein.

Denn das aktuelle Album vereint angenehm sanfte und harmonische Klänge, ausdrucksstarken aber nicht aufdringlichen Gesang, eingängige und erwachsene Melodien. In jeder Sekunde spürt man einerseits die Erfahrung, andererseits aber auch die Hingabe, mit der die Musiker seit über 20 Jahren ihrer Leidenschaft nachgehen. Große Knalleffekte gibt es nicht, dafür viel unterschwelliges, feinfühliges Gewaber. Auch die elektronischen Elemente ordnen sich neben Gitarren, Schlagzeug und Gesang gleichförmig ins Gesamtgeschehen ein.
Ganz unbewusst lösen die Songs von "Disclosure" aber irgendetwas im Zuhörer aus, obwohl oder vielleicht gerade weil die ersten Durchgänge mehr oder weniger unaufregend durchzurauschen scheinen. Noch während man versucht, im Kopf ein beschreibendes Synonym für "ganz nett" zu finden, wird einem bewusst, dass man die letzten zehn Minuten irgendwelche Passagen aus dem Album vor sich hin gesummt hat.

Und letztlich bildet sich irgendwann auch eine Brücke zu den damaligen Alben. Plötzlich lassen sich in den ausufernden, sphärischen Teilen Parallelen zum experimentellen "How To Measure A Planet" ziehen. Irgendwann sind gar Ähnlichkeiten des Gesangs zu Annekes Leistung auf "Mandylion" spürbar. Aber niemals müffelt es nach alten Socken. Vielmehr wird einem bewusst, dass THE GATHERING eine Band sind und nicht nur eine einzelne Person. Eine Band, die stets den Weg nach vorn beschreitet, dabei aber ihre Wurzeln nicht gänzlich vergisst. Eine Band, die uns hoffentlich noch lange erhalten bleibt, und sei es nur, um einige wenige gestandene Metaller davon zu überzeugen, dass es nicht immer nur scheppern und krachen muss, damit es Tränen gibt.
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