Black Hate - Los Tres Mundos

Black Hate - Los Tres Mundos
Black Metal
erschienen am 10.08.2012 bei Dusktone
dauert 57:38 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. I
2. Lians-Per-Ti
3. Ika-nun-na
4. Subconsciente
5. II
6. La Ultima Solucion
7. Glorious Moments
8. Revelacion
9. Los Tres Mundos
10. III

Die Bloodchamber meint:

Es ist immer wieder spannend, in welcher Form die von uns allen geliebte metallische Musikkultur auch in den entlegensten Winkeln des Planeten ausgebreitet hat. Ab und an darf man sich freuen, Releases aus Ländern begutachten zu dürfen, die man nicht auf der standardisierten Landkarte hat. Mexiko kann man den Exotenstatus wohl im gewissen Maße zusprechen. BLACK HATE nennt sich einer der Exporte des mittelamerikanischen Landes, der dieser Tage den Weg über den großen Teich zu uns schafft und es lohnt sich genauer hinzuhören. Die Band aus Mexiko City interpretiert zeitgenössischen Black Metal nicht weltbewegend anders, doch bemerkenswert eigenständig.

Ihr Zweitwerk nennt sich "Los Tres Mundos" und schon formal findet sich die Zahl drei im Albenkonzept wieder. Es gibt drei lediglich nummerierte Stücke, die Einleitung, Zwischenspiel und Epilog des Album bilden, wodurch die restlichen Lieder in zwei Gruppen geteilt werden, die sich von der Spielzeit her ebenbürtig sind. Einfach machen es sich die Mexikaner nicht, denn auch ihre Musik ist auch alles andere als linear gestaltet. Vielleicht geht es etwas zu weit, der Kategorie "Black Metal" noch die Erweiterung "progessiv" oder "Avantgarde" anzuhängen, doch haben wir es hier mit vielschichtiger und äußerst abwechslungsreicher Musik zu tun. Zwar finden sich flotte und brachiale Passagen, in denen teilweise recht ansprechend zweistimmig mit sehr hohen Screams und kehligen Growls gearbeitet wird. Dann gibt es ausladende Instrumentalteile, rockige Soli, Akustikgitarren mit klassicher oder spanischer Note, klare Vocals und so weiter.

Darüber hinaus gelingt es BLACK HATE auch noch, spannende Songs zu arrangieren, die ein wenig Einarbeitungszeit benötigen, dennoch reichlich Wiedererkennungswert bieten, um schnell mit dem Album per du zu werden. Insbesondere im überlangen Titelstück finden sich auch musikalische Vorbilder wieder, die allerdings nicht wie ein Schatten über dem gesamten Album schweben. Die verspielte Depressivität, die hier gepflegt wird, erinnert bisweilen an SHINING, allerdings tritt dies nur an wenigen Stellen so deutlich zu Tage. Schlimm ist das überhaupt nicht, sollte aber zur Orientierung angemerkt werden.

Weniger schön sind hingegen die seltenen Passagen, die sich schon im Opener finden, in denen schlicht und deutlich jemand daneben liegt und im Studio keine Gegenmaßnahmen ergriffen wurden. Die Produktion ist sehr ordentlich und differenziert ausgefallen, auch wenn hier kein Megabudget zur Verfügung stand. Aber es gibt keine Rechtfertigung dafür, schiefen (mehrstimmigen) Klargesang zu akzeptieren. Der findet sich nämlich bisweilen und die ansonsten so gute Stimmung dem Album gegenüber erfährt eine empfindliche Einschränkung. Auch eine Passage im Titelstück, die hätte stimmungsvoll sein können, doch durch scheinbar nicht ganz sauber gestimmte Gitarren getrübt wird, braucht man so auf keinen Fall.

Glücklicherweise sind solche ernüchternde Momente nur selten und BLACK HATE dürfen trotz des wenig originellen Namens als Geheimtipp für vielschichten Black Metal mit Hang zum Progressiven gehandelt werden. An eine Truppe wie ENSLAVED kommen sie mit "Los Tres Mundos" noch nicht ganz heran, aber wer will es ihnen verübeln? Denn für ein zweites Album haben wir es hier mit einer wirklich starken Leistung zu tun.
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