Marillion - Sounds That Can't Be Made

Marillion - Sounds That Can't Be Made
Progressive Rock
erschienen am 14.09.2012 bei Ear Music
dauert 74:17 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Gaza
2. Sounds That Can't Be Made
3. Pour My Love
4. Power
5. Montréal
6. Invisible Ink
7. Lucky Man
8. The Sky Above The Rain

Die Bloodchamber meint:

Quo vadis, MARILLION? Die einstige britische Neo Prog-Institution, die insbesondere in den 80ern größere Erfolge verbuchen konnte und mit „Kayleigh“ sogar eine Art Smash-Hit am Start hatte, entwickelte sich stets weiter, wenn auch im überschaubaren Rahmen. Ob Art Rock, AOR oder auch Pop, immer wieder verschoben sich die Grenzen des musikalischen MARILLION-Spektrums. Unzählige Studio- und Live-Alben bzw. –DVDs umfasst die Diskografie des Quintetts, mit „Sounds That Can’t Be Made“ steht seit einigen Tagen das nunmehr siebzehnte Studioalben in den Läden.

Und was dieser neueste Output aus dem Hause MARILLION so mit sich bringt, ist äußerst zwiespältig. Auf der einen Seite wäre da der fantastische, facettenreiche Opener „Gaza“, der zwar schon recht deutlich gen Pop schielt, aber auch mit verhältnismäßig bratenden Gitarren, teilweise fast schon Industrial-Atmosphäre und diversen Breaks aufwartet. Einfach ein geiler Longtrack!
Auf der anderen Seite regiert auf „Sounds That Can’t Be Made“ überwiegend der Pop. Mal ist das Pop, der in Ordnung geht, wie beispielsweise im keyboardlastigen Titeltrack oder in dem seinem Namen jedoch nicht wirklich gerecht werdenden „Power“. Allerdings gibt es auch Pop der übelsten Sorte zu hören: „Pour My Love“ ist dermaßen seicht, dass es selbst auf einem Kuschelrock-Sampler noch negativ auffallen würde. Grausam…
Die zweite Hälfte des Albums hält mit „Invisible Ink“ immerhin noch einen etwas beschwingteren Song bereit, wobei einem der theatralische Gesang von Steve Hogarth hier schon mal ordentlich auf die Nüsse gehen kann. Auch „Lucky Man“ deutet an, dass MARILLION anno 2012 zumindest noch ein bisschen rocken können und stellt die Gitarre ein letztes Mal zwar nicht in den Mittelpunkt, aber gleichberechtigt neben die Keyboards, bevor im abschließenden „The Sky Above The Rain“ wieder der kitschige Pop die Überhand gewinnt.

Somit ist „Sounds That Can’t Be Made“ nur etwas für die ganz pop-affinen Rocker und dürfte nur den wenigsten Bloodchamber-Lesern zusagen. Dank des genialen „Gaza“ reicht es noch zu einer durchschnittlichen Wertung, was für den Opener an sich allerdings eine Beleidigung ist. Ansonsten haben Art Pop- bzw. Art Rock-Bands wie GAZPACHO, ANATHEMA oder auch THE PINEAPPLE THIEF, denen MARILLION sicher allesamt ein Vorbild sind, einfach die besseren und zum Teil deutlich rockigeren (!) Alben im Gepäck. Deshalb greift man lieber zu „Script For A Jester’s Tear“, „Fugazi“ oder einem anderen Bandklassiker oder noch besser: Man schaut sich MARILLION live an. Aber das neue Studioalbum ist nur sehr eingeschränkt empfehlenswert.
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