Hexvessel - No Holier Temple

Hexvessel - No Holier Temple
Neofolk / Progressive Rock
erschienen am 07.09.2012 bei Cargo Records
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Heaven And Earth Magic
2. Woods To Conjure
3. Wilderness Is
4. A Letter In Birch Bark
5. Elegy To Goyahkla
6. His Portal Tomb
7. Are You Coniferous
8. Sacred Marriage
9. Dues To The Dolmen
10. Unseen Sun
11. Your Head Is Reeling

Die Bloodchamber meint:

Inzwischen ist "No Holier Temple" von HEXVESSEL nicht mehr ganz taufrisch, doch sollte dies kein Grund sein, dem Album nicht die volle Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Schließlich handelt es sich dabei um eines der Highlights des inzwischen lange vergangenen Jahres 2012. HEXVESSEL haben musikalisch rein gar nichts mit Metal zu tun. Der Grund dafür, dass sie dennoch in metalaffinen Kreisen Aufmerksamkeit bekommen, liegt wohl nicht zuletzt darin, dass es die neue Band von Kvohst ist, der sowohl bei DØDHEIMSGARD als auch bei CODE gewirkt und dort seine unverkennbar genialischen Spuren hinterlassen hat. Als begnadeter Sänger begibt er sich mit HEXVESSEL in Gefilde, in denen die harschen Qualitäten seiner Stimme nicht gefragt sind, dafür kann er hier sein volles Potenzial im cleanen Gesang ausschöpfen.

HEXVESSEL sind Ekletizisten reinsten Wassers, allerdings machen sie dies unglaublich gut. Dem ganzen Album einen Stempel aufzudrücken ist schwer, denn zu vielfältig sind die Einflüsse, die zumeist nicht schwer auszumachen sind. "No Holier Temple" bewegt sich permanent zwischen (neo-)folkloristischen Elementen und Reminiszenzen an die späten 60er und frühen 70er. Der Opener könnte beispielsweise genau so auf der grandiosen "John Barleycorn Reborn" Compilation enthalten sein, die bekanntlich dem Umfeld von Tony Wakeford entstammt. Kurz darauf klingen die guten alten PINK FLOYD ("A Letter in Birch Bark") oder gar THE DOORS ("Sacred Marriage") durch. Dabei fahren HEXVESSEL einen beeindruckenden Instrumentenpark auf, der jederzeit perfekt eingesetzt und arrangiert wird. Von kammermusikalischen Stimmungen, die primär auf Streichern und Klavier basieren, über Trompete, Akkordeon, Klarinette, Maultrommel und bassige Fuzzgitarren findet sich hier alles und das auch noch am richtigen Ort.

So konfus dies zunächst klingen mag, so großartig ist es in der Umsetzung. HEXVESSEL kreieren mit "No Holier Temple" ein Album mit unglaublich vielfältigen Einflüssen, die aber zu einem stimmigen Ganzen verbunden werden. Diese Vielfalt schafft keine Brüche, sondern vielmehr fließende Übergänge. Der rote Faden wird zum einen von den filigranen Arrangements und zum anderen von der wunderschönen und zutiefst melancholischen Stimmung gebildet. Und so entsteht eine musikalische Zauberwelt, die einen so schnell nicht mehr loslässt, ist man einmal hineingetaucht. "No Holier Temple" ist ein zutiefst individuelles Album, das mit Genregrenzen spielt und sie sprengt, dabei ist es atmosphärisch schlichtweg magisch. Und inmitten all der musikalischen Konformität des 21. Jahrhunderts deshalb um so bemerkenswerter.
-