Fear Factory - Demanufacture

Fear Factory - Demanufacture
Metal / Industrial
erschienen am 16.06.1995 bei Roadrunner Records
dauert 55:16 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Demanufacture
2. Self Bias Resistor
3. Zero Signal
4. Replica
5. New Breed
6. Dog Day Sunrise
7. Body Hammer
8. Flashpoint
9. H-K (Hunter-Killer)
10. Pisschrist
11. A Therapy For Pain

Die Bloodchamber meint:

Rumms! Der saß. 1995 ließen die bis dahin eher dem gehobenen Durchschnitt zugehörigen Fear Factory einen Kracher auf die Metal-Welt los, den man so nicht erwartet hatte - weder von ihnen noch von irgendwem sonst. Stilistisch irgendwo im Spannungsfeld aus Slayer und Ministry angesiedelt (was nur als grobe Orientierung dienen soll - vergleichen konnte man diese Platte eigentlich mit nichts und niemandem), diente diese Scheibe Dutzenden von Epigonen als Blaupause. Oder woher, glaubt Ihr, haben Bands wie Korn, Limp Bizkit oder Slipknot sonst ihre metallischen Inspirationen?! Diese Aussage gilt ebenso für den Aufbau der einzelnen Songs wie den fetten Sound oder Burton C. Bells Gesang. Jawohl, GESANG! Klar konnte der Kerl brüllen wie ein angestochener Stier, aber die wirklichen Highlights setzten die Refrains, getragen von seiner klaren Stimme. Ausfälle gibts hier eigentlich keine (auch wenn ich lange brauchte, um mit "a therapy for pain" warm zu werden), und wenn man noch die beiden absoluten Übersongs "body hammer" und "replica" in Betracht zieht, dann gibt es für diese knappe Stunde Musik nur ein mögliches Fazit: Klassiker! Besser waren sie nie...

Die Bloodchamber meint außerdem:

Haben sie oder haben sie nicht?
Die Frage nach dem Drumcomputer ist immer noch nicht endgültig geklärt. Es gibt Interviews wo Bandmitglieder den Einsatz der Maschine bestätigen, dann wird er woanders wieder von jemand anderem geleugnet. Aber die bandinternen Streitigkeiten sollen heute kein Thema sein.

Fast genau vor zwanzig Jahren veröffentlichten FEAR FACTORY „Demanufacture“. Ein Album, das immer noch aus ihrer Diskografie heraussticht. Ein Album, das für 1995 als revolutionär zu bezeichnen war. Wer traute sich in dieser Zeit schon so einen klinisch kalten Sound aufzufahren und wer hatte zur passenden ein so starkes Label hinter sich stehen, das die Scheibe optimal promotet hat. Der 31. Platz in den Deutschen Albumcharts war damals für eine Metalband alles andere als normal. Mit „Replica“ wählte man den passenden Song um auf allen Samplern der großen Musikmagazine vertreten zu sein und auf den Tanzflächen der Indie-Diskos schallte es „I don't want to live this way!“

Eingespielt wurde „Demanufacture“ von Burton C. Cell und Dino Cazares. Naja, und vielleicht saß Raymond Herrera ja wirklich hinter dem Schlagzeug. Christian Olde Wolbers bekam zwar die Credits für den Bass, eingespielt hat ihn aber der dicke Dino. Jener Dino Cazares, der sich beim Abmischen mit Produzent Colin Richardsen in den Haaren hatte, so dass Roadrunner Records ein Machtwort sprechen mussten und Rhys Fulber fortan mit dem Mix beauftragten. 800.000 verkaufte Exemplare, davon 500.000 in Europa, waren das Ergebnis.

Muss man zwanzig Jahre nach der Veröffentlichung noch erklären wie „Demanufacture“ klingt? Die klirrende maschinelle Kälte, die dieses Album aus allen Poren verströmt, ist verstörend. 55 Minuten treibt es dich nach vorne, man fühlt sich wie mitten in einer großen Fabrik. Stahl auf Stahl, präzise, im Rhythmus, nicht zu erklären, aber irgendwie auch doch. Burton C. Cell schreit vor Qual, er singt und mich stört es nicht mal. Ist das eine Gitarre oder sind es die Geräusche der riesigen Fabrik? Seit fast 20 Jahren hat mich dieses Album in seinem Griff und sollte ich irgendwann mal Mitglied der IG Metall werden, wird „Replica“ die Hymne um die Fabrikarbeiter vom Joch der Bosse zu befreien.
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