Finntroll - Blodsvept

Finntroll - Blodsvept
Folk Metal
erschienen am 22.03.2013 bei Century Media
dauert 42:58 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Blodsvept
2. Ett Folk Förbannat
3. När Jättar Marschera
4. Mordminnen
5. Rösets Kung
6. Skövlarens Död
7. Skogsdotter
8. Häxbrygd
9. Två Ormar
10. Fanskapsfylld
11. Midvinterdraken

Die Bloodchamber meint:

Der gemeine "Trollus Suomicus" legt ab der Geschlechtsreife ein von außen vielleicht ungewöhnlich anmutendes Verhalten an den Tag. Der sie durchströmende Hormoncocktail macht die betroffenen Jungtiere vor allem für ihnen über den Weg laufende Außenstehende zu einer nicht zu unterschätzenden Gefahr. Mögen Sie mit ihrem putzigen Fell und den treuen, glänzenden Augen auch noch so zutraulich wirken, es ist nicht auszuschließen, dass ihnen das psychisch mit sich selbst ringende Tier aus reiner Experimentierfreude ein oder mehrere Gliedmaßen entreißt, nur um die blutigen Folgen zu beobachten. Sich ihrer massiven körperlichen Überlegenheit bewusst werdend, ist es nicht unüblich, dass diese Tiere sich plötzlich einige Meter vor unachtsamen Wanderern scheinbar aus dem Nichts zu Boden fallen lassen, nur um den verängstigten Menschen zuerst anzubrüllen und anschließend stückchenweise aufzufressen. Dies geschieht selten aus niederen Beweggründen, sondern ist rein ihren erwachenden Trieben und der frischen Sichtweise auf ihre Umgebung geschuldet. Verteufeln sollte man diese Spezies deswegen auf eine Fall, wenngleich ein wenig Sicherheitsabstand nicht verkehrt sein kann. Im Laufe seines Lebens wird nämlich auch ein Troll weiser und ruhiger. Mit einigen kann man gar ganz gut am Lagerfeuer zu Abend essen.

FINNTROLL haben sich somit nicht zu Unrecht nach dieser Spezies benannt. Anfangs noch von Sturm und Experimentierfreude gedrängt, schienen ihre Alben die Geschmäcker zu spalten. Gut 15 Jahre später geht die Band zwar immer noch teils abenteuerliche Wege, schlägt dabei aber deutlich gezieltere Wege ein. "Blodsvept" transportiert mit seinem düsteren, raumfüllenden Klang und den vielen kleinen Details das perfekte Gefühl, irgendwo im dichten Wald herumzustreunen, während nur wenig Licht durchs Geäst dringt, während unheimliche Geräusche zusammen mit schemenhaften Schatten und einer Portion Fantasie diverse schreckliche Gefahren entstehen lassen, die jeden Moment um die Ecke biegen könnten. Die jugendliche Lust am Kombinieren unterschiedlichster Stilrichtungen haben sich die Musiker dabei zwar nicht nehmen lassen, die Songs auf "Blodsvept" wirken jedoch weniger zufällig aus einer Bierlaune heraus entstanden, sondern sehr bewusst arrangiert.

Deshalb bemerkt der Hörer zunächst fast gar nicht, wie ihm Banjos, Swing, Retro-Grusel, Jazz oder Salza untergejubelt werden. Dass griffiger Metal durch hintergründigen Keyboard-Pomp zu einem ihn umschließenden Nebel verwoben wird. Oder dass ihm wohl selten so viele typische Folk-Elemente wie Flöten oder Posaunen dargeboten wurden, ohne dass er es bewusst bemerkt. Die knappe Dreiviertelstunde reicht im Grunde gar nicht aus, um "Blodsvept" in Gänze zu erfassen. Dafür sind die Songs und ihre verschiedenartigen Bestandteile einfach zu geschickt miteinander verwoben. Eines aber nimmt man sofort auf: den Spaß an der Musik, der bei anderen Bands leider allzu oft hinter aggressiven Platitüden verloren geht.

"Blodsvept" ist definitiv FINNTROLLs erwachsenstes Album. Ein Album, das Neues zulässt, der Vergangenheit aber nicht gänzlich den Rücken kehrt. Oder um es im Sinne der Einleitung auszudrücken: FINNTROLL sitzen mit deinen Freunden und dir gemütlich am Lagerfeuer und erzählen euch witzige Anekdoten vom Leben aus dem Walde. Während du dir mit schallendem Lachen ein Stück Fleisch vom Wildschwein abreißt, reißt dein Gegenüber plötzlich deinem Kumpel den Kopf von den Schultern. Wieso? Weil er es eben lustig findet.
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