In The Guise Of Men - Ink (EP)

In The Guise Of Men - Ink (EP)
Modern Progressive Metal
erschienen im April 2013 als Eigenproduktion
dauert 26:18 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Suicide Shop
2. Violent Overthrow
3. Drowner
4. Sale Paradise
5. Blue Lethe
6. Dog To Man Transposition

Die Bloodchamber meint:

Den Grad der Ernsthaftigkeit, mit der eine labellose Band ihr Tun verfolgt, kann man oft an Kleinigkeiten festmachen, die nicht primär mit der Musik zu tun haben. Oder ist es ein Zeichen von totaler Fokussierung auf die Musik, wenn man an die Magazine kaum mehr als eine unbeschriftete CD-R verschickt? Sehr wohltuend und erfrischend ist es dagegen, ein Paket wie das von IN THE GUISE OF MEN zu bekommen: Professionell, doch zurückhaltend layoutete und getextete Infos auf wertigem Papier und dazu eine schicke Verpackung der EP. Für mich spricht so etwas sowohl von Respekt gegenüber dem eigenen Werken als auch Respekt gegenüber den Schreiberlingen, die längst nicht alle so faul und / oder blöd sind, dass sie sich am liebsten an den (bisweilen grotesken) Vergleichen im Anschreiben entlang hangeln.

Damit aber genug der Vorrede und zur Band, die zwar zehn Jahre alte Wurzeln hat, doch deren aktuelle Zeitrechnung eher mit den letzten Line-up Veränderungen 2012 beginnt. IN THE GUISE OF MEN bewegen sich im Modern Prog / Djent Feld der vielen Saiten und wechselnden Rhythmen, erfreulicherweise aber ohne die „Yeah, wir sind so komplex!“-Penetranz einiger Kollegen. Das liegt vor allem daran, dass bei allem Instrumentalspektakel Frontmann Christophe ein gleichberechtigter Teil der Band ist und mit seinem kräftigen, klaren Organ weniger Dirigierter als Co-Dirigent ist. Bemerkenswert an seiner Anpassungsfähigkeit an die jeweilige Situation ist, dass er alle Stimmungslagen von an THREAT SIGNAL erinnernder Härte bis zum fragilen Tänzeln in einer Ruhesituation mit beeindruckender Selbstsicherheit und Überzeugung meistert. Eben noch stürzt er sich leidenschaftlich in einen tobenden Katarakt, kurze Zeit später entsteigt er den ruhiger werdenden Fluten als sich seiner Sterblichkeit voll bewusster Überlebender.

Nicht vergessen werden sollen seine kongenialen Partner, die bereits jetzt ein herausragendes Händchen dafür besitzen, wie man Repetitives mit spannenden Breaks und schrägen Ideen zu einer mitreißenden Dramatik verbindet, die sich mit der Zeit immer mehr von selbst entschlüsselt, so dass man sich ganz emotional auf die Musik einlassen kann, ohne das Hirn ständig rattern lassen zu müssen. Das ist in meinen Augen eine entscheidende Hürde, an der viele Bands im Metier sich abarbeiten, ohne jemals die Stufe von „Ink“ zu erreichen. Zur Gnadenlosigkeit von GOJIRA fehlt zwar noch ein wenig, aber wer bei den großen Landsleuten im Geiste mit dem Gesang hadert und mit etwas weniger Brachialität leben kann, ist bei IN THE GUISE OF MEN ganz genau richtig.
Chapeau, Monsieurs!
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