Havok - Unnatural Selection

Havok - Unnatural Selection
Thrash Metal
erschienen am 21.06.2013 bei Candlelight Records
dauert 47:56 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. I Am The State
2. Give Me Liberty... Or Give Me Death
3. It Is True
4. Under The Gun
5. Waste Of Life
6. Living Nightmare
7. Chasing The Edge
8. Worse Than War
9. Children Of The Grave (BLACK SABBATH Cover)
10. Unnatural Selection

Die Bloodchamber meint:

Mit der Erfahrung kommt die Reife, die Fokussiertheit und womöglich hat die (behauptete oder verinnerlichte) Zielstrebigkeit sogar bereits zu einem wahrnehmbaren Ergebnis geführt. Das sind für mich legitime Gedanken, wenn man in einem Promoinfo liest, das neue Album wäre eine „far more mature collection of songs“ im Vergleich zu den beiden Vorgängern. Umso überraschender, dass es bei „Unnatural Selection“ während der ersten Hördurchgänge dem Gefühl nach drunter und drüber geht.

Dabei beginnt alles ähnlich wie beim großartigen „Time Is Up“, doch nachdem „I Am The State“ und das ebenso schnelle wie griffige und unterhaltsame „Give Me Liberty… Or Give Me Death“ die ersten Schädel gespalten haben, zieht eine Politik des Verzichts in die Lieder ein. Gesang, Geschwindigkeit, Energie und Gitarren jenseits von unterstützendem Riffing kommen so schnell und oft nicht mehr zur gleichen Zeit zusammen. Deshalb wirken „It Is True“ und das Hin- und Herspringen zwischen wenigen Noten in „Worse Than War“ bisweilen fast schon schunkelig und den Galopp von „Living Nightmare“ hätte man gerne öfter mit dem Gesang von David Sanchez garniert gehört.

Wer möchte, soll das meinetwegen gerne als reifer bezeichnen, doch eine zweite Albumhälfte von HAVOK, auf der ein mäßig originelles, immerhin recht gelungenes BLACK SABBATH Cover („Children Of The Grave“) das auf Dauer auffälligste Lied ist, kann nicht nur wegen „Burn“ und „Time Is Up“ im Hinterkopf unmöglich auf reines Wohlwollen stoßen. All die gefällige Eingängigkeit von „Under The Gun“ oder „It Is True“ löst nach einigen Durchläufen nämlich vor allem den Wunsch nach mehr Action aus. Schnurzpiepegal, wie vermeintlich pubertär das Ungestüme der Vorgänger war, denn der Unterhaltungswert war deutlich höher und nachhaltiger. Das kann auch der nur vordergründig brachiale Titeltrack zum Abschluss nicht mehr wettmachen. Unter dem Strich ist „Unnatural Selection“ deshalb (auch in Anbetracht der von den vorherigen Alben geschürten Erwartungen) eine Enttäuschung, deren weiterer Punktabsturz vor allem von dem doppelt fetzigen Beginn verhindert wird.
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