White Wizzard - The Devil's Cut

White Wizzard - The Devil's Cut
Heavy Metal
erschienen am 31.05.2013 bei Earache Records
dauert 50:17 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Forging The Storm
2. Strike The Iron
3. Kings Of The Highway
4. Lightning In My Hands
5. Steal Your Mind
6. The Devils Cut
7. Torpedo Of Truth
8. Storm Chaser
9. The Sun Also Rises

Die Bloodchamber meint:

In unveränderter Geschwindigkeit hat sich auch zwischen den Alben Zwei und Drei das Besetzungskarussell bei WHITE WIZZARD gedreht, aber nach dem mehr auf Filler als auf Killer setzenden „Flying Tigers“ kann das kein so schlechter Schachzug gewesen sein. Über die nackten Zahlen decken wir großzügig den Mantel des Gedankenstrichs – Joseph Michael ist in sechs Jahren Bandgeschichte der fünfte Sänger, Jake Dreyer und Will Wallner sind die Gitarristen Sieben und Acht – und über das grauslige Cover irgendwas, Hauptsache es deckt, dann wenden wir uns schon der Musik zu, die einen echten Qualitätssprung im Vergleich zum Vorgänger gemacht hat.

Ohne den „Screaming Demon“ Wyatt Anderson geht es zwar nicht mehr over the top, aber mit Joseph Michael haben WHITE WIZZARD jemanden gefunden, der die große Stärke der Band noch deutlicher zum Strahlen bringt: die Melodien. Als echter Bandboss hat sich Jon Leon zwar sogar um den Großteil der Gesangsmelodien gekümmert, doch der gute hat offensichtlich auch ein echtes Händchen dafür („Strike The Iron“!), selbst wenn es an den Gitarren nicht ganz ohne Selbstzitate auskommt (passend: „Steal Your Mind“). Dieser Fülle an wunderbar zu pfeifenden, fröhlichen, schwungvollen und mitreißenden Melodien hat aktuell keine vergleichbare Band etwas auf Augenhöhe entgegenzusetzen.

WHITE WIZZARD gelingt es mit „The Devil’s Cut“ zum zweiten Mal, dem uralten Buch des melodischen Heavy Metal ein Kapitel in ihrer Handschrift hinzuzufügen, das man gerne wieder und wieder liest. Ebenso wichtig wie Jon Leon und Joseph Michael ist dafür das nie um einen Lead-Einfall verlegen wirkende, agile neue Duo an den Gitarren, dem zudem ein gewisser Sinn für Humor zu eigen scheint („Torpedo Of Truth“). Außerdem hat die Vergrößerung der kreativen Zelle von einer auf fünf Personen augenscheinlich dafür gesorgt, dass mehr oder weniger nichts Halbgares seinen Weg auf das Album gefunden hat und selbst das mehr als neunminütige Schlussmonstrum „The Sun Also Rises“ durchweg interessant bleibt.

Der Gute-Laune-Faktor, die zu einem unbedeutenden Faktor degradierte Aggression und der saubere Klang könnten die Qualitäten von WHITE WIZZARD vor den überzeugtesten ENFORCER-Full Speed or no Speed-Jüngern verbergen. Wer sich jedoch zu den Melodieliebhabern zählt, KATANA oder „Over The Top“ mag, sollte helle Freude an „The Devil’s Cut“ finden können. Und wenn Jon Leon seinen Mitstreitern Sicherheitsgurte anlegt, damit sie nicht nur während der anstehenden Europatour sondern auch beim nächsten Album noch fest in ihren Sätteln sitzen, würde ihm das nach diesem Streich sicher niemand verübeln…
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