Horisont - Time Warriors

Horisont - Time Warriors
Hard Rock
erschienen am 04.10.2013 bei Rise Above Records
dauert 34:19 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Writing On The Wall
2. Diamonds In Orbit
3. Ain't No Turning Back
4. Backstreet
5. Vänd Tillbaka
6. She Cried Wolf
7. Brother
8. Dodsdans
9. Eyes Of The Father
10. All Must Come To An End, Part I

Die Bloodchamber meint:

Keine Ahnung, was HORISONT vor den Aufnahmen zu „Time Warriors“ geraucht, getrunken oder gegessen haben, doch muss es eine beruhigende Wirkung auf die Retro-Schweden gehabt haben, denn von der überbordenden Leidenschaft, die „Second Assault“ zum (Hit-)Feuerwerk machte, sind auf dem Nachfolger nur ein paar lumpige Böller übrig geblieben. Die Verantwortung dafür lastet zu großen Teilen auf den Schultern von Sänger Axel Söderberg, der zwar schon immer polarisiert hat, dieses Mal aber – ich nehme kurz die Kreide aus dem Mund – heult und jault er mit erstaunlicher Präzision stets (knapp) am Ziel vorbei. Und wenn es ihn mal richtig packt, lässt sich nicht ausschließen, dass ihm bei den Aufnahmen schlicht jemand auf den Fuß getreten ist („Backstreet“, „Brother“).

Bis man einen Halt in „Time Warriors“ gefunden hat, vergeht einige Zeit, nicht zuletzt weil die Eröffnung „Writing On The Wall“ verdächtig nach dem Soundtrack eines deutschen Ruckelfilms klingt, selbstverständlich aus der Zeit, als Körperhaare noch kein konstruiertes Tabu waren. Um es kurz zu machen: Die Erlösung lässt bis zum Schluss auf sich warten, denn erst das wunderbare und dank seines in jede Faser dringenden Dramas turmhoch über dem Rest des Albums stehende „All Must Come To An End, Part I & II“ liefert den im Nachhinein verblüffend naheliegend erscheinenden Schlüssel: LED ZEPPELIN. Das Dilemma, in das sich HORISONT manövriert haben, wird davon allerdings nicht beseitigt, denn all die Aufregung, das schelmische Spiel mit dem Feuer und das Wandeln am Abgrund (No Stairway!, obviously) gehen den Schweden auf „Time Warriors“ ab.

Trotz einiger schöner Volten, die vor allem das muntere Gitarrenduo Charles van Loo & Kristofer Möller schlägt, fehlt dem Album die Fähigkeit, den Hörer in das vertonte Leben hineinzuziehen. Stattdessen ist und bleibt man ein Zuschauer, an dem weite Teile vorbeiziehen, ohne dass sich viel regt, weder zum Positiven noch zum Negativen. Als lichtere Momente neben dem Kracher würde ich noch das tänzelnde „No Turning Back“ und das geradlinige „She Cried Wolf“ bezeichnen, das ändert aber nichts Grundlegendes daran, dass „Time Warriors“ eine zahnlose Enttäuschung ist. Mit dem zweiten Missgriff in diesem Jahr, nach dem durchwachsenen Auftritt beim Rock Hard Festival, kann man HORISONT nur wünschen, dass sie auf die Zähne beißen und im nächsten Jahr zu alter Stärke zurückfinden, denn 2013 darf man jetzt getrost abhaken.
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